Bochum. Pater Maximilian leitet seit fünf Jahren das Zisterzienserkloster in Bochum-Stiepel. Ein gleichmäßiger Rhythmus bestimmt das Leben des Mönchs, der aus Oberfranken stammt. Doch er steht auch für die Offenheit der 1989 gegründeten Klosters.

Sichtlich zufrieden läuft eine kleine Schafherde über die Wiese. Ein geradezu idyllischer Blick aus dem Fenster des Speiseraums im Kloster Bochum-Stiepel. Schafe im Kloster? „Das hat einen praktischen Grund“, erklärt Pater Maximilian, „so kann auf natürliche Weise die Wiese gemäht werden.“ Doch noch etwas anderes steckt dahinter. Einer der Mönche, Pater Florian, ist gelernter Landwirt. Als Schafzüchter hält er so die Verbindung zu seinem früheren Beruf.

Das gemeinsame Beten und Singen gehört zu den zentralen Aufgaben der Mönche im Kloster Stiepel. Foto: ddp
Das gemeinsame Beten und Singen gehört zu den zentralen Aufgaben der Mönche im Kloster Stiepel. Foto: ddp © ddp | ddp





Für die Mönche im Zisterzienserkloster ist das nichts Ungewöhnliches. „Es ist eine Voraussetzung, dass diejenigen, die hierher kommen, mit beiden Beinen auf der Erde stehen“, sagt Pater Maximilian. Ob Koch oder Kämmerer, ob Gärtner oder Bibliothekar – viele Aufgaben übernehmen die Mönche selbst. „Man darf sich das Kloster nicht als eine Art Pension vorstellen, sondern als Gemeinschaft, die die wichtigsten Dienste selbst verrichten kann.“ Auch Pater Maximilian blickt auf eine weltliche Vergangenheit zurück. Schon als Jugendlicher musste er im Lebensmittelgeschäft seiner Eltern helfen, im oberfränkischen Kronach, wo er 1961 geboren wurde. „Das war schon eine herausfordernde Aufgabe“, findet der Pater, der mit bürgerlichem Namen Maximilian Heim heißt. Verantwortung zu übernehmen habe er dadurch gelernt. Auch der Umgang mit Menschen habe ihm viel geholfen.

Seine Zuhörer verliert er nie aus dem Blickfeld

Seit 2004 leitet Pater Maximilian das Zisterzienserkloster in Stiepel als Prior. Foto: Ingo Otto
Seit 2004 leitet Pater Maximilian das Zisterzienserkloster in Stiepel als Prior. Foto: Ingo Otto © WAZ | WAZ





Eine Fähigkeit, die ihm im Kloster besonders zugute kommt. Im Gottesdienst, bei der Betreuung von Pilgergruppen, beim Gespräch mit den Mitbrüdern. Oder wenn er am Rednerpult der Vortragsreihe „Auditorium“ steht. Regelmäßig lädt Pater Maximilian Gastredner, darunter viele Theologie-Professoren, nach Stiepel ein. Heute referiert er ausnahmsweise selbst, spricht über „Leib und Liturgie“. Kein einfaches Thema. „Wenn fünfzig Zuhörer kommen, wäre das schon schön“, hofft der Pater am Nachmittag. Nahezu hundert sind es schließlich geworden, die am Abend den Weg ins alte Pfarrhaus der Marienkirche neben dem Kloster finden. Und die größtenteils älteren Besucher erleben, wie sich auch komplizierte Fragestellungen anschaulich beantworten lassen. Über Ausdrucksformen in der Liturgie redet Pater Maximilian, über das Knien und Stehen im Gottesdienst, über die Prozession in der Osternacht. Seine Zuhörer verliert er dabei nie aus dem Blickfeld. „Geht’s noch?“, fragt er nach 50 Minuten und weiß dabei genau, dass die Aufmerksamkeit im Publikum irgendwann nachlässt. Doch das Interesse ist da, selbst nach 80 Minuten, wenn Pater Maximilian seinen Vortrag beendet hat.

Seit fünf Jahren steht Pater Maximilian dem Kloster Stiepel als Prior vor. Damit ist er Stellvertreter des Abtes, der im Stift Heiligenkreuz im österreichischen Wienerwald sitzt. Doch auch Pater Maximilians eigene Wurzeln als Mönch liegen in der Zisterzienserabtei, die erst vor kurzem mit ihrem Album „Chant“ für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Eine CD, die authentisch wirkt. Schließlich gehören die einstimmigen, gregorianischen Gesänge zum Leben der Zisterzienser wie die Glocken zum Kirchturm. Auch Pater Maximilian wirkte bei der Aufnahme von „Chant“ mit. Der Erfolg sei eine große Überraschung gewesen, sagt er.

"Das ist ja wie daheim"




Noch sehr jung war Maximilian Heim, als er den Weg in die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz fand, gerade mal 21 Jahre alt. Sechs Jahre später wurde er Mönch, ein weiteres Jahr später zum Priester geweiht. Dass er kurz darauf vom idyllischen Heiligenkreuz nach Bochum entsandt wurde, entfachte bei ihm zunächst alles andere als Begeisterung. „Das Ruhrgebiet war zu der Zeit für mich nicht ein weißer Fleck, sondern ein schwarzer Fleck auf der Landkarte“, muss er zugeben. Als er schließlich das damals neu gegründete Kloster im eher ländlich geprägten Stiepel erreichte, stellte er schnell fest: „Das ist ja wie daheim.“ Noch einmal kehrte Pater Maximilian für einige Jahre nach Heiligenkreuz zurück, promovierte über Kardinal Joseph Ratzinger, den heutigen Papst, wurde anschließend zum Professor für Fundamentaltheologie an der Hochschule Heiligenkreuz berufen. 2004 schließlich übernahm er in Bochum seine Aufgabe als Prior. 

Pilgergruppen, Vorträge, Verwaltungsarbeit – nicht immer fällt es leicht, ein Mönchsleben im Sinne des heiligen Benedikt zu führen. Dessen 1500 Jahre alte Regel, die sich in 73 Kapitel gliedert, ist maßgebend für alle Angehörigen des Zisterzienserordens. „Zusammenfassen kann man sie in der Gottes- und Nächstenliebe“, erklärt der Pater. Auch der Grundsatz „ora, lege et labora“ – bete, lese und arbeite – sei wichtig. Ein gleichmäßiger Rhythmus, der den Klosteralltag bestimmt. Angefangen beim gemeinsamen Morgengebet, den Vigilien um 6 Uhr in der Früh, bis hin zur Komplet, dem Nachtgebet, um 20 Uhr.

Überhaupt spielt das gemeinsame Gebet der Mönche die wichtigste Rolle im Klosterleben. Mehrmals am Tag versammeln sich die Patres zum Gottesdienst in der erst vor wenigen Jahren renovierten Wallfahrtskirche. Gerade feiern sie die Vesper, das Abendgebet der Katholischen Kirche. Und natürlich: Auch dort wird gesungen. Das können sie wirklich gut, die Mönche aus Stiepel.

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Von Von Werner Conrad