Ruhrgebiet. . Die Verkehrsminister wollen, dass die Autofahrer wieder ihre alten Kennzeichen wählen können. Wenn die neue Verkehrsordnung kommt, könnten auch GLA, DIN oder MO zurückkehren.

WAT! Das kommt wohl wirklich wieder auf die Straße. Die guten, alten Kennzeichen kriegen eine neue Zulassung, und Dietrich Gernhardt wäre „der erste Autofahrer, der sofort zum Straßenverkehrsamt rennt“ und eins mit WAT bestellt. Allerdings müsste er dann schneller sein als ein 56-Jähriger in Witten: „Ich werde morgens um fünf aufstehen, um mir ein „WIT“ zu holen. Weg mit EN!“

Es ist der pure Patriotismus, mit dem die Menschen die Autonummern von einst wieder in ihre Arme schließen, noch bevor deren Wiederauferstehung in eine Verkehrs-Verordnung gegossen ist. „Dahinter verbirgt sich der Wunsch nach Verortung, nach Identifikation“, hat Prof. Ralf Bochert schon vor Jahresfrist erkannt, als er begann, den Bürgerwillen für die Universität Heilbronn zu erheben. „Ein Landkreis ist nun einmal keine Identifikationsebene.“ Und vielleicht, sinnierte am Donnerstag der Wittener Jens Matros, der von knapp 30 übriggebliebenen WIT-Wagen in seiner Stadt selbst drei fährt, „ist das heute wichtiger als vor 30, 40 Jahren: Die Menschen haben die Heimat wieder für sich entdeckt, und das hat nichts Kleinbürgerliches.“ Die Kennzeichen hätten die Städte wieder bekannt gemacht.

"Wir wollen WIT zurück"

Deshalb hat auch Waltraud Littau im letzten Sommer gesagt, es sei doch schön, wenn man auf der Autobahn erkennen könne: „Mensch, der kommt auch aus Witten. Schade, dass man uns das weggenommen hat.“ Oder Christian Hundt im Herbst: „Ich bin traurig über EN“, er hätte WIT „lieber heute als morgen“ wieder. „Wir wollen WIT zurück!“, riefen die Leute auf dem Rathausplatz, als Bochert mit der Umfrage kam.

Wattenscheid führt im Internet eine ganze Galerie von Oldtimern, die ihr WAT seit Beginn der 70er nie abgaben; viele Käfer sind darunter und auch Anhänger – und ein paar wenige Trickser: mit W-AT. 70-mal echtes WAT zählen sie noch im Stadtteil, 60-mal CAS in Castrop-Rauxel, gut 100 GLAs in Gladbeck, und in Bad Berleburg gibt es immerhin noch diesen Aufkleber: „Ich will mein BLB zurück.“

Die Städte wissen um diese Liebe, weshalb auch sie verhalten jubeln. „Prima“, freute sich Dinslakens Sprecher Horst Dickhäuser (heute WES, bald wieder DIN): „Das neue/alte Heimatkennzeichen ist eine Art Stadtwappen für breite Bevölkerungsschichten.“ Ein Thema, frohlockte auch Gladbeck (von RE zurück zu GLA), „das nur positive Aspekte hat“. Und selbst in Wattenscheid, das ja nicht in einem Kreis, sondern in der Stadt Bochum (BO) aufgegangen ist, findet Stadtarchivar Andreas Halver: „Wer eines haben will, der soll eines haben.“

Noch nicht entschieden

Nur wird das noch dauern, noch ist ja nichts entschieden. Die Castroper wissen das. „Gedämpfte Freude“ meldete am Donnerstag die Bürgerinitiative „Ich bin für CAS“. Man sei sich bewusst, so Sprecher Andreas Frackowiak zur WAZ, dass, bei aller „Liebe zur Heimat“. . . „noch viele Schritte zu tun sind und noch viele Monate verstreichen werden, bis unser Wunsch sich erfüllen wird“. Und Paul Koch, der einen alten WIT-Opel fährt, weiß auch warum: Er erinnert sich ja noch genau, wie das damals war, als dieses kleine Schwelm im Ennepe-Ruhr-Kreis sein Witten einverleibte – seinen knapp 100 000 Mitbürgern habe man bald „alles weggenommen“. Vor allem ihr WIT. Nun „werden die alles unternehmen, um zu verhindern“, dass EN wieder WIT weicht.

Und BO wieder WAT und HER wieder WAN. In UN will Lünen wieder LÜN sein – nicht zu verwechseln mit LÜD wie Lüdenscheid – und in WES die Stadt Moers wieder MO. Im Hochsauerlandkreis (HSK) kämpft der Bürgermeister von Brilon um sein BRI und die „guten, alten Zeiten“ und im Märkischen (MK) Iserlohn um sein IS.

300 unvergessene Nummernschilder streben deutschlandweit wieder zurück auf die Straße, allein in NRW könnten es bis zu 40 werden. JÜLich könnte auferstehen, GELdern oder ARnsberg. Und auch Bocholt möchte sich verändern. BOH.