Essen. Aus Angst vor Einbußen in der Toursimusbranche wehren sich die namibischen Einwohner der damaligen Kolonialstadt Lüderitz gegen eine Umbenennung.

Es ist eine Diskussion, die bereits vor zwei Jahren emotional geführt worden ist. Und bereits damals wollte der Präsident Namibias das einstige Kolonialstädtchen Lüderitz per Dekret umbenennen: in Naminüs. Doch sein Ansinnen scheiterte. Zwar fand und findet die Tilgung kolonialer Namen bis heute großen Zuspruch in ganz Afrika und Namibia – doch in Lüderitz wehrt sich die einheimische Bevölkerung hartnäckig. Sie fürchtet um Einbußen im Tourismus.

Tatsächlich hat der Kolonialtourismus in Namibia eine gewisse Bedeutung. Nur hier ist für Geschichtsinteressierte der imperiale Größenwahn des Deutschen Reiches noch greifbar. Deutsche Straßenschilder, Architektur und Bäckereien mit Schwarzwälderkirschtorte sind bis heute das Erbe Deutsch-Südwestafrikas, wie die größte Kolonie des Kaiserreichs (1884 - 1915) hieß.

Christian Leetz
Christian Leetz © MSG

Dass 2015, 100 Jahre nachdem die kaiserliche Schutztruppe endgültig geschlagen wurde, die Umbenennung wieder ein Thema ist – verständlich. Denn so romantisch heute alles wirkt, die Wunden sind noch nicht verheilt. Auch weil sich hierzulande nur wenige der Gräueltaten bewusst sind.

Jeder Jugendliche lernt im Geschichtsunterricht die NS-Geschichte rauf und runter. Dass keine 30 Jahre vor Hitlers Machtergreifung die Niederschlagung des Herero-Aufstandes durch Generalleutnant Lothar von Trotha Zehntausende das Leben kostete, wissen aber nur wenige. Und dass die Internierungslager in der Kolonie als Generalprobe für spätere NS-Verbrechen zu sehen sind, noch weniger.

In diesem Sinne: Naminüs statt Lüderitz. Bitte.