Ruhrgebiet. . Weil der Urlaub mit dem ersten Ferientag erheblich teurer wird, schnellt die Zahl der Krankmeldungen an den letzten Schultagen in die Höhe. Einige Schulen verlangen deshalb ein ärztliches Attest. Die Schulpflicht „gilt bis zum letzten Schultag“, sagt Jörg Harm, der stellvertretende Sprecher des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen.

Einmal im Jahr kommen sich der Deutsche in seiner Eigenschaft als Reiseweltmeister und der Deutsche in seiner Eigenschaft als Schnäppchenjäger ein bisschen in die Quere. Und das ist: jetzt! Freitagmittag endlich Ferien, nichts wie weg also; nur bitter, dass wie durch Geisterhand auch vieles teurer wird, was mit Reisen zu tun hat: Flüge, Zimmer, Mietwagen, Ferienwohnungen – also eigentlich fast alles.

Da überlegen sich einige Eltern in der Region, die Kinder aus der Schule zu nehmen und vorzeitig abzureisen. Doch das preiswerte Verkrümeln ist nicht erlaubt, es kann richtig teuer werden – und im Extremfall zum Verlustgeschäft.

Zunächst ist die Rechnung ziemlich einfach: Wenn eine vierköpfige Familie jetzt weit fliegt, zahlt sie schon mal 1000 Euro mehr als neben der Saison. Und wer für Juli eine Ferienwohnung in Holland bucht, zahlt schnell das Doppelte, verglichen mit dem Herbst. Freilich relativiert sich zumindest die Ersparnis bei der Unterkunft sehr, wenn man nur zwei, drei Tage vor den teuren Tagen anreist.

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Und dann ist da noch die lästige Schulpflicht, und die „gilt bis zum letzten Schultag“, sagt Jörg Harm entschlossen, der stellvertretende Sprecher des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen. Das musste mal gesagt werden, denn der unerlaubte Urlaub kurz vor oder nach den Ferien ist in den letzten Jahren zum Problem geworden: Während an normalen Schultagen die Krankmeldungen bei zwei bis drei Prozent liegen, „schnellen sie vor und nach den Ferien auf das Doppelte hoch“, sagt Hans-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Philologenverbandes.

Auch Ostern und Weihnachten

Die Bezirksregierung Arnsberg etwa verschickte im Jahr 2013 wegen Schulschwänzens rund 1100 Bußgeldbescheide, davon standen 192 in Zusammenhang mit Ferien. 2012 waren es noch mehr, 206 von etwa 1500 Strafgeldern.

Ähnlich hoch ist die Zahl der Bezirksregierung Düsseldorf: 2013 stellte sie von insgesamt 1518 Bußgeldbescheiden 218 für den Zeitraum rund um die Ferien aus. Dabei tritt das Phänomen nicht mehr nur in den Sommerferien auf, sondern auch zu Ostern und zu Weihnachten.

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Einige Schulen sind deshalb inzwischen sehr streng: Direkt vor und nach den Ferien geben sie sich mit einer schriftlichen Entschuldigung der Eltern nicht mehr zufrieden, fordern zusätzlich ein Attest vom Arzt. Im Regierungsbezirk Düsseldorf ist das kurz vor und nach den Ferien sogar Pflicht!

Und wenn Eltern erst einmal ertappt werden, kann es ziemlich teuer werden. Denn während Schulschwänzern normalerweise ein Bußgeld von maximal 20 Euro pro Fehltag droht, liegt der Satz jetzt höher.

Dann werden in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg Bußen von 80 Euro pro Tag, pro Kind und pro Elternteil fällig. Der Grund für den ferienbedingten Aufschlag auch im Bußgeldwesen: Schwänzen um die Ferien herum soll dermaßen teuer werden, dass es sich nicht mehr lohnt. Wer bei der Unterkunft 320 Euro spart, weil er früher anreist, aber zugleich 320 Euro an Bußgeldern zahlt, der wird das Schwänzen eventuell lassen.

Und die 320 Euro sind keine Fantasiezahl.

Eltern und zwei Kinder zahlen 320 Euro Bußgeld – pro Tag

Reisen beispielsweise Mutter und Vater mit zwei Kindern in den Urlaub, zahlen sie für jeden verpassten Schultag 320 Euro. Maximal muss jeder Elternteil 500 Euro zahlen – also 1000 Euro bei gemeinsamer Reise. Die muss man erst mal wieder reinkriegen bei den Reisepreisen. Hinzu kommt bei allen Bußgeldern noch eine Verwaltungsgebühr, in Düsseldorf etwa 19 Euro.

Eltern rechtfertigen sich gerne damit, Unterricht kurz vor den Ferien werde ohnehin nicht mehr ernst genommen, die Schüler würden beschäftigt mit Filmen und Ausflügen. „Natürlich ist da was dran. Aber das kann man nicht allgemein sagen“, so Eberhard Kwiatkowski von der Landeselternkonferenz. Er ist für Gleichbehandlung: „Es gibt einen Zeitpunkt für die Schulferien, und der muss eingehalten werden.“ Wer dennoch etwas Geld sparen will, solle besser von Holland aus fliegen – falls dort noch keine Ferien sind.