Fridolfing. Immer mehr Deutsche machen Urlaub auf dem Bauernhof. Das Angebot wird größer und immer vielfältiger. Doch wie findet man einen geeigneten Ferienhof?

Die Hühner gackern, Pferde grasen auf der Weide, und der Bauer melkt die Kühe. So idyllisch sieht der Bauernhof in vielen Bilderbüchern aus. "Und genau wie im Bilderbuch wünscht sich der Gast sein Feriendomizil", sagt Bäuerin Rosemarie Reiter vom Thomahof in Fridolfing in Oberbayern.

Die häufigste Frage interessierter Urlauber lautet: "Haben Sie noch Tiere?" Besonders den Kindern sind die Tiere sehr wichtig. Sie wollen Esel streicheln, Kälber füttern und beim Melken helfen. Die ganz Kleinen spielen mit Hasen oder Katzen. Es geht darum, die Tiere auf dem Bauernhof hautnah zu erleben. Absoluter Höhepunkt ist, bei der Geburt eines Kalbes oder gar eines Fohlens dabei sein zu dürfen.

Die ersten Gäste waren "Bergarbeiter aus dem Ruhrpott"

Rosemarie Reiter kennt die Erwartungen der Gäste gut. Bald ist es ein halbes Jahrhundert her, dass erstmals Urlauber auf ihren Hof kamen. "Damals hatten wir nur zwei Gästezimmer, und es erholten sich Bergarbeiter aus dem Ruhrpott bei uns", erzählt die Bayerin.

Vieles hat sich seitdem geändert. Nicht nur, dass die nächste Generation heute den Hof leitet, auch die Gäste sind inzwischen andere. Der Mittelstand und Akademiker aus der Stadt wollen heute ihren Kindern zeigen, dass die Kuh nicht lila ist. Gesucht wird das authentische Bauernhoferlebnis. Doch wie den geeigneten Hof finden?

Landleben pur für Groß und Klein im Schwarzwald.
Landleben pur für Groß und Klein im Schwarzwald. © dpa/Landsichten.de

Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt einen Hof, der vom Verein Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland und ihren Landesarbeitsgemeinschaften geprüft und zertifiziert wurde. "Unsere Bauernhöfe werden noch aktiv bewirtschaftet. Meist gibt es Tiere, zumindest aber Streicheltiere", sagt die Geschäftsführerin Franziska Schmieg. "Und der Gast kann eine persönliche Betreuung erwarten." Wer mag, kann meist mit anpacken. An die Kleinen ist gedacht: Kinder können als Mini-Bauern auf Zeit ein "Stalldiplom" ablegen.

Trend geht klar Richtung Komfort

Was die Unterbringung angeht, haben Ferienwohnungen längst die früher üblichen Gästezimmer abgelöst. Die Ausstattungsqualität der Unterkünfte wird bei etwa drei Vierteln der anbietenden Betriebe in Deutschland mit den bekannten Sternen des Deutschen Tourismusverbands dokumentiert. Die meisten Bauernhofquartiere sind mit drei und vier Sternen ausgezeichnet. Der Trend bei neuen Anlagen geht klar Richtung Komfort: Ferienwohnungen mit vier Sternen sind besonders nachgefragt.

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Es gibt aber auch preisgünstige Angebote, wie etwa die neuen mobilen Ferienhäuser. Diese Häuser auf Rädern mit einfacher Ausstattung stehen am Hof meist mitten im Grünen. Tendenziell billiger als in Deutschland sind Anbieter in Osteuropa, zum Beispiel in Polen oder Slowenien, die den Trend Bauernhofurlaub für sich entdeckt haben.

Gästeanfragen kämen heutzutage fast ausschließlich über das Internet, erklärt Franziska Schmieg. Entweder fragen die Urlauber direkt beim Hof oder auf der Webseite www.landsichten.de, dem größten Portal für Urlaub auf dem Bauernhof in Deutschland. Unterschieden wird das Angebot zwischen dem klassischen Bauernhof und dem Reiter-, Winzer-, Fischer-, Obst- oder Erlebnishof.

Nachfrage steigt

Tiere füttern zählt zu den besonders einprägsamen Erlebnissen während eines Bauernhof-Urlaubs.
Tiere füttern zählt zu den besonders einprägsamen Erlebnissen während eines Bauernhof-Urlaubs. © dpa/Landsichten.de

Die Nachfrage nach Urlaub auf dem Bauernhof steigt, auch wenn es sich insgesamt um ein touristisches Nischenprodukt handelt. In Deutschland bieten etwa 9900 Betriebe den typischen Urlaub auf dem Bauernhof an. Das bedeutet: Der Anbieter betreibt als Haupterwerb immer noch eine Landwirtschaft. Für den Bauern ist es aber oft schwierig, den Tourismus nebenher zu managen. Viele Betriebe geben deshalb die Landwirtschaft auf und bauen das Gästeangebot auf ihrem Hof aus. "Viele werden größer, professioneller und spezialisieren sich", erklärt Schmieg. Die Zahl der Anbieter sinkt, aber die Bettenzahl steigt. Waren früher auf einem Hof zwei Ferienwohnungen mit zehn Betten üblich, sind es heute oft zehn Wohnungen mit 40 Betten.

Urlaub auf dem Bauernhof bedeutet also nicht immer, dass ein Hahn auf dem Misthaufen kräht. So hat sich in den vergangenen Jahren der Begriff "Landurlaub" weiterentwickelt. Die Ferienquartiere dieser Kategorie befinden sich oft auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb. Gerne werden sie von "Best-Agern" ohne Kinder gebucht. In den östlichen Bundesländern ist der Landurlaub häufiger anzutreffen als der klassische Urlaub auf dem Bauernhof, wie man ihn in Bayern, Baden-Württemberg oder Niedersachsen kennt.

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Wer dagegen einen eher kleineren, noch aktiven Hof in den Bergen sucht, kann sich in Südtirol umsehen. "Unsere Mitgliedsbetriebe verfügen über maximal fünf Ferienwohnungen oder acht Gästezimmer", erläutert Valentina Thurner vom Roten Hahn. Unter dieser Marke des Südtiroler Bauernbundes haben sich 1600 Höfe zusammengeschlossen, die nebenbei Bauernhofurlaub anbieten.

Der Gast hilft mit

"Auf einem authentischen Bauernhof muss der Tourismus Nebenerwerb bleiben", sagt Thurner. "Wir wollen, dass die Bergbauern auch mit kleinen Höfen überleben können." Die hofeigenen Produkte spielen dabei eine zunehmend größere Rolle. So wird aus den eigenen Äpfeln wieder selbst Saft gemacht, der Gast hilft mit. Er lernt auch buttern, backen, flechten oder schnitzen. Am Ende des Urlaubs nimmt er die Hofprodukte als Souvenir mit nach Hause.

Auch das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Gäste vergrößert und verfeinert das Angebot der Bauern: Es gibt Zimmer mit naturbelassenen Möbeln oder speziell für Allergiker, Kräuter-Wanderungen, Wollbäder oder Heubetten. In Österreich, wo etwa 2500 Höfe Urlaubsmöglichkeiten anbieten, ist dieser Trend zu zusätzlichen Angeboten ebenso im Gange.

Wer Urlaub auf einem Bauernhof machen möchte, muss langfristig planen. "Beliebte Höfe sind meist ein Jahr im Voraus ausgebucht", sagt Rosemarie Reiter vom Thomahof. Stornierungen gebe es selten. "Eigentlich nur bei Krankheit oder Scheidung." (dpa)