Bern. Durch die Aufwertung des Franken ist vielen ein Urlaub in der Schweiz zu teuer. Vor allem der Osten ist betroffen - viele Hotels müssen schließen.
Mit der Aufwertung des Schweizer Franken im Januar ist Urlaub bei den Eidgenossen für deutsche Urlauber noch einmal teurer geworden. Dabei war die Schweiz schon immer sehr hochpreisig. Wie haben deutsche Urlauber auf den Preisanstieg reagiert? Darüber spricht der Präsident des Schweizer Hotelverbands Hotelleriesuisse, Andreas Züllig.
Wie waren die Buchungen in der Schweiz in diesem Sommer?
Andreas Züllig: Vor allem aus dem deutschen Markt haben wir im Sommer stark verloren. Der Rückgang lag im zweistelligen Prozentbereich. Das konnten wir teilweise mit Schweizer Gästen kompensieren. Das schöne Wetter hat geholfen, auch das ist eine wichtige Währung für uns. Und wir hatten ganz starke Zuwächse aus dem arabischen Raum und aus Asien. Für viele Chinesen und Inder gehört ein Besuch in der Schweiz einfach zu einer Europa-Reise dazu.
Wie sieht die Buchungslage für diesen Winter aus?
Züllig: Wir gehen von einem weiteren Rückgang der Logiernächte aus. Vor allem in den klassischen Skidestinationen, die stark auf den europäischen Markt fokussiert sind. Bei der Aufwertung des Franken im Januar hatten viele schon ihren Urlaub gebucht. In diesem Winter werden wir den Effekt erst richtig spüren.
Wie viele Hotels sind in ihrer Existenz bedroht?
Züllig: Wahrscheinlich werden, wie schon die letzten Jahre, 60 bis 80 Betriebe schließen müssen. Das sind vor allem Kleinstbetriebe in eher ländlichen Regionen. Gesamthaft bleibt die Anzahl der Betten aber erhalten. Dieser Konzentrationsprozess ist ganz natürlich, wird aber durch die Aufwertung des Franken noch einmal beschleunigt.
Welche Regionen leiden besonders?
Züllig: Das sind sicher die grenznahen Regionen, die nahe am deutschen Markt dran sind: Graubünden, die Ostschweiz.
Mit welchen Maßnahmen steuern die Hotels im Winter gegen?
Züllig: Wir machen verstärkt Marketing auf dem Heimatmarkt. Schließlich sind 60 Prozent unserer Gäste Schweizer. Dann gibt es Kooperationen mit den Leistungsträgern, also Bergbahnen und Skischulen, um die Kräfte zu bündeln. In Arosa zum Beispiel ist die Skischule ab zwei Nächten im Preis inklusive. Es gibt Angebote, bei denen der Skipass massiv vergünstigt ist. Im Engadin sind es 25 statt 65 Franken ab zwei Nächten. Die Differenz übernimmt der Hotelier.
Ist die Schweiz wegen des Franken-Schocks für deutsche Urlauber überhaupt noch attraktiv?
Züllig: Wir hoffen, dass wir den Deutschen weiter zu einem Urlaub bei uns bewegen können. Die Schweiz hat ihren Preis, aber auch ihre Qualität. Man hat noch nie so viel für den Preis bekommen. Es wurde viel investiert, in Wellness, Skilifte, Beschneiungsanlagen. Wir sind eine Premium-Marke, die gibt es nicht billig. Aber wir haben auch günstige Angebote, wie die Jugendherbergen. Dort gibt es ausgezeichnete Qualität zu einem sehr guten Preis.
Zur Person: Andreas Züllig ist Präsident des Schweizer Hotelverbands Hotelleriesuisse in Bern. (dpa)