Essen. Die Landesregierung hat sich von ihrem Projekt „islamischer Religionsunterricht als ordentliches Schulfach” zunächst verabschiedet. Es fehle ein Ansprechpartner für dessen Gestaltung, so die Begründung für das vorläufige Scheitern. Doch die Muslime sehen ein Scheitern noch nicht.

Noch ist das Thema "islamischer Religionsunterricht" noch nicht vom mTisch - jedenfall snicht für die Muslime: „Ich bin nach wie vor optimistisch, ich sehe kein Scheitern”, betont Ayyub Axel Köhler, Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime (KRM). Die Dachorganisation KRM (dazu gehören der Zentralrat der Muslime, die Ditib, Islamrat, Verband islamischer Kulturzentren) hat bisher mit der Landesregierung verhandelt. „Ich bin optimistisch, dass das noch in dieser Legislaturperiode klappt”, sagt Köhler, der auch Vorsitzender des Zentralrats der Muslime ist.

Das Kardinalproblem bleibt

Doch das Kardinalproblem beschönigt auch der Sprecher des Koordinierungsrates nicht. „Wir sind noch keine Religions-Gemeinschaft.” Die ist aber Voraussetzung für den Religionsunterricht. Problematisch ist unter anderem, dass die Mitgliedschaft der Gläubigen nicht so klar geregelt ist wie bei den christlichen Kirchen.

Dennoch sieht Köhler einen Lösungsweg. „Die Islamkonferenz in Berlin hat dazu aufgerufen, falls nötig Übergangslösungen für den islamischen Religionsunterricht zu suchen. Und genau darum geht es auch jetzt mit der NRW-Landesregierung.”

Kritik an Übergangslösungen

Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und Initiatorin des ersten Schulbuches für Islamunterricht, hält von einem solchen Übergangsmodell jedoch nicht viel. „Es hilft den muslimischen Schülern wenig, wenn das Modell nur in bestimmten Schulen oder Städten gut läuft.”

Die Leidtragenden seien immer die gleichen: die muslimischen Schüler. Denn das wichtigste an einem bekenntnis-orientierten Reli-Unterricht sei, dass die Schüler „endlich mehr oder weniger neutral etwas über ihren Glauben erfahren und dass sie Fragen stellen können, zum Beispiel: Wie gehe ich mit dem Koran um? Bisher hören sie meist nur im Elternhaus und in den Gemeinden etwas von ihrem Glauben - und dort ist der Bildungsstand diversen Studien zufolge oftmals nicht besonders hoch.”