Bochum. . Warum es gar nicht so leicht ist, ein Fan des 1. FC Bayern München zu sein. Und wie Arne, Marc und Hansi sich auf das Finale in Wembley vorbereiten: Drei Mitglieder des Fanclubs Ruhrpott-Bazis erzählen.
Das Leben könnte einfacher sein. Wenn man nicht auf jeder Party angefrotzelt würde. Wenn man stattdessen bemitleidet würde, wie die Fans von St. Pauli etwa oder von Freiburg. Wenn man sich nicht ständig anhören müsste, einer dieser Typen zu sein, die keine Niederlage ertragen wollten. Es könnte also einfacher sein. Ist es aber nicht. Denn Hansi, Marc und Arne sind echte Ruhrpott-Bazis, Fans des FC Bayern München, und das mitten im Revier.
Um es vorauszuschicken: Sie sind sogar ziemlich okay. Sitzen im Haus Frein, der VfL Bochum-Kneipe an der Castroper Straße, gefühlte hundert Meter vom Bochumer Stadion und sinnieren darüber, wie sie eigentlich wurden, was sie sind. Bayern-Fans! Arne, der bei Rot-Weiß Bochum-Stiepel im Tor steht, und bei den Roten in der Münchener Arena gerne mal lokalpatriotisch eine vier Meter lange Fahne in die Südkurve hängt. „Stiepel!“ Rote Lettern auf weißem Grund. Er war fünf oder sechs Jahre alt, als ihn das Bayern-Fieber infizierte. Warum, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. An seinen drei älteren Brüdern lag es jedenfalls nicht. Die waren immun.
Alles begann mit Sepp Maier
Bei Marc (44) lag es an Sepp Maier, dem legendären Bayern-Torwart. Für ihn schwärmte er zuerst, viel später dann für dessen Verein. Und bei Hansi (52) ist die Sache komplizierter. Denn er ist in Essen aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Dortmund, in der „Verbotenen Stadt“. „Als kleines Kind bin ich mit meinen Eltern häufig nach Bayern gereist und wurde jedesmal von Mitschülern gehänselt: ‘Ach, bei den Seppels, bei den Knödelfressern!’ Als ich dann irgendwann erfahren hab’, dass es auch einen Fußballverein mit dem Namen gab, dachte ich ‘Jetzt erst recht!’“, erzählt Hansi, der Trucker aus Dortmund.
Hansi, Marc und Arne jedenfalls sind drei von exakt 111 Mitgliedern des 1993 gegründeten Bayern -Fanclubs Ruhrpott-Bazis. Leidenschaftliche. Wann immer sie können, reisen sie nach „dahoam“, zu ihrer Mannschaft. Und das „geht schwer ins Geld“, kostet viele Urlaubstage. Auch an diesem Freitag steigen sie selbstverständlich wieder in den Bus. 50 Bazis, dazu 60 Kisten Bier, trockene Brötchen, Zahnpasta, Kopfschmerz-Tabletten und ein T-Shirt zum Wechseln. Mehr braucht es nicht für das Champions-League-Finale in London. Wembley, wir kommen!
Mit 60 Kisten Bier im Bus nach London
Freitag also in den Bus, rauf auf die Fähre, ab nach London zum Treffpunkt der Bayern-Fans am Braham Park, nahe am Stadion. Der Gegner, Dortmunds BVB, sammelt sich auf der anderen Seite. Sicher ist sicher. Das Kribbeln, die Nervosität vorm Spiel, hat längst begonnen. Bei Marc zumindest. Dabei ist er durchaus siegesgewiss. 3 : 1 ist sein Tipp, für die Bayern natürlich.
Champions League-Finale„Dieses Jahr ist die Mannschaft so gut. Man spürt den Siegeswillen“, sagt auch Arne aus Stiepel. Sein Tipp ist ein klares 3:0, während Hansi, der Dortmunder, den Bayern sogar ein 4:1 zutraut.
Die Bazis aus dem Ruhrgebiet. Reflexartig betonen sie, dass sie mit Bayern schon genug Niederlagen erlebt haben. Letztes Jahr in München etwa. Und, und, und ... Nein, leicht ist es wirklich nicht, ein Bayern-München-Fan zu sein. Nie ist man jedermanns Darling. Nie! Immer dieses Gefrotzel! Da muss man schon einiges aushalten können. So wie Hansi, Marc und Arne. Und wenn beim Finale im Wembley im Fernsehen eine rot-weiße „Stiepel“-Fahne zu sehen sein sollte: Dahinter stehen bestimmt Arne, Marc und Hansi.