Paris. Noch heute erzählen die Straßen von Paris vom Leben der Edith Piaf. Grabstein, Museum und Zeitzeugen lassen Besucher auf den Pfaden Piafs wandeln.

Es gibt 70.000 teils monumentalen Grabstätten, rund zwei Millionen Besucher kommen jährlich. Das Grab Nummer 71 in der 97. Division ist die letzte Adresse des Spatzen von Paris. Am 14. Oktober 1963 nahmen hier Zehntausende von dem Star Abschied, der im Alter von 47 Jahren starb.

Auch wenn sie in ihren letzten Lebensjahren im schicken 16. Stadtbezirk wohnte, blieb Edith Piaf bis zum Schluss ein Kind des ärmeren Pariser Nordens. Gerade einmal zwei Kilometer von Père Lachaise entfernt, in der Rue Belleville 72, erblickte Edith Gassion vor bald 100 Jahren das Licht der Welt. So will es zumindest die Legende, auch wenn in ihrer Geburtsurkunde das nahegelegene Krankenhaus Tenon steht. "Auf den Stufen dieses Hauses wurde am 19. Dezember 1915 in bitterer Armut Edith Piaf geboren, deren Stimme später die Welt bewegen sollte", steht auf einer Steinplatte.

Das Leben der Edith Piaf

Hier wurde Edith Piaf geboren, behauptet die Steinplatte über dem Eingang der Rue Belleville Nummer 72. Vielleicht wurde sie aber im nahen Krankenhaus zur Welt gebracht.
Hier wurde Edith Piaf geboren, behauptet die Steinplatte über dem Eingang der Rue Belleville Nummer 72. Vielleicht wurde sie aber im nahen Krankenhaus zur Welt gebracht. © Christine Longin
Im Konzertsaal des Olympia sang Edith Piaf ihre großen Hits - auch das berühmte
Im Konzertsaal des Olympia sang Edith Piaf ihre großen Hits - auch das berühmte "Je ne regrette rien". © Paris Tourist Office/David Lefranc
Auf dieser Bühne im Konzerthaus Olympia sang auch Edith Piaf. Um Geld für den Erhalt der Institution zu sichern, trat sie dort drei Monate lang jeden Abend auf.
Auf dieser Bühne im Konzerthaus Olympia sang auch Edith Piaf. Um Geld für den Erhalt der Institution zu sichern, trat sie dort drei Monate lang jeden Abend auf. © L'Olympia
Dieses historische Foto zeigt Edith Piaf im Jahr 1949. Die Chansonsängerin war auch als
Dieses historische Foto zeigt Edith Piaf im Jahr 1949. Die Chansonsängerin war auch als "Spatz von Paris" bekannt. © Leon Hoffmann
Das Privatmuseum in der Rue Crespin du Gast zeigt Erinnerungsstücke aus dem Leben Edith Piafs. Es wird von Bernard Marchois betrieben, einem Bekannten der berühmten Sängerin.
Das Privatmuseum in der Rue Crespin du Gast zeigt Erinnerungsstücke aus dem Leben Edith Piafs. Es wird von Bernard Marchois betrieben, einem Bekannten der berühmten Sängerin. ©  Christine Longin
Im dem Privatmuseum sind auch die Boxhandschuhe von Marcel Cerdan ausgestellt. Er war die große Liebe Edith Piafs.
Im dem Privatmuseum sind auch die Boxhandschuhe von Marcel Cerdan ausgestellt. Er war die große Liebe Edith Piafs. ©  Christine Longin
Das Cocktailkleid mit der weißen Pelzstola trug Edith Piaf bei ihren Auftritten mit dem Boxer Marcel Cerdan.
Das Cocktailkleid mit der weißen Pelzstola trug Edith Piaf bei ihren Auftritten mit dem Boxer Marcel Cerdan. ©  Christine Longin
Edith Piaf ruht auf dem berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise. Als die Sängerin starb, erwiesen ihr Zehntausende die letzte Ehre.
Edith Piaf ruht auf dem berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise. Als die Sängerin starb, erwiesen ihr Zehntausende die letzte Ehre. © Christine Longin
Der Park Buttes-Chaumont liegt nur fünf Minuten von Edith Piafs Geburtshaus entfernt. Dort können Touristen eine Grotte mit Wasserfall besuchen.
Der Park Buttes-Chaumont liegt nur fünf Minuten von Edith Piafs Geburtshaus entfernt. Dort können Touristen eine Grotte mit Wasserfall besuchen. © Paris Tourist Office/David Lefranc
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Die mehr als zwei Kilometer lange Straße ist die zentrale Ader des einstigen Dorfes Belleville, heute der 19. und 20. Pariser Stadtbezirk. Belleville sollte eigentlich Bellevue heißen, also schöne Aussicht, denn vom höchsten Hügel der Hauptstadt ist das Häusermeer mit dem Eiffelturm als Wahrzeichen gut zu sehen.

Harter Alltag im einstigen Arbeiterviertel

Wenig idyllisch ging es in den dreißiger Jahren in dem einstigen Arbeiterviertel zu, wo Edith Piaf in ihrer Jugend als Straßensängerin auftrat. Die Tochter des Zirkusartisten Louis Gassion und der Kaffeehaussängerin Anetta Maillard schlug sich schon mit 15 alleine in Paris durch. In den Jahren vor ihrem großen Durchbruch wohnte die gerade einmal 1,47 Meter Frau mit der gewaltigen Stimme nur einen Kilometer von ihrem Geburtshaus entfernt in der Rue Crespin du Gast.

Im Backsteinhaus der Nummer fünf betreibt die Vereinigung der Freunde Edith Piafs ein kleines Privatmuseum. In zwei vollgestopften Zimmern seiner Wohnung stellt dort Bernard Marchois, ein Bekannter Piafs, seit 1977 Erinnerungsstücke aus. Fotos, Konzertplakate, Platten und Briefe sind zu sehen.

Marchois war auch oft dabei, wenn die schmächtige Sängerin im berühmten Konzertsaal Olympia Lieder wie "Hymne à l'amour" oder "Milord" schmetterte. Am 30. Dezember 1960 sang die damals schon todkranke Piaf dort das Lied, das ihr Vermächtnis wurde: "Je ne regrette rien". (dpa)