Dortmund.

Sie ist die größte Modellbaumesse in Europa: die Intermodellbau in den Dortmunder Westfalenhallen. Und ein Treffpunkt für Menschen mit einer besonderen Leidenschaft. Sie haben sich der Welt im Kleinen verschrieben.

County Gate ist ein ziemliches Kaff. Das Nest liegt an der Bahnstrecke zwischen Lynton und Barnstaple, irgendwo im Südwesten von England. John de Frayssinet hat County Gate trotzdem lieb gewonnen. De Frayssinet war früher oft dort, in seiner Kindheit. Hat die Atmosphäre geatmet, die der kleine Haltepunkt an der ersten Schmalspurstrecke Englands verbreitete – mit seinen sattgrünen Wiesen und dem Steinviadukt, das sich über das kleine Tal spannt. Heute wohnt de Frayssinet 300 Kilometer entfernt. Aber in seinem Keller, da steht sein County Gate – im Maßstab 1 zu 72. Der pensionierte Flieger hat es nachgebaut. 15 000 Stunden lang. Hat jeden Baum selbst gedreht und mit grünen Flocken geklebt, baute die Gebäude nach Vorbildfotos nach. Und auch die Lokomotiven der 1935 stillgelegten Strecke.

„Das bekommen sie so nirgends zu kaufen“, sagt de Frayssinet. Aber das ist sowieso nicht sein Ding. „Ich mag sie nicht, die Modelle aus den Kartons.“ Und Bilder von sich, die mag er auch nicht. „Fotografieren Sie gefälligst die verdammte Modellbahn und nicht mich“, poltert der 65-Jährige – und setzt danach sofort sein schönstes Lächeln auf. Der Mann hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er baut Mo­dellbahnen für Leute, die keine Zeit dafür haben, denen das nötige Geschick fehlt, die dafür aber eine ordentlich gefüllte Brieftasche haben. Der Quadratmeter für rund 3200 Euro. Ohne rollendes Material. So nennt der Modelleisenbahner seine Züge und Wagen. Ab heute liegt Countygate in Dortmund. Für die Zeit der Intermodellbau.

Dampf-Pinasse, die Kirsten heißt

Auch interessant

Von DerWesten

Für Walter Trachtnernach ist das alles nur ein Hobby. Trachtnernachs Traum von einem Modell steht vor ihm. Die alte Dame heißt Kristin – und ist eine Dampf-Pinasse. Damals, als er mit dem Boot durch die innerstädtische Schleuse von Lemmer in Holland gefahren ist, da kam sie ihm entgegen. Kristin, pfeifend und schnaufend. Da ist es passiert. Trachtnernach verlor sein Herz an das Schiffchen. Sein Sohn machte über 300 Fotos. Trachtnernach baute es im Maßstab 1 zu 10 nach. Mit echter Dampfmaschine. „Wer sich erst einmal an der die Finger verbrannt hat, der kommt davon nicht mehr los“, sagt der Modellbauer. Seine Frau, die hat ihm den Seitensprung bis heute nicht übel genommen. 5000 Euro ist Kristin wert, sagt die Versicherung. Denn die ist nötig, wenn der Recklinghäuser seine Dampfdame zu Wasser lässt im großen Becken in Halle 5. Obwohl Kristin eine ausgezeichnete Schwimmerin ist.

Inter Modellbau 2011

weitere Videos

    Tiger, Leopard und Panther haben Ketten. Sie lieben den Matsch und einen ordentlichen Haufen Erde. Die Messebauer haben davon eine Menge in Halle 7 hinterlassen. Die Männer an den Fernbedienungen, sie tragen graue Overalls. „Aus Verbundenheit zur Panzertruppe“, sagt Daniel Spillner. Natürlich habe er gedient, sagt der Modellbauer. Auch deshalb ist er Mitglied bei der Reservisten-Arbeitsgemeinschaft Militärmodellbau. Und die baut Panzermodelle nach. In ihnen werkeln Elektromotoren. Der Dieselsound der Kriegsmaschinen, der kommt vom Elektrochip. 1000 Euro kosten allein die Ketten, die großen Modelle sind im Ganzen locker das Zehnfache wert. Und wie kommt man an die Daten für so ein Panzermodell? „Wir fahren ins Panzermuseum nach Munster und messen nach“, sagt der Mann aus Lübeck. Oder sie sind dabei, wenn Kasernen zum Tag der offenen Tür laden. Vom Hersteller der Vorbilder sei allerdings keine Unterstützung zu erwarten. „Viele Daten sind ja Geheimsache.“