Essen. NRW-Arbeitsminister Laumann hat dem Konzern-Chef Großmann das Bergwerk Ibbenbüren aus seinem Wahlkreis angedient. So sollen 2500 Stellen über 2018 erhalten bleiben. Im RWE-Umfeld heißt es: Nicht darstellbar.
Das La Vie ist ein feines Restaurant, mitten im Herzen der historischen Altstadt von Osnabrück gelegen, mit Küchenchef und Sterne-Koch Thomas Bühner am Herd und einer der besten Weinauswahlen Deutschlands, oben unter dem Dach. La Vie – das Leben: Hier ist der Name Programm.
Im Februar saßen dort der Eigentümer des Restaurants, Jürgen Großmann, zugleich Chef des Energieversorgers RWE, sein Personalchef Alwin Fitting und NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei Tische. Ein „Geheimtreffen”, schrieb der Berliner Tagesspiegel, bei dem es um höchst Brisantes gegangen sei: RWE soll das Bergwerk Ibbenbüren kaufen und über das Jahr 2018 hinaus betreiben.
Bei RWE bestätigte man das Gespräch, zu Inhalten indes schwieg die Pressestelle des Unternehmens, schließlich habe es sich um ein Treffen im kleinen Kreis gehandelt. Gesprächiger war allerdings der Sprecher von Karl-Josef Laumann (CDU), denn die Geschichte nahm zum Wochenanfang aus Sicht der Ministerialen eine ungute Wendung: Hatte doch das Blatt aus Berlin geschrieben, inoffiziell trage der Arbeitsminister, der in der Gegend von Ibbenbüren seinen Wahlkreis hat und selbigen hegt und pflegt, die kohlepolitische Linie von NRW-CDU-Chef und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers nicht mit. Und Rüttgers dreht bekanntlich den Subventionshahn in Düsseldorf Ende 2014 endgültig zu.
„Von Subventionen kann gar keine Rede sein”, sagte denn auch Laumanns Sprecher. Vielmehr müsse es einem Minister für Arbeit schon erlaubt sein, darüber nachzudenken, wie es mit einem Bergwerk, das zu den kostengünstigsten zähle und hochwertige Anthrazit-Kohlen fördere, nach 2018 weitergehe. Das ist der Zeitpunkt, zu dem auch der Bund die Subventionen nach dem Stand der Dinge einstellen will. Also habe Laumann, ein Mann von ähnlich mächtiger Statur wie Großmann, dem RWE-Chef den Vorschlag unterbreitet, die Zeche zu kaufen und über das Jahr 2018 hinaus zu betreiben. So hätten die rund 2500 Mitarbeiter weiter Beschäftigung, und RWE müsste nicht die Kohlen für sein Kraftwerk vor Ort, das wenige hundert Meter von der Zeche Ibbenbüren entfernt steht, aus Australien oder sonst woher importieren.
„Totaler Quatsch” aber sei es anzunehmen, der Minister habe sich gegen die Landesregierung gestellt. Schließlich solle RWE die Zeche ohne Staatsgeld betreiben. Im Umfeld des Essener Konzerns hieß es dazu, die Prüfung des Vorschlags sei negativ ausgefallen, eine betriebswirtschaftlich lohnende Förderung von Kohle in Ibbenbüren sei unternehmerisch kaum darstellbar. Die Überlegungen sind dem Minister, der in Westfalen einen Bauernhof besitzt und Maschinenschlosser gelernt hat, nicht erst im La Vie eingefallen. Lange schon fragt man sich in Ibbenbüren, wie es weiter gehen könnte nach 2018. Die Akzeptanz der Zeche ist dort sehr hoch, sagt der Grünen-Fraktionsvize Reiner Priggen, Probleme mit Bergschäden gebe es kaum. Und: Die Ibbenbürener Kumpel stammen ursprünglich von der Preussag und fremdeln immer noch ein wenig mit den Kollegen aus dem RAG-Verbund an Ruhr und Saar.
Die Auferstehung also als RWE-Zeche? „Warum nicht”, sagt Priggen. „Dann müssen aber alle Zahlen auf den Tisch, auch die Altlasten, die entstanden sind und weiter entstehen.” Es könne jedenfalls nicht sein, dass hier RWE günstigen Strom „auf Kosten der Steuerzahler produzieren kann.” Die Grünen hegen seit Jahren den Verdacht, dass RWE die Kohle aus Ibbenbüren mit einem Preisabschlag verfeuert. Die Rede ist von sieben Euro gegenüber dem Importkohlepreis, was dem Konzern bei einer Abnahmemenge von 1,9 Millionen Tonnen 14 Millionen Euro einbringe.
Weder bei dem Steinkohle-Unternehmen RAG noch dem Eigentümer, der RAG-Stiftung, ist die Operation Zechenverkauf an RWE bekannt. Wie immer es ausgeht: Das Essen im la Vie war bestimmt prima.