Datteln. . Zuletzt wurde der 19-Jährige aus Datteln vor zwei Wochen bei einer Karnevalsfeier in einem Affenkostüm gesehen. Auch an diesem Wochenende suchen wieder viele Freiwillige nach ihm. Seine Familie, sie ringt um Hoffnung – und will wenigstens Gewissheit.
Zwei Wochen sind zu lang. Zu lang, um noch echte Hoffnung zu haben. Die Polizei sagt, wir sind „fast am Ende mit unseren Ideen“. Die Mutter hatte schon nach wenigen Tagen dieses „komische Gefühl“: „Mein Verstand sagt Ja, er kann noch leben“, sagte Dagmar Stahl einem Fernsehsender unter Tränen, „mein Herz sagt Nein.“ Samstag ist es genau 14 Tage her, dass ihr Sohn Florian, ein 19-Jähriger aus Datteln, spurlos verschwand.
Spurlos, das sagt sich so schnell, aber in dieser Geschichte ist es wahr. Nichts hat irgendeinen Anhaltspunkt gebracht, niemand, nicht einmal die Polizei, ahnt auch nur, in welche Richtung Florian sich aufgemacht haben könnte an jenem 1. März. Karnevalssamstag war das, und der Schüler wollte feiern. In Olfen, wenige Kilometer nur entfernt von seinem Heimatort, einer jecken Hochburg am Rande von Ruhrgebiet und Münsterland. 22.30 Uhr soll es gewesen sein, da erreichte Florian mit drei Freunden die Festhalle. Nur ließ man ihn nicht ein: Zu viel Alkohol soll er bereits genossen haben. Die Begleiter ließen ihn allein zurück, Florian ging. Wohin?
Keiner glaubt an eine Flucht
Sie suchen ihn jetzt schon seit jenem Sonntag, denn es gibt keinen, der an eine willentliche Flucht des 19-Jährigen aus seinem bisherigen Leben glaubt. „Er ist nicht freiwillig von zu Hause weggegangen“, sagt Ramona Hörst, Polizeisprecherin im Kreis Recklinghausen. „Das macht er einfach nicht“, ist auch seine Mutter überzeugt. Mitschüler, Freunde, Wildfremde gehen beinahe täglich auf die Suche, sie organisieren Trupps, die Wälder und Felder durchstreifen, denn davon gibt es viele in der Gegend.
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Gewässer auch: Gleich drei Kanäle (Wesel-Datteln, Dortmund-Ems, Datteln-Hamm), die Lippe, die Stever, die „Alte Fahrt“ sowie viele kleine Bäche und Wasserläufe durchziehen die flache Landschaft im Nordosten des Reviers, queren mögliche Routen, die zurück nach Datteln geführt hätten. Die Polizei, die mehrfach Hundertschaften, Hubschrauber mit Wärmebildkameras und auch Mantrailer-Spürhunde einsetzte, fahndete deshalb auch schon mit Booten nach Florian; Bekannte paddelten im Kanu über die Lippe, suchten am Ternschen See. Liegt der Schüler irgendwo im Wasser?
Wurde ihm sein Kostüm zum Verhängnis?
Dann könnte ihm auch sein Kostüm zum Verhängnis geworden sein: Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war der 19-Jährige als Affe verkleidet, trug einen schweren Fellanzug mit Kapuze über der hellen Hose. Auch das macht diesen Vermisstenfall so kompliziert: Sie suchen einen dunkelblonden Jungen von 1,84 Metern – und einen Affen.
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Mit Plakaten, per Facebook („Florian Stahl, vermisst seit 01.03.2014“) und neuerdings mit Hilfe einer privaten Sicherheitsfirma. „Alles, was eine Spur bringt, ist uns recht“, heißt es bei der Polizei. Unter „smi-security.de“ werden nun auch die Suchaktionen koordiniert. Hunderte durchstreiften allein in dieser Woche die Gegend Olfen und Lüdinghausen, kostenlose Shuttlebusse brachten sie von überall her nach Datteln. Das Suchgebiet ist groß, schon deshalb, weil Florian nicht bekannt ist als einer, der sich überall zurechtfindet. „Extrem orientierungslos“ nennt ihn eine seiner Schwestern, ein Freund attestierte ihm im Fernsehen den „Orientierungssinn einer Kartoffel“. Und sein Handy hatte der 19-Jährige diesmal nicht dabei: Sein altes war ihm bei der Karnevalsfeier 2013 gestohlen worden.
Seine Familie braucht Gewissheit
„Ich glaube fest daran, dass wir ihn heute finden werden“, sagte Mutter Dagmar vor Beginn einer der Suchaktionen – und sprach gegenüber einer Zeitung wie über einen Toten: „Ich kann ihn dann noch einmal in meine Arme schließen. Er ist dann wieder zu Hause bei seiner Familie – wir müssen Gewissheit haben.“ Doch bislang fehlt jede Spur von Florian, der nun eigentlich mit den Vorbereitungen für sein Abitur beschäftigt sein müsste. Für die Angehörigen, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst, „ist das eine ganz schlimme Zeit“. Zwei Wochen schon – auch die Ermittler fürchten, „dass Florian irgendetwas zugestoßen ist“.