Berlin. Das Wachstum auf dem deutschen Fernbusmarkt hat sich verlangsamt. MeinFernbus Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein erläutert Wachstumspotentiale.
Nach einem rasanten Wachstum sinkt das Tempo auf dem deutschen Fernbus Markt. Doch in kleineren Städten und im Ausland ist durchaus noch was zu holen, wie MeinFernbus Flixbus-Geschäftsführer, André Schwämmlein, im Interview sagt.
MeinFernbus FlixBus fährt inzwischen Ski-Urlauber in die Alpen, sie wollen Gruppenfahrten anbieten und demnächst auch Zugfahrten in Österreich und Tschechien. Was ist die Strategie dahinter?
André Schwämmlein: Unser Kerngeschäft ist der Fernbus in Deutschland. Und jetzt bauen wir da drumherum weiter. Wir haben in Frankreich und Italien zwei neue Netze, die Niederlande sind gerade hinzugekommen. Das heißt, wir internationalisieren weiter. Und natürlich schauen wir auch links und rechts von unserem Kerngeschäft: Wo kann man noch irgendwo was beitragen zum Verkehrssystem? Das geht in Richtung Mobilitätsanbieter.
Sie haben ihr Angebot und ihre Beschäftigtenzahl in diesem Jahr verdoppelt. Geht das Wachstum so weiter?
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Schwämmlein: Dass wir uns im Deutschlandgeschäft verdoppeln, hört jetzt glaube ich auf. Aber es ist definitiv so, dass wir international in einem vergleichbaren Tempo weiterwachsen wollen. In Deutschland geht es jetzt darum, kluge Märkte zu finden. Das heißt für uns Verkehr in Mittelstädte, teilweise auch kleinere Städte mit 20 000, 30 000 Einwohnern. Ein Beispiel ist unsere Strecke von München nach Ravensburg. Es gibt noch viele weiße Flecken.
Werden die Preise steigen?
Schwämmlein: Der Kunde definiert den Preis. Unterbieten kann man jeden immer - so wie das Wettbewerber machen mit Null-Euro-Tickets. Aber wenn das Produkt gut ist, sollte man es nicht verramschen. Es war dieses Jahr ein intensiver Wettbewerb und es würde mich wundern, wenn es kein wettbewerbsintensiver Markt bleiben würde.
Von dem Sie drei Viertel beherrschen. Auf vielen Strecken kommt der Kunde doch gar nicht an ihnen vorbei.
Schwämmlein: Aber wir müssen ihn immer noch überzeugen. Selbst wenn man nur auf den Bus schaut: Es gibt oft genug Alternativen. Aber auch über den Bus hinaus sind wir im Wettbewerb. Natürlich gibt es einen Wettbewerb mit der Bahn und natürlich führt in die Bahn sehr hart.
Seit August ist der Fernbusmarkt in Frankreich frei. Wie kommen sie dort voran?
Schwämmlein: Es gibt die klassische Kombination: Die Staatsbahn fährt Busse - wie es sich gehört; jeder Staatskonzern, der was auf sich hält, fährt ein paar Busse! Dann gibt es noch große Konzernwettbewerber. Der Markt ist superschnell, schneller als der deutsche Markt. Das liegt auch daran, dass die Spieler ein Stück ambitionierter, professioneller sind. Und es ist ein sehr liberales Gesetz. Wir sind dort jetzt Marktführer.
Sie sind nicht glücklich über Staatsbahnen, die - wie die Deutsche Bahn - auch Bus fahren?
Schwämmlein: Darüber bin ich tatsächlich nicht sonderlich glücklich. Das leistet keinen Beitrag zu einem Markt, auf dem der Wettbewerb zwischen Privaten sehr intensiv ist - mit einem sehr guten Angebot, von dem der Kunde auch profitiert. Ich stelle in Frage, warum man als Staatsunternehmen dort Millionen verlieren muss, und das tun sie. Denn sie machen es ja nicht nur aus Trotz, sondern auch noch schlecht. Das gilt auch für Deutschland. Uns geht es übrigens nicht um "Bus gegen Bahn". Beide sollten daran arbeiten, dass wir ein öffentliches Verkehrssystem haben, das möglichst gut ist.
Machen Sie selbst denn Gewinn?
Schwämmlein: Das kann man in verschiedenen Dimensionen betrachten. Wir wollen, dass der Partner, der mit uns auf der Linie arbeitet, Geld verdient. Dass wir als Gesamtunternehmen bereit sind, überzuinvestieren, auf Marketingseite, in neue Märkte, das führt dazu, dass wir auch bereit sind, Verluste zu zahlen. Das ist eine Strategie, die wir zusammen mit unseren Investoren verfolgen.
Aber irgendwann muss auch bei Ihnen ein Gewinn rauskommen. Wann ist das?
Schwämmlein: Das kann ich noch nicht sagen. Solange wir glauben, dass wir damit auch Wert schaffen, sind wir bereit, zu investieren. (dpa)