Steinfurt. . Eine 39-jährige Mutter in Steinfurt im Münsterland hat ihre drei Kinder getötet. Mit Holzkohlegrills im Schlafzimmer. Sie selbst wurde gerettet. Viel weiß die Polizei noch nicht, nur dass ihr Mann im Gefängnis ist und sie sich wohl überfordert fühlte.
Sie muss verzweifelt gewesen sein, sehr verzweifelt. Erst vor einem halben Jahr ist sie nach Steinfurt-Borghorst gezogen, wohnt in einer adretten backsteinernen Doppelhaushälfte. Ihr Mann, er sitzt seit Monaten im Gefängnis, wegen kleinerer Verkehrsdelikte wie es heißt. In dem mehrseitigen Abschiedsbrief jedenfalls schreibt die 39-Jährige, wie überfordert, wie überlastet sie sich gefühlt hat. Mit dem Alltag, den drei Kindern. Nun sind ihre Kinder tot, gegen sie selbst wurde Haftbefehl wegen Mordes beantragt.
Noch wissen die Ermittler nicht sehr viel über die Hintergründe ihres versuchten Selbstmordes. Doch die Fakten sprechen für sich: Am frühen Montagnachmittag treffen die Rettungskräfte in dem Neubauviertel im Stadtteil Borghorst ein, stoßen im Schlafzimmer auf die Leichen der drei Kinder. Des dreijährigen Mädchens, des vierjährigen Jungen und des Elfjährigen aus einer früheren Beziehung der Frau. Die 39-Jährige selbst kann noch reanimiert werden, wird eilig in eine Klinik gebracht.
In diesem Schlafzimmer stehen auch die beiden Holzkohlegrills, durch die die Kohlenmonoxid-Vergiftung verursacht wurde. „Es ist davon auszugehen, dass die 39-Jährige ihre Kinder und sich selbst töten wollte“, sagt der ermittelnde Münsteraner Oberstaatsanwalt Stefan Lechtape.
Mutter hat Rettungskräfte mit Zettel gewarnt
Im Flur hatte die dreifache Mutter noch auf einem Zettel die eintreffenden Rettungskräfte vor dem Gas gewarnt. „Achtung!“ Und genau das hatte auch ihr Bruder kurz zuvor vorgefunden. Das Schlafzimmer mit der verschlossenen Tür, die Warnung im Flur. Morgens hatte er sie vergeblich zu erreichen versucht und sich dann irgendwann besorgt auf den Weg gemacht. Vielleicht ahnte er da schon, dass etwas passiert sein könnte. Vielleicht wusste er, dass es seiner Schwester nicht gut ging.
Fragen, die Oberstaatsanwalt Lechtape bislang nicht beantworten kann. Während sich die 39-Jährige in der Klinik immer noch „in einem kritischen, aber nicht lebensbedrohlichen Zustand“ befindet, wurde eine 14-köpfige Mordkommission gebildet. Noch dauert die Spurensicherung an. Die Angehörigen der Frau werden betreut, sie selbst kann immer noch nicht vernommen werden. „Sie war Hausfrau, nicht berufstätig und soweit wir wissen, gab es keine finanziellen Schwierigkeiten“, erklärt Lechtape.
Familie war erst vor kurzem nach Steinfurt gezogen
Bis zu ihrem Umzug nach Steinfurt habe die Familie am Niederrhein gelebt. Warum sie umgezogen ist, und ob dies mit der psychischen Situation der Mutter zu tun gehabt habe, wisse man noch nicht. Ihrem Mann, der auch der Vater der beiden kleinen Kinder ist, seien lediglich mehrere kleinere Verkehrsdelikte zur Last gelegt worden. Nichts Schwerwiegendes, so der Staatsanwalt. Näheres wolle man nicht mitteilen.
Es bleiben also viele Fragen offen, auch angesichts der so bürgerlich wirkenden Fassade der Familie. Nachbarn kommen vorbei, zünden vor der Haustür schweigend Kerzen an. Wer mag schon reden angesichts dieser Tragödie? Und in der Garagenauffahrt steht der silberfarbene Polo der Mutter, dessen Rückbank sie für ihre Kleinen mit einem bunten Cinderella-Sonnenschutz abschattete.