München. Ob nun Dresden oder Nürnberg den ältesten Weihnachtsmarkt hat, sei dahingestellt. Viele Städte bieten in der Weihnachtszeit ein buntes Treiben auf den Marktplätzen. Dabei hat so mancher Markt seine Eigenheiten, die die Besucher jedes Jahr auf Neue herbeilocken.

Da ist er wieder, dieser Duft: nach Tannengrün und gerösteten Mandeln, Glühwein und Lebkuchen. Ob in Fachwerk- oder Barockstädten, in Schlössern oder ganz dörflich in den Bergen: Alljährlich im Dezember erstrahlen Städte im Lichterglanz der Christkindlmärkte. Vor mindestens 600 Jahren soll es in Deutschland und Österreich die ersten gegeben haben. Viele haben eigene Traditionen und verkaufen regionale Spezialitäten: mundgeblasenen Glas-Schmuck, handgeschnitzte Krippenfiguren und die Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge.

Dresden oder Nürnberg: Wer ist der Älteste im ganzen Land?

Der Dresdner "Striezelmarkt" wurde erstmals 1434 erwähnt. Bekannt ist er für sein handwerkliches Kunstwerk wie Keramik aus der Lausitz, Schnitzereien aus dem Erzgebirge und seinen Dresdner Christstollen. Der berühmteste von allen ist der Nürnberger Christkindlmarkt, der sich aber mit Dresden um den Titel "ältester" streitet. Stets am Freitag vor dem ersten Advent eröffnet das Nürnberger Christkind um 17.30 Uhr von der Empore der Frauenkirche aus mit dem feierlichen Prolog "seinen" Markt. Bis zum Heiligen Abend kommen rund zwei Millionen Gäste. Auf dem Hauptmarkt konkurrieren jedes Jahr 180 hölzerne Stände mit rot-weißen Stoffdächern um den Titel "Goldener Zwetschgenmoh". Das ist für Nürnberger die größte Auszeichnung überhaupt: Wer den Titel trägt, verkauft nicht unbedingt den besten Lebkuchen, besitzt aber nach Meinung der Stadtverwaltung die schönste Bude.

Von wegen besinnlich: Pink Christmas in München, Hamburg oder Berlin

Wer es eher laut und bunt statt besinnlich mag, für den gibt es "Pink Christmas": So nennt sich der Christkindlmarkt für die schwul-lesbische Community in München. Schrille Schlager, Travestiestars und der schwul-lesbische Regenbogenchor tönen von einer Showbühne auf dem rosa Weihnachtsmarkt. Zwischen Kokosmakronen, Nougattalern und Spekulatius finden sich auch Kondome, Gleit-Gel und Sex-Ratgeber. 2005 fand "Pink Christmas" klein im Glockenbachviertel statt. Inzwischen ist er auf den Stephansplatz vor dem Alten Südfriedhof umgezogen. Der Veranstalter expandierte mit dem Konzept nach Berlin und Hamburg; auch dort gibt es inzwischen "Pink Christmas". Und wer es ganz bequem haben will, steigt in München einfach in die Christkindl-Tram ein: Die kutschiert täglich ihre Fahrgäste durch das adventliche Treiben ihrer Stadt. Drinnen gibt es Glühwein, Punsch, Plätzchen und Musik - also fast alles, was auch die Stände bieten. Nur eben ohne kalte Füße.

Dezemberklassiker fürs Gemüt: Ein deutscher Exportschlager

Adventsmärkte gibt es inzwischen in Mitteleuropa, in Nordamerika und Fernost. Die meisten sind in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren entstanden, manche blicken aber auch auf eine lange Tradition zurück: wie die Märkte am Salzburger Dom oder vor dem Wiener Rathaus. Wer trendige Alternativen sucht, findet sie im Wiener Museumsquartier, wo DJs auflegen oder in Graz mit Lichtprojektionen und dem größten Adventskalender Europas. Die Bozener haben sehr erfolgreich das Konzept des Nürnberger Christkindlmarktes kopiert. Inzwischen verbreitet sich der adventliche Budenzauber bis an die Adriaküste.

"Weihnachtshauptstadt Europas": der "Christkindelsmärik" in Straßburg 

Die Straßburger nennen sich selbst "Capitale de Noel" Europas. Seit 1570 erstreckt sich der "Christkindelsmärik" über mehrere Straßen und Plätze der Innenstadt, dabei insbesondere den Broglieplatz und den Münsterplatz. Zu Essen gibt es elsässische Spezialitäten wie Flammkuchen oder Bredele (Weihnachtsplätzchen) und andere Leckereien. Ein echter Hingucker: der riesige Weihnachtsbaum auf dem Place Klèber. Zwölf Märkte verteilen sich im Zentrum - ein besonderer: Der Markt auf dem Gutenberg-Platz. Hier stellen fremde Kulturen aus. 2012 ist Georgien zu Gast und präsentiert seine kaukasischen Traditionen.

Nervenkitzel im Kopenhagener Tivoli

Wenn es kaum mehr richtig hell wird in Dänemark, gegen Ende November, ist Tivoli, Europas ältester Vergnügungspark, ganz auf Weihnachten eingestellt: Der gesamte Park sieht dann aus wie in einem Christmas-Film, Restaurants setzen dänische Weihnachtsspezialitäten auf ihre Karte (Jule-Menüs), und in Holzbuden werden Handarbeiten und Geschenke verkauft. Mutige können das Adventstreiben aus etwas mehr Distanz beäugen: bei einer Fahrt auf der weltweit ältesten Achterbahn aus Holz. Nicht fehlen darf auch hier der Glühwein, der auf Dänisch Gløgg heißt.

Eislaufen und Buden-Zauber in New York: der Bryant Park

Bei New York in der Vorweihnachtszeit denken alle nur an Shopping. Dabei gibt es im Bryant Park im New Yorker Stadtteil Manhattan einen Weihnachtsmarkt, der all das bietet, was der Deutsche von daheim kennt: Stollen, Bratwurst und Glühwein. Und noch viel mehr: Auf der Eislauffläche ziehen New Yorker umgeben von Wolkenkratzer ihre Pirouetten. Wenn dann noch Schnee vom Himmel purzelt, fühlt man sich wie im Winter-Wonderland.

Warmer Wodka und Folklore: Weihnachtsmarkt in Krakau

Wer Hochprozentiges mag, ist in Polen immer richtig: Auf dem ältesten und bekanntesten Weihnachtsmarkt Polens, in Krakau, gibt es neben Glühwein auch Wodka - wahlweise eisgekühlt oder heiß. Passende Grundlage für den heißen Wodka liefern deftige polnische Würste und Käsespezialitäten. Unbedingt anschauen: Weihnachtskrippen. Jedes Jahr beteiligen sich rund 150 Krippenbauer an einem Wettbewerb, der bis ins Jahr 1937 zurückreicht. Die Krippenbauer präsentieren ihre Arbeiten am ersten Donnerstag im Dezember auf dem Krakauer Marktplatz. Danach werden die schönsten Modelle bis Februar im benachbarten Historischen Museum gezeigt. (dapd)