Zisterzienser in Stiepel gaben sich als Promotion-Team für die CD ihrer Brüder aus dem Stift Heiligenkreuz gelassen und professionell. Gregorianischer Gesang in den Hitlisten
Fernseh-Kameras auf Stativen vor dem Altarraum vor den betend-singenden Mönchen in ihrem Gestühl, ein gutes Dutzend Fotografen in permamenter Auslösebereitschaft, ein eher buntes Völkchen in den ersten Kirchenbänken: Die Gläubigen, die sich am frühen Mittwochabend dieser Woche zur Vesper in der Kirche des Zisterzienser-Klosters Stiepel versammelt hatten, staunten nicht schlecht. Medienrummel war angesagt an diesem Tag, oder besser Medien-Hype, wie es der inzwischen auf diesem Sektor fitte Presse-Mönch Karl zu formulieren beliebt. Denn das kleine Kloster in Bochums Süden war von der großen Universal Music auserkoren worden für die Deutschland-Presse-Vorstellung einer CD, deren Erfolg selbst die Universal-Profis verblüfft: "Chant - Music for Paradise" mit Gregorianischem Gesang der Zisterzienser-Mönche vom Stift Heiligenkreuz in Österreich.
Die haben den ganzen Rummel schon hinter sich, wurde doch dort im Wienerwald die CD bereits im Mai präsentiert. Danach ging's ab in die Charts: höchster Platz in der englischen Pop-Hitliste vor vier Wochen auf Platz 7 (vor Madonna und Amy Winehouse), in Österreich stand sie einige Wochen an der Spitze (Platin), in den US-Klassikcharts erhielt sie die höchsten Downloadzahlen im Klassikbereich. Bisher wurden insgesamt rund 200 000 Exemplare der CD verkauft, freut sich Sibylle Brühn von Universal Music.
Und nun soll von Stiepel aus Deutschland erobert werden. Warum Stiepel? Das 1988 gegründete Priorat gehört zum Stift Heiligenkreuz, ist sozusagen der deutsche Ableger. Außerdem haben bei den Aufnahmen in Österreich zwei Mönche aus Stiepel - Lukas und Bernhard - mitgesungen. Schließlich ist man spirituell verbunden: Hier wird dieselbe Liturgie mit denselben Gesängen gehalten wie in Heiligenkreuz.
An diesem Mittwoch jedenfalls stehen die Stiepeler Mönche im Mittelpunkt des Medieninteresses - und ihre gesungenen Gebete beeindrucken die Menschen vom Fernsehen, vom Rundfunk und von der Presse. Vielleicht spüren sie etwas von der Wirkung, die dieser gregorianische Chorgesang offensichtlich auch auf viele Menschen ausübt, die sonst wenig oder nichts mit der Kirche zu tun haben. Stiepels Prior Pater Maximilian glaubt, dass sie in den Gesängen Ruhe, Stille und Einkehr finden, eine Form der Medidation. Presse-Mönch Karl Wallner, der auch Rektor der Päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz ist, meint zu dieser Musik: "Vielleicht hilft sie auch gegen den dumpfen Materialismus." Er selbst hat eine ganz praktische Erfahrung gemacht beim Hören der CD während der Autofahrt: "Es ist gut für den Aggressionsabbau für cholerische Mönche."
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