Düsseldorf/Dortmund. .

Terrordrohungen haben die Sicherheitslage auf Flughäfen verschärft. In Düsseldorf laufen Polizisten mit Maschinengewehren und Sicherheitswesten Patrouille - denn Ende November wird mit Anschlägen gerechnet.

Die verschärfte Sicherheitslage ist unübersehbar: In Zweiergruppen patrouillieren die Polizisten durch das Abflugterminal des Düsseldorfer Flughafens. Sie tragen grüne, schusssichere Westen, jeweils einer hat ein Maschinengewehr im Arm, den Lauf auf den Boden gerichtet. 100 Meter hinter der ersten folgt die nächste Gruppe.

Mit der Presse reden dürfen die Polizeibeamten nicht. Das ist Chefsache an diesem Tag, an dem Innenminister Thomas de Maiziére (CDU) vor einem Terroranschlag in Deutschland gewarnt und verschärfte Sicherheitskontrollen angeordnet hat.

Deutliche Erhöhung der Streifen

„Um 11 Uhr sind wir informiert worden, um 12.15 Uhr waren die Maßnahmen komplett angelaufen“, sagt Michael Schuol, der Leiter der Bundespolizeidirektion am Düsseldorfer Flughafen. Konkret heißt das: eine deutliche Erhöhung der Streifen, verstärkte Gepäck- und Personenkontrollen bei Flügen „in oder aus den Regionen, die mit Islamismus in Verbindung gebracht werden“ und „erhöhte Stichprobenkontrollen auch im innereuropäischen Bereich“, wie Schuol erklärt.

Wie hoch die Aufstockung beim Sicherheitspersonal am Düsseldorfer Flughafen ist, will Schuol nicht sagen. Das ist bis auf weiteres Verschlusssache.

Bei den Reisenden hat er einen „Mix aus Ängstlichkeit und Informationsbedarf“ festgestellt. Sabine Geppert-Otto ist eine von ihnen.

„Angst habe ich überhaupt nicht.“

Die 59-Jährige sitzt auf einer Bank und wartet auf ihren Flug nach Dubai. Schon am Bahnhof in ihrer Heimat Hannover hat sie die verstärkte Polizeipräsenz bemerkt. Ob sie Angst hat? „Angst nicht, aber ein ungutes Gefühl habe ich schon.“ Trotzdem habe sie keinen Moment daran gedacht, die Reise abzusagen. „Wenn etwas passieren soll, dann passiert es sowieso.“

Dubai ist auch das Reiseziel von Ingeborg Heller aus Remscheid. „Ich bin nicht bereit, meine Gewohnheiten zu ändern und lasse mir keine Angst einjagen“, sagt die 59-Jährige. Sie vertraue der Polizei. Aber wenn dann doch etwas passieren sollte, „würde ich manches überdenken.“

Michal Rehurek sieht die Sache gelassener. Der 31-jährige Manager aus der Tschechischen Republik ist Vielflieger und gerade auf dem Weg nach Prag. „Angst habe ich überhaupt nicht.“ Und von der Sicherheitswarnung habe er gar nichts mitbekommen. Trotz all der Polizisten?

Die Lage ist ernst

„Im Vergleich zu anderen Ländern wie zum Beispiel England ist das doch immer noch absolut harmlos hier.“ Harmlos? Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger sagt: „Wir nehmen die erhöhte Gefährdungslage ernst“. Aktuell gebe es eine „intensivierte Gefährdung“ durch islamistische Terroristen, aber „keine Hinweise auf bevorstehende Anschläge in Nordrhein-Westfalen“.

Jens Flören von der Bundespolizei in St. Augustin hingegen, von wo aus der Einsatz im Westen gesteuert wird, bewertet die Lage ernster. Sein Rat an die Menschen in NRW: Sie sollten den Personalausweis immer dabei haben. Manche wird das an den „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977 erinnern, als die Sicherheitskräfte Jagd auf die RAF-Entführer des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer machten. Aber so intensiv gefahndet werde zunächst noch nicht: „Straßensperren sind erst einmal nicht vorgesehen“, auch die zusätzlichen Kontrollen in den Verkehrsbrennpunkten sollen „der Lage angepasst“ sein, sagt Flören.

Die Sorge fliegt mit

Terror in Europa seit 2001

Am 15. November 2003 rasten zwei mit Bomben beladene Lastwagen in zwei Synagogen in Istanbul. 27 Menschen kamen dabei ums Leben, es gab mehr als 300 Verletzte. Nur fünf Tage später,...
Am 15. November 2003 rasten zwei mit Bomben beladene Lastwagen in zwei Synagogen in Istanbul. 27 Menschen kamen dabei ums Leben, es gab mehr als 300 Verletzte. Nur fünf Tage später,... © AFP
...am 20. November 2003, explodierten zwei weitere LKW-Bomben vor dem britischen Generalkonsulat...
...am 20. November 2003, explodierten zwei weitere LKW-Bomben vor dem britischen Generalkonsulat... © AFP
...und der britischen HSBC-Bank. Bei diesen Anschlägen...
...und der britischen HSBC-Bank. Bei diesen Anschlägen... © AFP
...kamen 30 Menschen ums Leben, mehr als 400 wurden verletzt, darunter diese Frau. Drahtzieher der Anschläge waren Islamisten, die der Terrororganisation Osama bin Ladens, al-Qaida, angehörten oder mit ihr verbunden waren.
...kamen 30 Menschen ums Leben, mehr als 400 wurden verletzt, darunter diese Frau. Drahtzieher der Anschläge waren Islamisten, die der Terrororganisation Osama bin Ladens, al-Qaida, angehörten oder mit ihr verbunden waren. © AFP
41 Menschenleben forderte am 6. Februar 2004 der Anschlag eines Selbstmordattentäters auf die Moskauer U-Bahn...
41 Menschenleben forderte am 6. Februar 2004 der Anschlag eines Selbstmordattentäters auf die Moskauer U-Bahn... © RIA Novosti
..., mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Zu dem Attentat bekannte sich eine tschetschenische Terroristengruppe.
..., mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Zu dem Attentat bekannte sich eine tschetschenische Terroristengruppe. © RIA Novosti
Am Morgen des 11. März 2004 ereigneten sich zehn Explosionen an Bord von vier Pendlerzügen in der spanischen Hauptstadt Madrid,...
Am Morgen des 11. März 2004 ereigneten sich zehn Explosionen an Bord von vier Pendlerzügen in der spanischen Hauptstadt Madrid,... © ddp
...nach denen die Rettungskräfte die Leichen von 191 Todesopfern bergen mussten,...
...nach denen die Rettungskräfte die Leichen von 191 Todesopfern bergen mussten,... © ddp
...außerdem wurden mehr als 2000 Menschen verletzt. Nach dem Anschlag...
...außerdem wurden mehr als 2000 Menschen verletzt. Nach dem Anschlag... © AFP
...auf einen Pan-Am-Jumbo-Jet über dem schottischen Lockerbie 1988 war dies der verheerendste Terroranschlag in der Geschichte der EU. Die Ereignisse in Madrid entschieden sogar die spanische Parlamentswahl drei Tage später zugunsten der oppositionellen Sozialisten...
...auf einen Pan-Am-Jumbo-Jet über dem schottischen Lockerbie 1988 war dies der verheerendste Terroranschlag in der Geschichte der EU. Die Ereignisse in Madrid entschieden sogar die spanische Parlamentswahl drei Tage später zugunsten der oppositionellen Sozialisten... © ddp
...auch dieser Anschlag ging auf das Konto islamistischer Terroristen, allerdings ohne direkte Verbindungen zu al-Qaida. Der Rädelsführer Serhane Ben Abdelmajid sprengte sich und sechs Komplizen bei einer Razzia drei Wochen später in einem Vorort von Madrid in die Luft.
...auch dieser Anschlag ging auf das Konto islamistischer Terroristen, allerdings ohne direkte Verbindungen zu al-Qaida. Der Rädelsführer Serhane Ben Abdelmajid sprengte sich und sechs Komplizen bei einer Razzia drei Wochen später in einem Vorort von Madrid in die Luft. © AFP
In Beslan in der russischen Teilrepublik Nord-Ossetien fand am 1. September 2004 eine Geiselnahme in einer Schule statt. Tschetschenische und inguschetische Terroristen nahmen mehr als 1100 Kinder und Erwachsene in ihre Gewalt. Die Geiselnahme endete tödlich...
In Beslan in der russischen Teilrepublik Nord-Ossetien fand am 1. September 2004 eine Geiselnahme in einer Schule statt. Tschetschenische und inguschetische Terroristen nahmen mehr als 1100 Kinder und Erwachsene in ihre Gewalt. Die Geiselnahme endete tödlich... © imago stock&people
..., insbesondere durch die offenbar planlose Erstürmung durch russische Truppen. Nach offiziellen Angaben starben 330 Geiseln...
..., insbesondere durch die offenbar planlose Erstürmung durch russische Truppen. Nach offiziellen Angaben starben 330 Geiseln... © imago stock&people
..., darunter die Mutter und die neunjährige Schwester der kleinen Aljona Tskajewa, die von einem russischen Polizisten aus der Schule getragen wurde. Zu den 330 Toten zählten 186 Kinder,...
..., darunter die Mutter und die neunjährige Schwester der kleinen Aljona Tskajewa, die von einem russischen Polizisten aus der Schule getragen wurde. Zu den 330 Toten zählten 186 Kinder,... © REUTERS
...die von ihren verzweifelten Angehörigen zu Grabe getragen werden mussten.
...die von ihren verzweifelten Angehörigen zu Grabe getragen werden mussten. © imago stock&people
Am 7. Juli 2005 wurde London von einer Anschlagsserie islamistischer Terroristen getroffen. Vier Selbstmordattentäter ließen Bomben detonieren, davon eine in einem Doppeldeckerbus am Tavistock Square,...
Am 7. Juli 2005 wurde London von einer Anschlagsserie islamistischer Terroristen getroffen. Vier Selbstmordattentäter ließen Bomben detonieren, davon eine in einem Doppeldeckerbus am Tavistock Square,... © ddp
...und drei in U-Bahn-Zügen, davon eine nahe der Station King's Cross. Die Anschläge forderten 56 Menschenleben, die vier Attentäter eingeschlossen. Ungefähr...
...und drei in U-Bahn-Zügen, davon eine nahe der Station King's Cross. Die Anschläge forderten 56 Menschenleben, die vier Attentäter eingeschlossen. Ungefähr... © ddp
...700 Menschen wurden verletzt. Wie sich später herausstellte, waren drei der vier Attentäter britische Staatsbürger, deren Taten durch Osama bin Ladens Ideologie und die britische Beteiligung am Irak-Krieg motiviert waren.
...700 Menschen wurden verletzt. Wie sich später herausstellte, waren drei der vier Attentäter britische Staatsbürger, deren Taten durch Osama bin Ladens Ideologie und die britische Beteiligung am Irak-Krieg motiviert waren. © ddp
2006 kam der Terror auch in Deutschland an. Zwei Täter, hier einer von ihnen auf dem Bild einer Überwachungskamera auf dem Kölner Hauptbahnhof, deponierten am 31. Juli 2006 Kofferbomben in zwei Regionalzügen nach Hamm und Koblenz. Wegen eines Konstruktionsfehlers...
2006 kam der Terror auch in Deutschland an. Zwei Täter, hier einer von ihnen auf dem Bild einer Überwachungskamera auf dem Kölner Hauptbahnhof, deponierten am 31. Juli 2006 Kofferbomben in zwei Regionalzügen nach Hamm und Koblenz. Wegen eines Konstruktionsfehlers... © ddp
...explodierten die Bomben nicht. Der Libanese Youssef el-Hajdib (im Bild) wurde 2008 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu lebenslanger Haft verurteilt, sein Mittäter Dschihad Hamad erhielt von einem Gericht in Beirut eine zwölfjährige Freiheitsstrafe.
...explodierten die Bomben nicht. Der Libanese Youssef el-Hajdib (im Bild) wurde 2008 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu lebenslanger Haft verurteilt, sein Mittäter Dschihad Hamad erhielt von einem Gericht in Beirut eine zwölfjährige Freiheitsstrafe. © ddp
Am 4. September 2007 verhaftete die Polizei in diesem Ferienhaus im sauerländischen Oberschledorn vier Terroristen der Islamischen Dschihad-Union, die sogenannte
Am 4. September 2007 verhaftete die Polizei in diesem Ferienhaus im sauerländischen Oberschledorn vier Terroristen der Islamischen Dschihad-Union, die sogenannte "Sauerland-Gruppe". Die vier Männer im Alter von 23 bis 30 Jahren planten... © AP
...Anschläge auf US-Stützpunkte in Deutschland sowie den Frankfurter Flughafen. Dazu wollten sie Autobomben bauen, für die sie diese Fässer mit Wasserstoffperoxidlösung gebraucht hätten. Deutsche und US-Ermittler konnten die Pläne rechtzeitig aufdecken...
...Anschläge auf US-Stützpunkte in Deutschland sowie den Frankfurter Flughafen. Dazu wollten sie Autobomben bauen, für die sie diese Fässer mit Wasserstoffperoxidlösung gebraucht hätten. Deutsche und US-Ermittler konnten die Pläne rechtzeitig aufdecken... © AP
...und führten die vier Terroristen am folgenden Tag zur Befragung beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vor. Die Männer wurden am 4. März 2010 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
...und führten die vier Terroristen am folgenden Tag zur Befragung beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vor. Die Männer wurden am 4. März 2010 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. © AP
Am 27. Juli 2008 wurde Istanbul erneut von zwei Bombenexplosionen erschüttert. Bei dem Attentat in einer Einkaufsstraße wurden 17 Menschen getötet und 154 verletzt. Der Anschlag ging vermutlich auf das Konto kurdischer Separatisten. Die türkische Bevölkerung...
Am 27. Juli 2008 wurde Istanbul erneut von zwei Bombenexplosionen erschüttert. Bei dem Attentat in einer Einkaufsstraße wurden 17 Menschen getötet und 154 verletzt. Der Anschlag ging vermutlich auf das Konto kurdischer Separatisten. Die türkische Bevölkerung... © AFP
...reagierte betroffen.
...reagierte betroffen. © AFP
Am 27. November 2009 entgleiste zwischen St. Petersburg und Moskau ein Schnellzug nach einer Bombenexplosion. Der von inguschetischen Terroristen verübte Anschlag forderte 28 Menschenleben,...
Am 27. November 2009 entgleiste zwischen St. Petersburg und Moskau ein Schnellzug nach einer Bombenexplosion. Der von inguschetischen Terroristen verübte Anschlag forderte 28 Menschenleben,... © AFP
..., 96 Passagiere kamen mit Verletzungen davon.
..., 96 Passagiere kamen mit Verletzungen davon. © AP
Am 29. März 2010 ereignete sich in der Moskauer Metro erneut ein schweres Attentat. Zwei tschetschenische Terroristen sprengten sich an zwei verschiedenen U-Bahn-Stationen in die Luft. 40 Menschen kamen ums Leben, 102 wurden verletzt. Der Anschlag...
Am 29. März 2010 ereignete sich in der Moskauer Metro erneut ein schweres Attentat. Zwei tschetschenische Terroristen sprengten sich an zwei verschiedenen U-Bahn-Stationen in die Luft. 40 Menschen kamen ums Leben, 102 wurden verletzt. Der Anschlag... © AFP
...löste in Moskau große Erschütterung und...
...löste in Moskau große Erschütterung und... © REUTERS
...Anteilnahme aus.
...Anteilnahme aus. © AFP
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Ortswechsel: Auf dem Flughafen in Dortmund herrscht am späten Nachmittag relative Ruhe. „Alles wie immer“, sagt eine Dame hinter dem Schalter. Auch von verstärkter Polizeipräsenz ist hier nichts zu sehen. Was aber auch daran liegen kann, dass nicht viel los ist. Nur einige wenige Maschinen werden heute hier starten oder landen. Aus Kattowitz oder München, nach Budapest oder London.

Susanne Lewand zuckt mit den Schultern: „Natürlich ist man in Sorge, wenn man so etwas hört. Aber da kann man nur hoffen, dass Polizei und Geheimdienste ihren Job machen.“ Ändern will sie ihre Pläne für die kommenden Wochen allerdings nicht. Zu einem Popkonzert will sie gehen und auf den Weihnachtsmarkt. „Man kann ja nicht aufhören zu leben, damit man nicht stirbt.“