Düsseldorf. . Der CDU-Politiker Karl-Josef Laumann wechselt als Bevollmächtigter für Patienten und Pflege ins Gesundheitsministerium nach Berlin. Hannelore Kraft schenkt ihm einen Schutzengel. Er solle ihn gegen die “raue Luft“ in der Hauptstadt wappnen, so die Ministerpräsidentin.
Viele, die aus dem Landtag ausscheiden, verschwinden lautlos und hinterlassen keine Spuren. Bei Karl-Josef Laumann war am Mittwoch alles ganz anders. Der überraschende Wechsel des CDU-Fraktionschef nach Berlin sorgte dafür, dass es zum Jahresabschluss eine ganz andere Etatdebatte wurde.
Der 56-Jährige stand im Mittelpunkt, und am Ende ihrer Rede löste Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den Schutzengel von ihrer Halskette und schenkte ihn Laumann, um ihn gegen die „raue Luft“ in Berlin zu wappnen. „Nordrhein-Westfalen kann stolz sein auf einen solchen Abgeordneten“, hatte Kraft zuvor unter dem Beifall aller Fraktionen gesagt.
Der Münsterländer, der Bevollmächtigter für Patienten und Pflege im Gesundheitsministerium wird, war sichtlich bewegt. In seinen fünf Jahren als Minister und drei Jahren an der Spitze der CDU-Fraktion hatte er sich über alle Parteigrenzen hinweg den Ruf des unverbogenen Politikers, der „ehrlichen Haut“ erworben.
Laumann freut sich "riesig" über Mindestlohn
Bei seinem letzten Auftritt verzichtete Laumann auf Zahlenhuberei, mahnte die rot-grüne Regierung jedoch, die Schuldenbremse ernst zu nehmen. In 40 Jahren habe NRW mit einer Ausnahme immer mehr Geld ausgegeben als eingenommen, kritisierte er. Viel Redezeit überließ er seinem politischen Credo. „Ich gehöre zu den Menschen, die sich riesig darüber freuen, dass die Bundesrepublik jetzt einen Mindestlohn bekommt“, bekannte der Chef der CDU-Sozialpolitiker (CDA).
„Schweren Herzens“ habe er sich entschieden, seine neue Aufgabe zu übernehmen und nach 23 Jahren als Abgeordneter in Berlin und Düsseldorf sein parlamentarisches Mandat abzugeben – das Wichtigste, das er neben seiner Familie habe, sagte er. Doch sei er bereit für die Herausforderung. „Denn ich habe immer ganz besonders die Leute gemocht, die es nicht so einfach haben“, so der gelernte Maschinenschlosser.
Armin Laschet steigt zum starken Mann in der Partei auf
Nach der Rede spendeten ihm die Fraktionen stehend Beifall. „Die spezielle Laumann’sche Bodenständigkeit wird uns hier im Landtag fehlen“, sagte Joachim Paul für die Piraten. Dass mit dem Abschied auch die mitunter lähmende Doppelspitze in der NRW-CDU beseitigt wird und Armin Laschet zum starken Mann in Partei und Fraktion aufsteigt, war gestern nur Randthema, wird aber die Arbeit im Landtag verändern.
Der Rest war Debattenroutine, wenn auch der neue FDP-Vorsitzende Christian Lindner versuchte, sich mit einem detailverliebten Vortrag als Oppositionsführer zu präsentieren. Auffällig, dass sich SPD und CDU nach der großkoalitionären Einigung in Berlin bevorzugt mit Wattebäuschchen attackierten. Aber auch das wird nicht so bleiben.