An Rhein und Ruhr. . Hochbetrieb in der Chocolaterie von Tobias Schulte: Der 26-Jährige kreiert immer neue Pralinen. Er verrät, wie er die Gaumenfreuden herstellt.
Schokolade macht glücklich, sagen nicht nur jene Zeitgenossen, die gerne mal in der Küche auf der Suche nach dem Naschwerk von ihren Liebsten erwischt werden. Schokolade macht glücklich, sagt auch die Medizin. Denn in der Tat enthält Schokolade bzw. enthalten die sekundären Pflanzenstoffe des Kakaos Substanzen wie zum Beispiel die Aminosäure Tryptophan, die vom Körper in das Glückshormon Serotonin umgewandelt wird.
Wer die Schokolade zum Mittelpunkt seines Berufslebens gemacht hat, muss also ein verdammt glücklicher Mensch sein. Wäre Chocolatier Tobias Schulte zur Adventszeit nicht gerade schwer beschäftigt, könnte er dies sicherlich bestätigen. Aber gerade jener Stoff, der so fein im Mund schmilzt und die Geschmacksknospen anregt, ist jetzt heiß begehrt: als Geschenk exklusiv verpackt – oder zum Selbstverzehr unterm Tannenbaum.
Klassische und exotische Sorten
Trüffel und Pralinen in verschiedenen Variationen liegen in quadratischen Schachteln arrangiert in seinem kleinen Laden „Chocolate Dreams“ auf den Tischen. Die Präsentation ist gewollt schnörkellos, denn die Ware – gut 20 verschiedene Sorten an Pralinen von der klassischen Nougat-Füllung bis hin zur Cointreau-Meersalz-Rosmarin-Mischung – zieht die Aufmerksamkeit der Kundschaft auf sich. Und die kommt aus dem ganzen Ruhrgebiet nach Mülheim-Speldorf, denn echte Chocolaterien, die sich nur auf die Produktion von Schokolade konzentrieren, sind rar.
Feiner Kakaoduft zieht aus der kleinen Küche im hinteren Bereich des Ladenlokals. Hier ist der 26-Jährige in seinem Element. Mit kräftigen Schlägen befördert er die braunen Hohlkörper aus ihren Formen. Hinein kommt die sogenannte Ganache, eine Creme aus Kuvertüre und Rahm, die mit unterschiedlichen Zutaten aromatisiert wird. „Das kann Erdbeerpüree sein, Nüsse oder Alkoholika“, erklärt Schulte. „Ich experimentiere mit ganz unterschiedlichen Zutaten, Gewürzen und Aromen und gehe auch auf Kundenwünsche ein. Da geht Chili, da funktioniert auch Rosmarin-Meersalz.“
Und damit kehrt der 26-Jährige eigentlich zu den Anfängen der Schokoladenherstellung zurück. Denn die Azteken bereiteten „Xocóatl“ mit Wasser, Kakaofrucht, Vanille und eben Chili zu, also eine pikante Note für das Getränk der Götter.
Als Aphrodisiakum gepriesen
Durchgesetzt in Europa hat sich die Kakaopflanze seit dem 16. Jahrhundert, als man die Rohmasse mit Zucker versetzt hat und sie damit genießbar wurde. Am Hof des spanischen Königs Karl V. wurde Schokolade erstmals als Getränk gereicht. 1657 öffnete das erste Schokoladencafé in London und 1673 gab es in Bremen einen ersten öffentlichen Ausschank, betrieben von einem Holländer. Das Getränk blieb aber der Oberschicht vorbehalten, da Kakao, Honig und Rohrzucker teuer waren.
Erst die maschinelle Verarbeitung des Kakaos zu Kakopulver machte Schokolade für die Massen erschwinglich. Schokolade wurde als kräftigend, leicht verdaulich und sogar als Aphrodisiakum gepriesen. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde Schokolade in Apotheken als „Kräftigungsmittel“ verkauft.
Jeder Bundesbürger isst zehn Kilo Schokolade im Jahr
Heute isst im Schnitt jeder Bundesbürger zehn Kilogramm Schokolade im Jahr. Das meiste wohl zur Adventszeit, ist der Eindruck von Tobias Schulte, der sich während der Konditorausbildung für das braune Naschwerk begeisterte und sich zum Chocolatier fortbildete. „Ein eigener Beruf ist das in Deutschland leider nicht“, bedauert Schulte.
Gerne gibt der Fachmann aber sein Wissen in seinen Pralinenseminaren weiter. Die finden wieder ab Januar im Laden in Speldorf statt, freitags ab 18 Uhr und samstags ab 14 Uhr, jeweils über zwei Stunden. Weitere Infos gibt es auf der Facebook-Seite von Chocolate Dreams.