Estancia. . Jahrelang produzierte das Generatorschiff „Napocor Power Barge 103“ Strom für die Stadt Estancia. Dann havarierte es im Monster-Sturm Haiyan. Es ist, was Hilfsorganisationen hassen: ein Destaster im Desaster, dass eigene, weitere, andere Hilfsmassnahmen erfordert.
Dies ist nicht der Ort, um durchzuatmen oder, ganz im Gegenteil, eine Zigarette anzustecken: Derart erstickend ist der Gestank nach Öl, dass jeder eine Atemmaske anlegen muss, der in die evakuierte Zone von Estancia will. Der Geruch steigt auf aus den Wassern hinter und neben der „Napocor Power Barge 103“, einem Generatorschiff. Das war ein gutes Schiff, es brachte der Stadt Strom, bis der Taifun es an Land warf.
Seither tritt Öl aus.
Auch interessant
Im Umkreis von mehreren 100 Metern sind alle Hütten und Häuser evakuiert, die meisten sind eh zerstört vom Sturm; die ganze Zone ist abgeriegelt mit rotem Flatterband und der Aufschrift „Danger Danger Danger Danger . . .“ Und doch regt sich Leben in einem Verschlag, hinter Brettern ist Bewegung. Dann steht eine alte Frau im Einstieg, Cerkita Almario, und beschreibt, wie sie es nicht mehr aushielten in der Notunterkunft in der Schule: zu heiß, zu laut, und kochen konnten sie dort nur auf einem Klodeckel. Nun sind sie zurück. Und atmen Öl. „Das Schiff ist gesunken“, sagt Kaye, die Dreijährige. „Das Schiff ist gesunken“, immer wieder. „Das Schiff ist gesunken.“
Zeltstadt entsteht für die Evakuierten
Auch interessant
Drei Monate soll es dauern, bis die anderen Menschen zurückkehren können. Zunächst waren auch sie in jener Schule einquartiert, selbst eine halbe Ruine nach dem Taifun; nun beziehen sie nach und nach eine weiße Zeltstadt ganz in der Nähe, wo es ihnen besser gehen soll. Duschen und Latrinen sind bereits entstanden.
„Das war der Plan“, sagt einer der Verantwortlichen und hält genau das in der Hand: einen Lageplan. „Aber wir sind in der Wirklichkeit.“ So sieht Wirklichkeit aus im Katastrophengebiet: Eigentlich sollten sich sechs Menschen ein Zelt teilen, doch es werden wegen der Sturmfolgen immer noch mehr Obdachlose. Nun kommen schon 23 Menschen auf ein Zelt – und schreit nachts das Baby, dann sind sie alle wach.
Und auch die Sicherheitsvorkehrungen wackeln, die zum Beispiel einen Mindestabstand vorsehen zwischen Zeltreihen: damit ein Feuer nicht überspringen könnte. Doch weil es so heiß und so voll ist in den Zelten, entstehen draußen handgemachte Vorbauten, Sitzgruppen und kleine Gestelle mit Handelsware: Cola, Zahnpasta, Zigaretten im Einzelverkauf. Das Lager lebt, aber die Vorschriften . . . Öl atmen ist aber auch keine Alternative.