Es gibt sie noch, die gute alte Zeitansage. Und im Schnitt rufen sie 80 000 Menschen im Monat an.Im nächsten Monat dürften es mehr sein: Denn nach der Zeitumstellung steigen die Zahlen stets

Ruhrgebiet. Eigentlich müsste für diesen Dienst die Zeit abgelaufen sein: Telefonische Zeitansage, die existiert noch? Die Antwort ist ein klares "Ja", auch wenn man es mit dem Anflug der Überraschung zur Kenntnis nimmt.

Wer 01804-100 100 wählt, den begrüßt eine freundliche Frauenstimme - nein, nicht jene aus dem Navigationsgerät - zunächst bei der Telekom, teilt das aktuelle Datum mit und kündigt an, dass es beim nächsten Ton, na sagen wir, 10 Uhr, 43 Minuten und 20 Sekunden sind. Dann piept es, und nach einem kurzen Moment meldet sich die Frau zurück und weist auf den nächsten Ton hin - alle zehn Sekunden.

Unter seiner früheren Nummer 119 hatte der Dienst fast Notrufcharakter. Aber heute? Irgendwo in der Nähe blinkt und tickt es immer, in vielen Fällen funkgesteuert: im Videotext des Fernsehers; im Computer, im Mobiltelefon, im Autoradio, in der Stereoanlage, selbst in der Anzeige für die elektronischen Rollläden - und dann haben wir ja noch die klassischen Varianten für Wand und Arm.

Wer also greift zum Telefon - in allen neueren Modellen leuchtet doch die Uhrzeit - und fragt ein automatisches Band: "Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie spät es ist?" Erstaunlich viele Menschen, teilt Telekom-Sprecher Niels Hafenrichter mit: mehr als eine Million Menschen. Im Schnitt 80 000 Kunden pro Monat, wird die Zeit umgestellt, steige die Nachfrage auf rund 100 000. Bei einer so großen Zahl könne er nur Mutmaßungen darüber anstellen, wer aus welchen Gründen die Zeitansage in Anspruch nimmt. Die Telekom speichere ja nicht die Daten der Anrufer. Äh. . ., das lassen hier wir mal so stehen.

80 000 Anrufer pro Monat - klingt erstaunlich viel, ist jedoch verschwindend wenig im Vergleich zu seligen Bundespostzeiten. 600 000-mal pro Tag klingelte es unter der 119, gut möglich, dass beim nächsten Ton besetzt war. Das spülte 50 Millionen Mark in die Jahresbilanz, heute sind es 200 000 Euro. Trotzdem gibt es - im Gegensatz zu Österreich, wo dem Dienst am 12. Mai kommenden Jahres der letzte nächste Ton schlagen wird - auch in Zukunft Anschluss unter dieser Nummer. Die 20 Cent pro Ansage sind leicht verdientes Geld für die Telekom. Nachdem sich eine Mitarbeiterin im Zehn-Sekundentakt rund um die Uhr gesprochen hat, funktioniert der Rest vollautomatisch - auch die Umstellung auf die Winterzeit.