Duisburg. In Ruhrort soll eine bislang namenlose Straße nach dem berühmten „Tatort“-Kommissar benannt werden. Wogegen der WDR keine Einwände hätte. Noch bevor die Sache wirklich beschlossen ist, stellen Strick-Guerilleros bereits ein Schild an dem kleinen Weg auf: „Schimmi-Gasse“. Und das, obwohl man den Proll-Polizisten in Duisburg nicht immer mochte.
Wenn eine stramme CDU-Politikerin eine dreiste, illegale Nacht- und Nebel-Aktion unbekannter Guerilleros vor der eigenen Haustür mit folgenden Worten kommentiert: „Eine super Idee, echt super, super!“ – ja, was ist denn da los? In Duisburg-Ruhrort.
Genauer gesagt: in einem kleinen dunklen Sträßlein in Ruhrort, gerade mal fünf Meter breit, höchstens 35 Meter lang; ein winziger Weg eigentlich, gelegen zwischen Dammstraße und Leinpfad. Eine Pflasterstein-Gasse, die bislang ganz gut ohne Namen auskam. Jetzt soll sie einen bekommen: „Schimmi-Gasse“! Ausgerechnet!
Weil durch eben diese Straße einst Götz George gerannt war, auf der Flucht vor der Polizei – und eine ganze Nation gebannt zugeschaut hatte. 1986 war das. George ermittelte in seinem 14. Fall als Hauptkommissar Horst Schimanski im „Tatort“.
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Städtische Juristen prüfen die Angelegenheit
Auf dem Hafenfest im August sei diese Geschichte wieder einmal Thema gewesen, erzählt Stefanie Kreitz, CDU-Bezirksvertreterin vor Ort. „Und dann sprachen mich ein paar Leute an, ob man nicht endlich einen Platz oder eine Straße in Ruhrort nach Schimmi benennen könne“, erinnert sich die Hombergerin. Welche, war schnell klar. Dagmar Dahmen, die für DU-Tours „Schimanski-Touren“ durch die Stadt veranstaltet, steuerte noch schneller den Namen bei.
Am vergangenen Donnerstag reichte Kreitz einen entsprechenden Antrag in der Bezirksvertretung ein, der so begeistert wie einstimmig angenommen wurde. Nun prüfen städtische Juristen, ob irgendetwas gegen die Idee sprechen könnte. Falls nicht, könnte die Sache am 14. November, auf der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung, beschlossen und bald darauf das neue Straßenschild aufgestellt werden.
Ein Polizist, der sich prügelte, fluchte und soff
Zu spät, viel zu spät – befand die Strick-Guerilla von Duisburg-Ruhrort. Und machte sich an die Arbeit. Offenbar unmittelbar nachdem die Bezirksvertretung am Donnerstag zu tagen aufgehört hatte: Seit Freitagfrüh jedenfalls schmückt ein hübsches, gestricktes, Schild mit weißem Schriftzug auf blauem Grund eben jenen Weg, den Schimanski entlang rannte: die „Schimmi-Gasse.“
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Ganz schön viel Einsatz für einen Mann, den Duisburg doch einst hasste wie keinen zweiten. Weil dieser Kommissar (ein Beamter!) sich prügelte, fluchte und soff; weil er auf Currywurst und anderer Männer Frauen stand; weil er aussah, wie er eben aussah in seiner ollen Schimmi-Jacke – zu einer Zeit, als in Essen noch der feine Herr Haferkamp (Hans-Jörg Felmy) Dienst tat als Tatort-Kommissar, ein Mann dessen einziger Makel es war, dass er die Frau noch immer liebte, von der er geschieden war.
Keine Einwände vom WDR
Die Reaktionen auf den ersten „Schimanski“ am 28. Juni 1981 waren vernichtend. Noch während der Sendung meldeten sich Hunderte empörter Duisburger beim WDR. Der echte Leiter der Duisburger Mordkommission ätzte: „Bei mir dürfte dieser Mann nicht mal Fahrraddiebstähle bearbeiten.“ Und „Bild“ schrieb: „Der Ruhrpott kocht: Sind wir alle Mörder und Trinker?“ Nur die linke „taz“ freute sich: „Solche Bullen braucht das Land“ titelte sie.
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Und nun glaubt das auch die CDU? „Das ist doch alles lange her. Das war vor meiner Zeit“, lacht Stefanie Kreitz, die mit ihren 39 Jahren großer Fan des Proll-Polizisten ist und gern erzählt, dass sie Götz George als junges Mädchen in Duisburg sogar einmal die Hand habe schütteln dürfen. „Der hat doch was Lustiges. Und er hat immer in Ruhrort gedreht!“
Was so nicht ganz stimmt, da der WDR seinen Duisburger Tatort auch gern mal in Köln drehte, aber auch nicht wirklich wichtig ist. Der Sender übrigens hat rein gar nichts gegen „gedruckte oder gestrickte Straßenschilder“ zu Ehren Horst Schimanskis einzuwenden. Ähnliche Anliegen seien zwar noch nie vorgetragen worden, sagt Sprecherin Barbara Feiereis, aber: „Wem, wenn nicht dieser Kultfigur, gebührt eine solche Ehre?“