Köln. . “Contergan“ hat er gemacht. Für den Zweiteiler ging Michael Souvignier sogar bis vor Deutschlands höchstes Gericht. Doch dann geriet der TV-Produzent unverschuldet in eine Krise. Jetzt ist der gebürtige Essener wieder zurück – und hat den Kopf voller Ideen.
Seinen roten Schreibtisch hat er immer noch. Leuchtend rot und wie die Ledersessel davor so unglaublich hoch, dass man meint, jeder, der nicht so groß ist wie ihr Besitzer, müsse auf ihnen mit den Beinen baumeln. Als er diesen Schreibtisch bauen ließ, vor etwa 20 Jahren, ging es für den Kölner Filmproduzenten Michael Souvignier immer nach oben. Steil nach oben. Inzwischen hat er derbe Rückschläge hinnehmen müssen, privat wie beruflich. Doch er ist wieder da. Unübersehbar.
Gerade ist er aus Los Angeles zurückgekehrt. Von den so genannten LA Screenings, wo die Fernseh-Einkäufer aus aller Welt die Piloten der neuesten US-Serien begutachten. Wahnsinnig spannend sei das gewesen, schwärmt er, und „inspirierend“. Dabei könnte man annehmen, der 55-jährige gebürtige Essener sei auf solche Anregungen von außen kaum angewiesen, er produziere die Ideen quasi aus sich selbst heraus.
Persönliches Engagement für Contergan-Geschädigte
Immerhin stellte er mit seiner 1985 gegründeten Produktionsfirma „Zeitsprung“ so renommierte Filme her wie „Das Wunder von Lengede“ oder den mehrfach ausgezeichneten Zweiteiler „Contergan“ (2007). Bis zum Bundesverfassungsgericht war das Pharmaunternehmen Grünenthal gegen diesen Film vorgegangen. Alles, um zu verhindern, dass die Hintergründe und die Auswirkungen des in den in den sechziger Jahren verbreiteten Schlafmittels noch einmal in Erinnerung gerufen werden. Am Ende siegte Souvignier, am Ende siegten vor allem die Contergan-Geschädigten, deren Renten wenig später verdoppelt wurden.
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Für diesen Film hat Michael Souvignier gekämpft; wie er sich auch für die Contergan-Geschädigten persönlich engagierte. Gesellschaftskritische Themen sind seine Leidenschaft. „Die Filme, die ich mache, sind wahre Geschichten. Sie sind relevant, haben sozialen Hintergrund.“ Gerade arbeitet er wieder an mehreren neuen Produktionen, die nicht weniger aufwändig klingen. Und wenn er erst einmal ins Erzählen gerät, ist er ohnehin kaum zu stoppen.
Auch Uli Hoeneß darf sich auf einen Film über ihn freuen
So dreht er bald einen Zweiteiler mit dem Arbeitstitel „Witwenmacher“. Ein Film, der in die Sechziger zurückführt, als Franz-Josef Strauss Verteidigungsminister war und sich für den „Starfighter“ begeisterte. Hunderte wurden für die Bundeswehr bestellt, obschon sein Prototyp gravierende Mängel aufwies. Dass Strauss bestochen worden sein soll (Lockheed-Skandal), ließ sich nie beweisen. Doch bis in die 80er-Jahre kamen bei Abstürzen des bis zu 2200 Kilometer schnellen Abfangjägers weit über 100 Piloten ums Leben.
„Die Witwen bekamen damals von der Bundeswehr ein standardisiertes Formschreiben, in dem von Pilotenfehlern die Rede ist. Irgendwann schlossen sie sich zusammen“, sagt Souvignier. „Der Film ist sehr jung besetzt, die Helden sehen super aus, aber sie fallen wie faule Äpfel vom Himmel.“ Ein neues Projekt, eines von vielen. Weitere über Anne Frank, den früheren Präsidenten des FC Bayern, Kurt Landauer, und über Uli Hoeneß sind geplant oder schon abgedreht.
Keine Frage, die Zeiten, in denen es für Michael Souvignier nicht gut lief, sind vorbei. 2011 musste er für seine Firma Insolvenz anmelden, nachdem Fernsehsender von ihm vorfinanzierte Großproduktionen in das nächste Jahr verschoben hatten. „Insolvent wegen guter Arbeit“ titelte die „Berliner Zeitung“. Im Sommer 2012 starb dann noch seine Frau Ica nach schwerer Krankheit. Mit ihr hatte er „Zeitsprung“ aufgebaut. Bald zwei Jahre sind seitdem vergangen. Und Michael Souvignier hat sich neu aufgestellt.