Berlin. Der längste Stollen, die größte Wurzelkrippe, der älteste Markt - vor Weihnachten übt sich Deutschland in Superlativen.

Größte Kerze, größter Kranz, größte Krippe: Vor Weihnachten herrscht in Deutschland Rekordfieber. Dahinter stecken neben Benefizaktionen auch Städtemarketing und Einzelhändler, die Lust aufs Kaufen machen wollen. Nur ein bisschen Glühwein und gebrannte Mandeln, das reicht nicht mehr aus. Eine Auswahl von spektakulären Aktionen:

Der Stollen: Dresdens Bäcker haben wieder an einem Rekordstriezel gebacken. In den Backstuben und Konditoreien des Schutzverbandes "Dresdner Stollen" fertigten sie etwa 400 Teilstücke, die schließlich zusammengesetzt wurden: eine Kalorienbombe aus Mehl, Zucker, Butter, Sultaninen, Zitronat, Orangeat und Rum.

Die Kerze: Auf dem Markt der hessischen Kleinstadt Schlitz leuchtet die vielleicht größte Kerze der Welt. Sie besteht aus einem 36 Meter hohen Steinturm, 110 Glühbirnen sind zu einer sechs Meter hohen Flamme arrangiert. Das Ganze ist 42 Meter hoch. Sie fand auch schon Erwähnung im Guinness-Buch der Rekorde. Einzelhändler haben die Aktion 1991 gestartet.

Der Adventskalender: Das laut Veranstalter "weltgrößte Adventskalenderhaus" steht in Gengenbach im Schwarzwald. Bis Heiligabend wird jeden Tag ein Fenster geöffnet. Als Kulisse dient das historische Rathaus der Kleinstadt. An seinen 24 Fenstern erstrahlen in diesem Jahr Kinderbuchfiguren wie das Sams, Grüffelo, Harry Potter, Karlchen oder Pippi Langstrumpf.

Superlative im Advent

Rekordstriezel in Dresden: Das über drei Tonnen schwere Weihnachtsgebäck wird zu karitativen Zwecken in Einzelportionen verkauft.
Rekordstriezel in Dresden: Das über drei Tonnen schwere Weihnachtsgebäck wird zu karitativen Zwecken in Einzelportionen verkauft. © Matthias Hiekel
Im hessischen Schlitz leuchtet die angeblich größte Kerze der Welt: 42 Meter ist sie hoch.
Im hessischen Schlitz leuchtet die angeblich größte Kerze der Welt: 42 Meter ist sie hoch. © Arne Dedert
In Gengenbach in Baden-Württemberg steht das nach Angaben des Veranstalters
In Gengenbach in Baden-Württemberg steht das nach Angaben des Veranstalters "weltgrößte Adventskalenderhaus". Als Kulisse dient das historische Rathaus. © Patrick Seeger
1000 von Hand gesammelte Wurzeln, 40 Figuren und 85 Tiere gibt es in der Naturwurzelkrippe im Westerwald zu sehen.
1000 von Hand gesammelte Wurzeln, 40 Figuren und 85 Tiere gibt es in der Naturwurzelkrippe im Westerwald zu sehen. © Thomas Frey
So groß ist der riesige Adventskranz in Erbstorf bei Lüneburg, dass Mitglieder der Feuerwehr locker in seiner Mitte stehen können.
So groß ist der riesige Adventskranz in Erbstorf bei Lüneburg, dass Mitglieder der Feuerwehr locker in seiner Mitte stehen können. © Philipp Schulze
Deutschlands bekanntester Markt ist der Christkindlesmarkt in Nürnberg. Bis Heiligabend werden hier etwa zwei Millionen Gäste erwartet.
Deutschlands bekanntester Markt ist der Christkindlesmarkt in Nürnberg. Bis Heiligabend werden hier etwa zwei Millionen Gäste erwartet. © Daniel Karmann
Nicht zu übersehen: Auf dem Römerberg in Frankfurt steht ein 30 Meter großer Weihnachtsbaum.
Nicht zu übersehen: Auf dem Römerberg in Frankfurt steht ein 30 Meter großer Weihnachtsbaum. © Frank Rumpenhorst
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Die Krippe: Waldbreitbach im Westerwald, selbst ernanntes "Weihnachts- und Krippendorf", geht wieder auf Rekordjagd. Dort lockt zur Weihnachtszeit die "weltweit größte Naturwurzelkrippe". Bestandteile: 1000 von Hand gesammelte Wurzeln, 40 Figuren und 85 Tiere.

Der Kranz: Einer der größten Adventskränze Europas hängt im niedersächsischen Lüneburg. Der Aluminiumkranz mit einem Durchmesser von 13 Metern ist 1,5 Tonnen schwer. Mit einer SMS oder per Anruf können seine Lichter zum Leuchten gebracht werden - eine Aktion für Flüchtlingskinder. Im Dörfchen Erbstorf, ganz in der Nähe von Lüneburg, haben Feuerwehrleute in einer Benefizaktion aus echtem Grün einen Kranz mit 19,50 Meter Durchmesser gebastelt. Mächtige Konkurrenz zum Beispiel für Kaufbeuren in Bayern, das seit Jahren mit einem Rekordkranz wirbt.

Die Märkte: Deutschlands bekanntester Markt ist der Christkindlesmarkt in Nürnberg, der bis Heiligabend etwa zwei Millionen Gästen aus aller Welt erwartet. Er geht auf das Jahr 1628 zurück. Damit ist er nicht der älteste Markt in Deutschland. In Sachsen finden sich zwei Anwärter mit einer längeren Geschichte: Bautzen feiert den 630. Wenzelsmarkt, Dresden den 580. Striezelmarkt.

Die Bäume: Auch in diesem Jahr dürfte die Hochhausmetropole Frankfurt mit ihrem Weihnachtsbaum viele deutsche Städte überragen. Auf dem Römerberg steht eine 30 Meter große Fichte aus der österreichischen Steiermark.

Das schlechteste Image kann Berlins "Pannenbaum" an der Gedächtniskirche für sich beanspruchen. Eine aus Bayern gelieferte Fichte war mal so unansehnlich, dass sie an Elefanten verfüttert und "bayerische Provokation" getauft wurde. Ein anderes Exemplar zerbrach schon beim Transport. Immerhin: Diesmal ging beim Aufstellen an der Gedächtniskirche alles glatt.

Was hält der Tourismusverband von den Superlativen?

"Weihnachtsmärkte sind beliebter denn je und gehören zum kulturellen Erbe in Deutschland", sagt die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes, Claudia Gilles. Superlative als Lockmittel findet sie legitim. Viele Märkte setzen aber auch einen Gegentrend mit handgemachten und traditionellen Angeboten oder vereinen beides, wie Gilles beobachtet. "Das "höher, größer, ausgefallener"-Prinzip sollte kein Selbstzweck sein, damit der Weihnachtsmarkt nicht zum austauschbaren Rummelplatz wird."

Doch auch andernorts in der Welt werden zu Weihnachten die Superlative aufgefahren. Im brasilianischen Rio de Janeiro etwa wurde am Wochenende der höchste schwimmende Weihnachtsbaum der Welt eingeschaltet. Die 542 Tonnen schwere und 85 Meter hohe Stahlkonstruktion auf dem Rodrigo-de-Freitas-See wird von 3,1 Millionen Glühlampen erleuchtet. 120 Kilometer an Lichterketten wurden verlegt. Bis zum 6. Januar 2015 zeigt der im Guinness-Buch der Rekorde eingetragene Riese abends und nachts wechselnde Lichtmotive. (dpa)