Ruhrgebiet. Der Warnstreik der GDL-Lokführer regt viele Bahnkunden in NRW auf. In Sozialen Medien entlädt sich ihr Ärger über Verspätungen und Zugausfälle.
Die Selbstbeschreibung auf Facebook strotzt vor Selbstvertrauen: „GDL. Die erfolgreiche Eisenbahngewerkschaft …“ Wenn sich der Erfolg nicht nur in erstrittenen Konditionen bemisst, sondern nach Widerspruch, dann ist die GDL gerade sehr erfolgreich. Der Streik der Lokführer führt ab Mittwochabend zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. Offenbar sah die GDL sich gezwungen, die Kommentarfunktion unter all ihren Beiträgen abzustellen. Der Frust entlädt sich anderswo. Und ein Gewinner des Bahnstreiks steht für viele schon fest: das Auto.
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„Das freut Flixbus, Sixt, den Kranich und Tante Esso“, schreibt Nikolaus R. auf der Facebook-Seite der Deutschen Bahn, deren Sprecher selbst den Streik als „Zumutung“ und „völlig unnötig“ bezeichnet. „Diese dauernden Streiks machen das Bahnfahren immer mehr unattraktiv...die Leute werden wieder mehr ihr Auto nutzen“, erklärt Werner Eggert. „Und alle Umweltbemühungen waren dann auch für die Katz...!!!“ Heike F. fasst in fatalistischem Ton zusammen: „Und die Politiker wollen uns seit 20 und mehr Jahren dazu bewegen: Fahrt Bus und Bahn“.
Michael H. kommentiert versöhnlich: „Alle Räder stehen still, wenn die GDL es will. Na ja, also nicht alle, sondern die Räder, die Schienen benötigen. Es gibt ja glücklicherweise noch alternative Fortbewegungsmittel und das mit dem Streik ist ja sicherlich für einen guten Zweck. Allen Betroffenen sei ein guter Verlauf des möglichst kurzen Streiks gewünscht.“
Zugstreik in NRW: Diese Kunden loben die GDL
Es gibt auch Stimmen, die die Gewerkschaft loben: „Schön nach unten treten, ne? Dass die Bosse sich mal eben ihre Millionengehälter verdoppelt haben, vergisst der Bahnfahrer ganz schnell. Aber wehe der Gewerkschaftschef tritt für die Interessen der Arbeitnehmer ein“, schreibt Jan Ivo R. Und Stefan H. erklärt: „Während man in den vergangenen Jahrzehnten den Raubbau am Sozialstaat betrieb, kann man gar nicht genug aufzeigen, dass Druck auch wieder nach oben gegeben werden kann. Schlecht, wenn man auf die Bahn angewiesen ist, doch sollte eine Arbeitnehmergesellschaft, welche über zunehmende Lebenshaltungskosten klagt, volle Solidarität mit diesem Streik leisten.“
Der Ton ist aber öfter sarkastisch als sachlich: Von Geiselnahme ist die Rede und „Danke liebe GDL, dass ich morgen deshalb ca. 16 Stunden unterwegs sein werde, von denen ich regulär 8 Stunden bezahlt bekomme“, kommentiert Elena S. „Und ihr wollt eine 32-Std.-Woche zu gleicher Bezahlung wie eine 40er-Woche?! Auf welchem Planeten lebt ihr denn?“ Sonja S. schreibt: „Sehr witzig, Fahrt verschieben, als Berufspendler...“
Ob das Auto der Gewinner dieses Streiks ist, haben wir auch unsere Leserinnen und Leser gefragt. Die Antworten fielen recht einhellig aus: „Das Auto ist schon lange der Gewinner, bei dem was die Bahn aktuell liefert! Da braucht es keinen Streik für“, erklärt Michael Berling. „Das Auto ist immer die Nr.1. Andauernd wird gestreikt, unpünktliche Züge, teure Tickets und volle Abteile. Das macht keinen Spaß“, schreibt Petra Hoffmann. „Und Zita Anastasia Alina Josephine meint: „Das Auto ist spätestens für Familien alternativlos. Mit Öffentlichen zur Kita zweimal umsteigen, 45 Minuten!“ Olaf Weinreich findet knapp: „Yes. Auto ist eh besser.“
Bahnkunden erwägen den Wechsel
Das könnten nun Kommentare von Menschen sein, die ohnehin Auto fahren, aber aus einigen Beiträgen geht hervor, dass auch Bahnkunden einen Wechsel erwägen: „Ich spar ab sofort auf nen Auto oder erwäge eines zu leasen“, schreibt Martin Fischer. „Wer auf Bus & Bahn angewiesen ist, hat im Arbeitsleben oft die A-Karte“ Und Denise Juszszak-Lippmann schreibt: „Der Herr Weselski ... dieser nette Mann begleitet mich persönlich schön seit 2010 ... ich liebe ihn für seine Hau-Ruck-Aktionen... ich weiß, warum ich lieber Auto fahre!!!!“ Reinhard Messing berichtet von einer Bahnreise: „Horror in Stakkato“ ... „Mit insgesamt über 2 Stunden Verspätung nach 12 Stunden zuhause – noch Fragen? Beschwerden und Rückforderung laufen...“
„Das Auto ist nicht der Gewinner“, schreibt Kati Romeike. „Es ist für viele einfach alternativlos. Wenn man nirgends pünktlich hin muss, dann vielleicht. Aber Familienleben, Berufstätigkeit, ohne Auto nicht machbar.“ Detlef Symanski sieht es ähnlich: „Gewinner? Nein – allenfalls (mal wieder) die alleinige Möglichkeit, von A nach B zu kommen.“ Und Andre Wehauska erklärt: „Bei dem Wetter stehe ich lieber trocken im Stau als klatschnass am Bahnsteig.“