Duisburg. .
Wenn das Ruhrgebiet noch schläft, herrscht im Kühllager der Fischmanufaktur Deutsche See in Duisburg Hochbetrieb.
Pro Nacht verladen die Mitarbeiter in der riesigen Halle im Schnitt 25 000 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte, der morgens frisch in den Kühltheken der Supermärkte, mittags in den Töpfen der Großküchen und abends in den Pfannen der Restaurants des Ruhrgebiets und Düsseldorfs liegen soll.
Bis dahin haben die Fische einen weiten Weg zurückgelegt. „Wir kaufen in aller Welt ein“, sagt Regionalleiter Andreas Heimsath. Er führt von Duisburg aus auch drei weitere der 23 Deutsche-See-Niederlassungen: Bielefeld, Dortmund und Köln.
Per Flugzeug nach Frankfurt
Rotbarsch kommt aus Grönland oder Island, Jakobsmuscheln und Austern aus der Bretagne. Mit dem Flugzeug landet die Ware in Frankfurt und wird dann in die Manufaktur nach Bremerhaven gebracht. Dort hat der – nach eigenen Angaben – deutsche Marktführer für Fisch und Meeresfrüchte seine Zentrale.
Am Lunedeich in Bremerhaven durchlaufen die Lieferungen in Labors zunächst die Qualitätskontrolle. Was Lkw nicht frisch oder gefroren weiter transportieren, wird geräuchert, mariniert oder zu Salaten weiterverarbeitet. Rund 2500 verschiedene Artikel gehören zum Sortiment der Deutschen See. 250 Tonnen werden täglich produziert. An Spitzentagen vor Ostern oder Weihnachten können es auch mal 500 Tonnen sein. Auf den Handel mit lebenden Tieren verzichtet das Unternehmen. Einzige Ausnahme: Hummer.
Per Lkw ins Ruhrgebiet
Zwischen 23 und zwei Uhr in der Nacht machen sich voll beladene Lastwagen auf den Weg, um die in der gesamten Republik verteilten Standorte zu beliefern. In Duisburg stellen Mitarbeiter vor Ort bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Kisten so zusammen, wie sie zuvor von Handel und Gastronomie in Auftrag gegeben wurden. „Bestellungen, die bis 14 Uhr bei uns eingehen, können wir noch am selben Tag ausliefern“, erklärt Niederlassungsleiter Heimsath.
In den vergangenen Jahren hat er ein stetig wachsendes Geschäft beobachtet. „Es gibt eine neue Wertschätzung für Fisch“, meint Heimsath. „Einerseits haben uns die Kochshows im Fernsehen geholfen. Andererseits profitieren wir von der Krise. Die Leute machen es sich zu Hause schön, laden Gäste ein und kochen.“ Immer häufiger kommt Fisch auf den Teller.
15,7 Kilogramm Fisch pro Kopf
Jeder Bundesbürger aß laut dem Hamburger Fischinformationszentrum voriges Jahr im Schnitt 15,7 Kilogramm Fisch. Für 2014 erwartet die Fischwirtschaft einen Pro-Kopf-Verzehr von 17,5 Kilogramm.
Während in den Kühltheken der Supermärkte Filets dominieren, ordern Restaurant-Betreiber ganze Fische. Das Filettieren am Tisch gehört für Feinschmecker zur Zeremonie dazu.
„Die Nachfrage ist gigantisch“, sagt Heimsath. Das mache sich auch bei den Preisen bemerkbar. Lachs sei in letzter Zeit um 25 Prozent teurer geworden. Bei Garnelen sieht der Experte für die nahe Zukunft einen Schub. Kunden in Handel und Gastronomie zahlen Wochenpreise. Die Hitliste führt nach wie vor der Kaviar an. 28 Gramm kosten rund 75 Euro. Heimsath: „Den gibt es bei uns aber nur bei rechtzeitiger Vorbestellung.“