Recklinghausen. . Wer putzt den Pott? Im Recklinghäuser Rathaus beleuchtet eine Ausstellung die oft ignorierte Arbeit der Reinigungskräfte. Irene Hüfner hat dafür so einiges an Material zusammengetragen.

Das passt ja nicht ganz so gut zusammen, hier die beiden Hochzeitsgesellschaften ganz in chic, die sich im Foyer des Recklinghäuser Rathauses ihrem Termin entgegenfreuen – und mitten zwischen ihnen Männer, die für eine Ausstellung eine Einscheibenschruppmaschine hineintragen und die Klopfsaugleiste ausrichten. Aber Liebe macht bekanntlich blind: Und so entsteht gerade ein Hochzeitsfoto, auf dem hinter dem Brautpaar der Schriftzug „Immer genügend saubere Möppe“ an diesen einzigartigen Tag erinnern wird; zudem wird eine Schrupp-Saug-Maschine im Bild stehen, die man eigentlich nicht übersehen KANN. „Eine rote Gansow“, sagt am Rande die frühere Putzfrau Irene Hüfner anerkennend; es reicht völlig, wenn Sie sich die rote Gansow als eine Art Loriotschen Heinzelmann vorstellen („Es saugt und bläst der Heinzelmann . . .“). Soviel zum Thema Hochzeit.

Frau Hüfner geht „an dieser Stelle hoch“, jedenfalls kündigt sie das an mit sanfter Stimme. Denn eine Putzfrau will sie nicht sein, das Wort empfindet sie als „Herabsetzung“. Aber jedenfalls ist sie die 62-jährige Hauptperson in dieser Geschichte, die in der Zusammenfassung so geht: Feste Reinigungskraft aus dem Hallenbad Sterkrade fängt an, ausgediente Putzmaschinen zu sammeln, dann plötzlich geht das vielleicht doch etwas ausgefallene Steckenpferd durch – in eine im Kern politische Richtung. Sie wolle „die Tätigkeit mit Mopp und Maschine in die Öffentlichkeit tragen“, sagt Irene Hüfner heute, und „die Anerkennung von Reinigungsarbeit und Frauenarbeit fördern“.

Die Unsichtbaren

Da steht sie nun also im Rathausfoyer, die kleine Ausstellung „Wer putzt den Pott?“, unterstützt von Verdi und IG Bau. Eimerwagen, perfekt bestückt bis hin zur Mopp-Presse; und natürlich schweres Gerät aus den motorisierten Reinigungskolonnen Oberhausens, das verschrottet werden sollte, bevor sich Irene Hüfner schützend davor warf. „Die ersten ausgedienten Schruppautomaten habe ich mit Zähnen und Klauen verteidigt“, erinnert sie sich: „Ich habe sie in der Technik unter dem Hallenbad versteckt. Kolleginnen halfen mir, sie unsichtbar zu machen.“ Der Sauger „AEG Vampyrette“ von 1910 stamme indes nicht aus aktuellen Oberhausener Beständen, wird versichert, sondern aus einem Antiquitätenladen.

In Richtung Politik ging die Sammlung, als Irene Hüfner beim Besuch einer großen Ausstellung über Arbeitswelten ihre nicht vorfand: „Da habe ich mich innerlich beschwert.“ Und so kommen nun zu dem kleinen Maschinenpark Aufsteller, wo Putzfrauen aus ihrem Arbeitsleben erzählen: „Als ich mit zwei Stunden anfing, teilte man mir sieben Toiletten, sieben Waschräume, zwei Einzelduschen und eine Großraumdusche zu . . . Als ich noch (Büros) hinzubekam, war die Arbeit nicht mehr zu schaffen, obwohl ich rannte und rannte.“

Ein Einzelfall ist das nicht: „Sie werden gering geschätzt, dabei leisten sie schwere und qualifizierte Arbeit für einen Lohn, von dem viele nicht leben können“, sagt die Recklinghäuser Gleichstellungsbeauftragte Ulla Simon. Für sie sind Reinigungskräfte eigentlich „die Unsichtbaren: Sie arbeiten, wenn alle weg sind“. Deshalb sei die Ausstellung im Foyer auch bestens platziert: „Der Rat muss daran vorbei, der Haupt- und Finanzausschuss, alle kommen hier durch.“ Und die eine oder andere Hochzeitsgesellschaft, versteht sich, die, wenn sie nur die Augen aufhält, auf ganz wunderbare Merksätze stoßen wird: „Teilzeit wird zu Vollzeit durch die Zahl der Betten!“