Bochum. .

Spülwasser, Duschwasser, Wasser aus Waschmaschinen: Selbst im Winter ist die Brühe noch bis zu zwölf Grad warm. Da geht jede Menge Energie den Bach hinunter. Zu schade fürs Klärwerk.

Viel zu schade: Das Bochumer „Nordwestbad“ nutzt seit wenigen Wochen eben solche Energie, die durch einen 120 Meter langen Wärmetauscher in einem nahen Abwasserkanal gewonnen wird. Dank dieser Abwärme benötigt die Heizung des städtischen Bades ein Drittel weniger Gas – ein Pilotprojekt von Emschergenossenschaft und örtlichen Stadtwerken. „Die Anlage funktioniert reibungslos“, berichtet Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft.

Vorbilder aus
der Schweiz

Und so läuft’s: Die gewonnene Wärme wird in einer Wärmepumpe auf die fürs Heizen nötigen 50 bis 55 Grad aufgeheizt. Ihren Strom erhält die Pumpe aus einem Blockheizkraftwerk, dessen Wärme ebenfalls im Nordwestbad genutzt wird. Die Grundlast der Beheizung des Bades sowie das Aufladen der Warmwasserspeicher mit insgesamt 8000 Litern könne man auf diese Weise leisten, heißt es. Die beiden vorhandenen Gaskessel benötige das Schwimmbad nur noch für die harten Tage im Winter.

Das Projekt folgt Vorbildern aus der Schweiz, wo solche Anlagen teilweise schon seit 30 Jahren in Betrieb sind. In Deutschland gibt es bislang nur wenige, eine davon versorgt seit dem Jahr 2003 ein Gesundheitszentrum in Leverkusen mit Heizenergie.

Für die Umwelt ist Wärme aus Abwasser auf alle Fälle eine saubere Sache. Die Planer haben errechnet, dass die neue Bochumer Schwimmbadheizung für 40% weniger Ausstoß des schädlichen Klimagases Kohlendioxid sorgt als eine herkömmliche Erdgasheizung. Das Bundesumweltministerium hat sich deshalb mit 240 000 Euro an den Kosten beteiligt.

Für einen Kanalbetreiber wie die Emschergenossenschaft kann die Bochumer Anlage wegweisend sein. „Abwasser wird als Energiequelle bisher unterschätzt“, ist Sprecher Abawi überzeugt. Man werde den Betrieb in Bochum mit Blick auf eventuelle Folgeprojekte analysieren. Diese werde man aber nur mit Partner realisieren: „Unser Kerngeschäft bleibt die Wasserwirtschaft“, versichert Abawi.

Wasserstoffprojekt in
der Kläranlage Bottrop

Allerdings: Das Energiethema wird für die Emschergenossenschaft immer wichtiger. In der Kläranlage Bottrop, wo das Abwasser von etwa 1,3 Millionen Einwohner behandelt wird, wird das dabei anfallende Faulgas zu Bio-Erdgas veredelt. Der Probebetrieb wurde im vergangenen Jahr abgeschlossen. „Die Erfahrungen sind gut“, berichtet Abawi. Mittlerweile werden sechs Autos der hauseigenen Fahrzeugflotte der Emschergenossenschaft dort mit diesem Erdgas betankt. Demnächst sollen bis zu 20 Fahrzeuge damit gespeist werden.

Für die Zukunft denkt man noch weiter: Das veredelte Faulgas soll für die Herstellung von Wasserstoff genutzt werden, für die sonst fossiles Erdgas benötigt wird. Das auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt auf dem Gelände der Kläranlage Bottrop wird vom nordrhein-westfälischen Energieministerium mit rund einer Million Euro gefördert.