Edinburgh. Für ein angenehmes Klima ist Schottland nicht gerade bekannt. Dennoch ist die Hauptstadt Edinburgh ein beliebtes Reiseziel für unzählige Touristen. Eine Stadt, die mit Whisky, Dudelsackmusik und geschichtsträchtigen Gebäuden ihren ganz eigenen Charme versprüht.

Unzählige Menschen, eingepackt in warme Jacken, Schals und Mützen, drängen sich aneinander vorbei und versuchen, Wind und Kälte zu trotzen. Die grauen Wolken am Himmel lassen Regenschauer vermuten. Schottlands Hauptstadt Edinburgh ist nicht gerade für ein freundliches Klima bekannt – und trotzdem eine beliebte Touristendestination. Jedes Jahr strömen Menschen aus aller Welt hierher, um sich das Castle, das Scott Monument und die Royal Mile anzusehen. Die bekannte Pflasterstraße schlängelt sich vorbei an buntbemalten Türen, Cafés und Restaurants, Bücherläden, Souvenirshops und landestypischen Pubs. Überall wird traditioneller Whiskey oder schottische Wolle angeboten.

Vor der St. Giles Kathedrale steht ein rothaariger Mann in grün-kariertem Kilt, der die inoffizielle Nationalhymne „Scotland the Brave“ auf einem Dudelsack spielt. Das Instrument fordert seinem Spieler einiges ab, die Anstrengung ist ihm deutlich ins von der Kälte gerötete Gesicht geschrieben. Trotzdem bedankt sich der Mann lächelnd für die Münzen, die ich ihm in seinen Koffer werfe. Auch die anderen Passanten sind begeistert, untermalt die Musik doch den einzigartigen schottischen Flair Edinburghs.

Bewegte Geschichte in kleinen Häppchen

Die Royal Mile endet am Fuß des Castle Rock und die steinernen Gebäude geben den Blick auf das Schloss frei, das auf einem vulkanischen Hügel thront. Das Portcullis Gate führt zum Innenhof der Anlage, von wo aus sich wunderbare Ausblicke über die ganze Stadt bieten. Die berühmte Princes Street ist zu sehen, der angrenzende Park mit dem in herbstliche Farben getauchten Scott Monument und weiter weg sind die ersten Ausläufer der Highlands auszumachen – sofern die Wolken den Blick frei geben. Sogar hier im Castle können Besucher Whiskey verkosten und Zeugen des schottischen Nationalstolzes werden. Denn die bewegte Geschichte des Landes wird in mehreren kleinen Museen erzählt.

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Wind und Kälte verleiten viele Touristen zu einem Pub-Besuch. Die ganz Mutigen versuchen sich am schottischen Nationalgericht Haggis, aber Schafsmagen mitsamt Innereien ist nun mal nicht jedermanns Sache. Meine jedenfalls nicht. Zum Glück gibt es zahlreiche andere Köstlichkeiten und Möglichkeiten sich aufzuwärmen. Etwas abseits des Getümmels der Royal Mile gibt es ein kleines rotes Café, das unscheinbar wirken würde, wenn nicht eine Traube fotografierender Menschen davor stehen würde. Im Elephant House schmecken die Muffins und der Kaffee nicht nur besonders gut, hier begann auch vor Jahren die Geschichte eines weltbekannten Zauberschülers. J.K. Rowling schrieb die ersten Teile ihrer Harry Potter-Reihe an einem Tisch im hinteren Bereich des Cafés und blickte dabei auf das Edinburgh Castle.

Stadt der Autoren

Autoren scheinen die windige Stadt ohnehin zu mögen. Das weltweit größte Denkmal eines Schriftstellers befindet sich im Princes Street Garden – zu Ehren des Schotten Sir Walter Scott. Das Monument steht gegenüber der sehenswerten Einkaufsmeile Edinburghs, in einem Park mit saftig grünen Wiesen und bunt gefärbten Bäumen. Ich setze mich auf eine Bank, um die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch die Wolken geschafft haben, zu genießen. Die ersten und letzten des Tages. Hier steht nicht nur an einer Ecke ein Dudelsack spielender Schotte, es sind gleich mehrere. Alle in Röcken, alle trotzen sie der Kälte und dem Wind.

Die Mehrzahl der Edinburgh-Besucher scheint jedenfalls gerade zum Abend hin einen warmen Pub der offenen Straße vorzuziehen. Dicht an dicht drängen sich Touristen und Einheimische an den Theken. Auf der Taxifahrt zum Hotel dann die Frage, wie mir Edinburgh gefällt und ob ich eine gute Zeit habe: „Ja, es ist eine wirklich tolle und interessante Stadt. Aber der Wind könnte doch etwas weniger kalt sein.“ Der Blick im Rückspiegel lässt erahnen, dass es für gebürtige Schotten höchstens frisch ist, kalt aber noch lange nicht.

Ein ganz eigener Charme

Edinburgh ist anders, einzigartig. Alte und neue Gebäude vermischen sich, was der Stadt ihren ganz eigenen Charme verleiht. Die Royal Mile gewährt einen Einblick in ein vergangenes Schottland, Princes und George Street hingegen erscheinen modern. Trotzdem passt alles zusammen, die schottische Hauptstadt ist einfach immer einen Besuch wert. Trotz des schottischen Wetters. (dpa)