Istanbul/Oberhausen.

„Disney On Ice” feierte in Istanbul die Europapremiere seiner neuen Show. Im Dezember wird sie in Oberhausen zu sehen sein.

Freitagabend, Abdi-Ipekci-Arena, Istanbul: Kein einziger Zu­schauer zu sehen in der Reihe da vorne links, der nicht das Haupt bedeckt hätte. Die einen tragen Kopftuch; die anderen Micky-Maus-Ohren auf Hüten. Im Foyer der Halle wird in kleinen, gold-geränderten Gläsern heißer „çay” angeboten, dampfender Tee aus kupfernen Kannen; am Stand daneben gibt es grell bunt gefärbtes Wasser-Eis in aufklappbaren Plastikschädeln: „Incredible Snow Mugs”. Hollywoods Traumfabrik lässt grüßen, „Disney On Ice” feiert hier am Bosporus die Europapremiere seiner neuen Show: Disneyland Macerası. Abenteuer im Disneyland. Im Dezember wird sie in Oberhausen zu sehen sein.

Die Touristen strömen an diesem sonnigen Oktobertag in Shorts und Sandalen durch die „Avrupa Kültür Baskenti”, die europäische Kulturhauptstadt Istanbul, vor Hagia Sofia, Blauer Moschee oder Topkapi-Palast stehen sie schwitzend Schlange; die Zuschauer in der 6800 Menschen fassenden Eisarena tragen dicke Pullover und Jacken. Denn kühl muss es schon sein für dieses turbulente Theater auf Eis, das seit mehr als 30 Jahren Herzen erwärmt. Weltweit. Die Geschichte, die Disney On Ice erzählt, sie ist auch dieses Mal so simpel wie stets: Micky, Minnie, Donald, Daisy (im türkischen: Deyzi!), Goofy und Pluto, die fabulösen „Fabs”, machen Ferien im Disneyland. Sie treffen von Schneewittchen bis Buzz Lightyear all ihre Freunde und haben richtig Spaß. Bis die böse Fee Malefiz auftaucht und sie verzaubert. „Die Unglaublichen” werden zu Hilfe gerufen, Piraten der Karibik greifen ein, in letzter Minute gelingt die Rettung, am Ende ist alles gut.

38 Darsteller aus zehn Ländern

Ein buntes Spektakel mit schnellen Szenewechseln, phantastischen Kostümen, vielen beliebten Figuren und bekannten Melodien; ein einfaches Strickmuster natürlich, aber eines, das sich bewährt hat: Die Kinder lachen Tränen, klatschen, kreischen, hüpfen vor Begeisterung, und ihre Eltern freuen sich zumindest darüber. Doch manche Oma wiegt sich tatsächlich zu den Takten von „It’s a Small World” selig lächelnd auch weit begeisterter als es das Schaukeln des Enkels auf ihrem Schoß eigentlich erforderte.

„38 Darsteller aus zehn Ländern gehören zur Mannschaft, 15 Leute arbeiten backstage”, erzählt Performance Director Scott MacDonald (39). Viele von ihnen waren früher, wie er selbst, international erfolgreiche Eissportler. Aber auch Peter Morse, dem Lichtdesigner von „Disney On Ice”, gebührt gewiss Anteil am Erfolg der Show. Für Madonna und Michael Jackson hat er schon gearbeitet, nun zaubert er schmucke Gleise aufs Eis oder Regenwald-Laub für Dschungelbuchs Affen. Und erst sein Schwarzlicht lässt die Walzer tanzenden Gestalten in der Geistervilla so richtig schön gruselig schillern.

Acht verschiedene Disney-On-Ice-Shows

Jährlich touren gleichzeitig mindestens acht verschiedene Disney-On-Ice-Shows durch die Welt, 2000 Eisläufer hat die Produktionsfirma Feld Entertainment, ältester Li­zenznehmer der Disney-Brüder, insgesamt unter Vertrag. Die Kanadierin Melissa Frieday ist seit 14 Jahren dabei. „Baum” ist sie schon gewesen, und „Thunfisch” und „Flamingo”. ”Aber meine Lieblingsrolle aber war die Belle in die Schöne und das Biest”, erinnert sich die 31-Jährige. In Istanbul und Oberhausen ist sie Alice im Wunderland – und Edna Mode, die Schneiderin der Unglaublichen. Wie alle anderen im Team verbringt auch sie höchstens zwei Monate pro Jahr daheim (nicht am Stück, natürlich). Und, ja, manchmal vermisse sie Ontario heftig, gibt Melissa Frieday zu. Aber „das Lächeln auf den Gesichtern der Kindern in der Show” tröste sie stets darüber hinweg. Ach, Hollywood.

Scott MacDonald, der Performance Director, ist ebenfalls Kanadier und ebenfalls seit 14 Jahren bei Disney On Ice. Und auch er liebt die kalte Show heiß. Sogar den Sultan von Brunei habe er bereits getroffen sowie „39 Länder bereist”, erzählt er stolz. Und er wolle noch lange nicht aufhören zu zählen. Womit wir beim Happy End wären.