Ruhrgebiet. .
Der ADAC schimpft über eklatante Unterschiede beim kommunalen Winterdienst. Essen hat schon kein Salz mehr. Auch in Düsseldorf gab es schon Engpässe.
Das Salz wird knapp
Stadtgrenzen im Revier, meist nimmt man sie gar nicht wahr. Alles neu macht, in diesem Fall, der Winter. Eine Straße, die gerade noch sauber geräumt und befahrbar ist, kann sich hinter dem nächsten Ortsschild in eine Schlinderbahn verwandeln. Besonders betroffen: Essen. Tausende Pendler können ein Klagelied davon singen. Zumal den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) jetzt auch noch das Streusalz ausgegangen ist. Eine Tatsache, die im Internet nur noch Hohn und Spott hervorruft. Auch auf DerWesten.de schimpfen die User: „Die verwalten den Schnee nur, vom Räumen keine Spur. Aber was sollen sie auch anderes machen, es wurde ja ganz kurzfristig Winter und das völlig überraschend.“
2000 Tonnen Streusalz hatten die EBE eingelagert, der Rest werde „just in time“ geliefert, waren sich die Verantwortlichen noch Anfang Dezember sicher. Eine Fehleinschätzung. Wie schon im vergangenen Winter hapert es beim Nachschub. Wenig überraschend, dass EBE-Abteilungsleiter Rolf Friesewinkel „ausstehende Lieferungen“ für das Dilemma verantwortlich macht – kein Trost für genervte Autofahrer und Fußgänger. Die EBE-Mitarbeiter setzen nun Granulat ein.
Schnee und Matsch bleiben liegen
Zumal das Schneeräumen auf den Essener Straßen auch nicht klappt. Um Gewicht zu sparen und die Zuladung zu erhöhen, haben die EBE einen Großteil ihres Fuhrparks, immerhin 24 Räumfahrzeuge, mit leichten Kunststoff-Räumschilden ausgerüstet. Problem: Die bringen lediglich 300 Kilogramm Druck auf die Straße, der Metallschild dagegen 800. Es bleibt also mehr Schnee und Matsch liegen.
Eklatante Qualitätsunterschiede zwischen den kommunalen Winterdiensten bemängelt auch der ADAC. „Wenn beim Anfahren an Kreuzungen die Räder grundsätzlich durchdrehen, frage ich mich, ob einzelne Städte ihre Verkehrssicherungspflicht nicht ernster nehmen müssen“, so die bissige Kritik von ADAC-Verkehrsexperte Günter Trunz. Inzwischen lasse sich am Winterdienst die angespannte Kassenlage der Kommunen ablesen. „Viele Städte stehen am Rande des Existenzminimums. Die Kämmerer müssen an jeder Stelle sparen.“ Anscheinend auch am Winterdienst. Deshalb fordert der ADAC eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen. Die müssten aber auch gewillt sein, dieses Geld in den Winterdienst zu stecken. Außerdem warnt der Experte vor der nächsten Kostenwelle: „Nach dem Winter werden wieder die Frostschäden sichtbar.“
„Nur“ den Essenern scheint das Streusalz auszugehen
Eine halbwegs gute Nachricht: Immerhin scheint bisher nur den Essenern das Streusalz auszugehen. „Wir haben noch was“, heißt es etwa bei der Düsseldorfer Awista. 2350 Tonnen Salz wurden angeschafft. Aber auch hier gab es schon Engpässe. Zeitweise wurden nur die Hauptstraßen gestreut. Doch die Düsseldorfer hatten Glück im Pokerspiel, eine Nachlieferung traf gerade noch rechtzeitig ein.
Dortmund ging auf Nummer sicher. Die Salzvorräte wurden im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf 2600 Tonnen erhöht. Den Vorwurf, dass der Winterdienst schon bei den ersten Schneeflocken versagt, will man sich nicht gefallen lassen. Im Gegenteil: „Vielleicht ist der Winterdienst in NRW sogar besser als in Bayern“, sagt Matthias Kienitz von der Dortmunder Entsorgungsgesellschaft. Für die Nörgelei sei eine Mischung aus hoher Mobilität und wenig Erfahrung im Umgang mit Schnee verantwortlich.
„Wir haben die Lage im Griff“
„Wir haben die Lage im Griff“, sagt auch Jörn Denhard vom Umweltservice Bochum. 140 Mitarbeiter seien mit 18 Streu- und Räumfahrzeugen Tag und Nacht unterwegs. In die Winterperiode sei man mit 3500 Tonnen Streusalz gestartet, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.
In Duisburg bemühen sich 192 Mitarbeiter und 20 Räum- und Streufahrzeuge um eine möglichst freie Fahrt. Mit einem Ausgangsvorrat von 3800 Tonnen haben die Duisburger in Sachen Salz unter den „Großen“ im Revier eindeutig die Nase vorn.