Vail/Beaver Creek. Vail ist der Gigant der US-Ski-Landschaft, Beaver Creek das Synonym für Luxus. Beide sind fit für die Ski-WM 2015 - und für Otto Normalskifahrer.
Vail in den Rocky Mountains ist ein Weltstar. Wer da war, schwärmt von den breiten, oft menschenleeren Pisten und dem legendären "Champagne Powder". Das größte Ski-Resort der USA steht fast auf jeder Top-10-Liste der besten Skigebiete. Und vom 2. bis 15. Februar findet nun auch noch die Alpine Ski Weltmeisterschaft in Vail und Beaver Creek statt.
Beaver Creek liegt mit dem Shuttlebus nur 20 Minuten von Vail entfernt und wirkt wie die Kulisse eines Weihnachtsfilms von Walt Disney. Tausende mit Lichterketten geschmückte Tannenbäume weisen vom Taleingang den Weg hinauf ins Village. Dort stehen große Luxushotels. Die Gehwege zwischen den Boutiquen, Galerien, Cafés, Bars und Restaurants sind beheizt, zu den Skiliften führen Rolltreppen.
Auf den ersten Blick sieht Beaver Creek aus wie eine heile Ski-Kunstwelt. "Vom ersten Eindruck aber sollte man sich nicht täuschen lassen", meint Mike Williams, der seit Jahren als Skilehrer in Vail und Beaver Creek arbeitet. "Hinter Beaver Creeks nobler Fassade schlägt ein Sportlerherz", betont Williams.
148 Pisten
Eine Hälfte der 148 Pisten bestehe aus leichten bis mittelschweren Genusspisten, die andere Hälfte sind rassige Abfahrten für Könner. "Black Diamond" heißen die anspruchsvollen Pisten in Nordamerika, die allerschwersten werden mit "Double Black Diamond" ausgewiesen - gern mit einem Warnhinweis kombiniert.
Bei den Gesprächen im Lift erfährt man von Einheimischen, welchen Wall-Street-Milliardären oder Hollywood-Stars die schönsten Villen mitten im Skigebiet gehören. Hinter Skihelm und dunkler Schneebrille kaum erkennbar mischen sich Beaver Creeks Promis auf den Pisten unbemerkt unter die normalen Urlauber.
Neuschnee gibt es häufig in den Rockies. Rund neun Meter fallen pro Jahr vom Himmel - und das als feinster, trockener Pulverschnee. Vail liegt auf 2476 Metern und damit bereits höher als die Gipfel der meisten Skigebiete in den Alpen. Die höchste Liftstation steht auf 3527 Metern, höher als diejenigen der Tiroler Gletscher.
Trockene und kalte Luft
Die trockene und kalte Luft hält den Schnee so herrlich pulvrig. "Auf diesem Schnee lassen sich die Ski leichter drehen, und selbst Tage nach dem letzten Schneefall finden wir in dem riesigen Gebiet noch unverspurte Tiefschneeabfahrten", erzählt Williams. Vor allem in den Wäldern bleibe der Schnee besonders lange schön pulvrig.
Anders als in den Alpen darf man in den USA innerhalb der Ski-Gebiete kreuz und quer durch die Wälder fahren, in denen die Bäume oft so weit auseinander stehen, dass auch normalsterbliche Skifahrer problemlos durch den Naturslalom kommen. In den sogenannten "Slow Zones" achtet die Ski Patrol streng darauf, dass Anfänger und Genussskifahrer nicht durch Tempobolzer gefährdet oder erschreckt werden. "Wer zu schnell fährt, ist den Skipass los", sagt Williams. Gerast werde in Vail und Beaver Creek nur bei den WM-Rennen.
Auch interessant
"Für Ski-Urlauber wird die WM so gut wie keine Einschränkung mit sich bringen", versichert die Präsidentin des WM-Organisationskomitees Ceil Folz. Nur ganz wenige Pisten seien für die Rennen und das Training der Athleten gesperrt. Vails Skiberg sei so gut wie gar nicht betroffen. "Wir wollen eine WM für die Fans sein." Der Eintritt zu den Rennen ist kostenlos, täglich gibt es Veranstaltungen und Konzerte - auch eine Gala mit Opern-Star Anna Netrebko. Das Renngeschehen spielt sich überwiegend in Beaver Creek ab, die Show in Vail, das Amerikaner für eine Art Alpendorf halten.
Vail ist nobler geworden
Seit der letzten WM 1999 hat sich Vail aber stark verändert. Ganze Quartiere wurden umgebaut, neue Luxushotels und Appartementhäuser gebaut. Vail ist nobler geworden, was man an den vielen neuen Edel-Boutiquen, Gourmet-Restaurants und Feinschmecker-Adressen wie der von Starkoch Nobu Matsuhisa im Ort ablesen kann.
Während viele andere Ski Resorts in den USA nach der Finanzkrise Probleme hatten, boomt Vail. Dank des mächtig herausgeputzten Ortszentrums, des gigantischen Skibergs und auch, weil der Ski-Pass auch in Vails Schwester-Resorts Breckenridge und Keystone gilt. Die liegen auf halber Strecke zwischen Vail und Denver und sind in rund einer Stunde über den Highway bequem erreichbar. Wem der WM-Trubel in Vail und Beaver Creek zu viel wird, hat mit Breckendridge und Keystone zwei hervorragende Alternativen.