Hamminkeln. . Milchbauer Wilhelm Neu aus Hamminkeln ärgert sich über eine neue Studie zur landwirtschaftlichen Intensivtierhaltung. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass viele Tiere durch Haltung und Zucht bedingt krank sind und leiden. Bauer Neu fühlt sich an den Pranger gestellt.
Ob seine Kühe leiden? „Nein“, beteuert Milchbauer Wilhelm Neu. 230 Schwarzbunte haben er und eine befreundete Familie im gemeinsamen Stall in Hamminkeln stehen. Gewiss, es könne sein, dass „eine mal was hat“ – das sei wie beim Menschen auch. „Wenn aber der Gesundheitszustand eines Tieres nicht optimal ist, kann ein Tier nicht seine Leistung bringen“, meint Neu.
Und seine Kühe bringen jede rund 9000 Liter Milch pro Jahr. Wilhelm Neu hat seinen Hof seit 30 Jahren. Er zählt sich zu den „ganz normalen Landwirten“. Dass sich die Leistungsgrenze bei Milchkühen durch Zucht noch weiter nach oben verlagern lässt, glaubt der Bauer nicht. „Das ist ziemlich ausgereizt.“
Studien zur Nutztierhaltung wie die von Professor Bernhard Hörning von der Hochschule Eberswalde ärgern den 63-jährigen Niederrheiner. Er fürchtet um das Image seines Berufsstandes, sagt: „Es ist Wahlkampf, und wir Bauern werden wieder an den Pranger gestellt!“ Diejenigen, die jetzt wieder die schon oft gehörten Vorwürfe vorbrächten, hätten es leicht, findet er. Sie müssten nicht von der Landwirtschaft leben. „Ich und meine Familie aber schon.“
„Es gibt mittlerweile viele Laufställe“
Die Zeiten hätten sich zwar etwas gebessert. Gerade in der Milchwirtschaft aber müsse jeder Euro nochmal umgedreht werden. Wilhelm Neu und sein Partner haben vor zwei Jahren investiert und einen neuen, großen Stall gebaut. In dem können die Tiere jetzt auf Stroh liegen: „Für die Kühe ein Wohlfühlfaktor“, sagt er.
Der Deutsche Bauernverband wirft dem Verfasser der Studie, Prof. Bernhard Hörning, vor, diese sei „ideologisch“. Die Studie stütze sich nur auf Literatur. Bei der Landwirtschaftskammer NRW heißt es: „In dieser Studie stehen eine Menge Dinge, die wir nicht teilen“, so Sprecher Bernhard Rüb. Er ist überzeugt, dass es den Tieren, etwa dem Milvieh, insgesamt besser geht. „Es gibt mittlerweile viele Laufställe.“ Umweltschützer hingegen sehen sich durch die Studie Hörnings bestätigt. „Die Intensivtierhaltung führt in eine Sackgasse“, meint Ralf Bilke, Agrarexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW. Der Tierschutz bleibe auf der Strecke. Es müsse auf Höfen mehr kontrolliert werden.