Essen. Gibt es neue Sicherheitslücken in Flugzeugen? Ein IT-Sicherheitsexperte behauptet, er könne sich in Flugzeuge hacken und sogar Triebwerke abschalten.
Dieser Fall schlägt Wellen: Der IT-Sicherheitsexperte Chris Roberts wurde vergangene Woche in den USA verhaftet und stundenlang vom FBI verhört. Er hatte behauptet, sich über seinen Computer Zugang zu den Cockpit-Systemen einer United Airlines-Maschine verschaffen zu können. Ein Verdacht, der nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein scheint, denn das FBI warnt inzwischen gemeinsam mit der für Grenzkontrollen zuständigen Transportsicherheitsbehörde (TSA) US-Fluggesellschaften vor Angriffen auf flugzeugeigene Computersysteme durch Hacker.
Das Reisen über den Wolken hätte somit eine ernstzunehmende Bedrohung mehr. Roberts zufolge sei es möglich, auf Reiseflughöhe „sogar die Triebwerke abzuschalten, ohne dass die Piloten dies verhindern können“. Eine Aussage von höchster Brisanz. Und noch dazu eine, mit der Roberts die Hersteller Boeing und Airbus bereits mehrfach konfrontiert haben will, ohne dass diese reagiert hätten.
Das Reise Journal hat bei Lufthansa Technik nachgefragt, ob ein derartiger Angriff aufs Cockpit tatsächlich möglich ist. Antwort: Die Gefahr eines Hackerangriffs auf das in Lufthansa-Langstreckenflugzeugen betriebene WLAN-System FlyNet sei „nach heutigem Stand sehr gering“. Im Falle eines Angriffs hätte dies keine Auswirkungen auf die im Cockpit befindlichen Systeme. Als Begründung nennt die Lufthansa, dass FlyNet „komplett unabhängig von den Cockpitsystemen und der Steuerung betrieben wird“. Es könne daher „nicht die Kontrolle über das Flugzeug übernommen werden“.
Für Flugzeuge der Lufthansa mag das heute so stimmen, doch bleibe das Problem ein generelles, gibt Flugexperte David Haße vom Fachportal Airliners.de zu bedenken. „Alle Fluglinien arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Vision des vernetzten Fliegens“, so Haße. Dass Passagiere über den Wolken etwas auf Facebook posten wollten, sei dabei nur ein Randaspekt. „Doch überall, wo Computersysteme im Spiel sind, entstehen unausweichlich Sicherheitslücken“, so Haße.
Terroristischer Boomerang
Und manches, was für die Zukunft der Flugsicherheit gut gemeint ist, könnte sogar zum terroristischen Boomerang werden. So wurde im Zuge des Germanwings-Absturzes der Ruf nach einer Möglichkeit laut, Flugzeuge im Notfall vom Boden aus steuern zu können. „Das“, so Haße, „das könnte dann wirklich eine gefährliche Schnittstelle sein“.