Essen. Am 1. Juli wird in Millionen Haushalten das Kabelfernsehen abgeschaltet. Wie Sie verhindern, dass Ihr Bildschirm dann dunkel wird.
Ja, wenn Sie gar nichts tun, gibt es kein Fernsehen mehr. Kein Fußball, kein Krimi, nichts mehr. Zumindest, falls Sie zu den mehr als zwölf Millionen Haushalten gehören, die ihr Fernsehen bisher über Kabel empfangen und die Kosten dafür über rabattierte Sammelverträge zwischen Vermietern und Kabelnetzbetreibern abgerechnet haben. „Nebenkosten-Privileg“ heißt das Prinzip und fällt zum 1. Juli weg. Aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten, Fernsehen zu schauen.
Habe ich ab 1. Juli gar keine Möglichkeit mehr, Kabel-TV zu empfangen?
Doch die haben Sie. Es kommt ja niemand vorbei und reißt bei Ihnen in der Wohnung die Fernsehkabel aus der Wand. Gesperrt wird mithilfe technischer Methoden, die jederzeit wieder aufgehoben werden können. Der einfachste Weg ist es deshalb auch, beim Kabelfernsehen zu bleiben und mit dem bisherigen Anbieter einen Vertrag abzuschließen. Der kostet dann im Schnitt allerdings fünf bis sechs Euro mehr im Monat. Große Kabelnetzbetreiber wie Vodafone bemühen sich derzeit allerdings, Rahmenverträge mit Rabatt mit der Wohnungswirtschaft abzuschließen. Das macht den Anschluss wieder etwas billiger. Sie müssen übrigens nicht bei Ihrem bisherigen Kabelnetzbetreiber bleiben – sofern es auch andere Anbieter gibt, können Sie auch wechseln. Vergleichen Sie die Preise.
Ich will kein Kabel mehr, bin aber technischer Laie. Was soll ich machen?
Eine DVB-T2- Antenne und den dazu passenden Receiver für das Wohnzimmer kaufen. Die gibt es zusammen schon ab 30 bis 40 Euro. Der Anschluss ist recht einfach, der Empfang in den meisten Ecken des Ruhrgebietes gut. Nur im ländlichen Bereich kann es hier und da Probleme geben. Eine Empfangskarte gibt es unter www.dvb-t2hd.de im Internet. Rund 40 TV-Sender in hochauflösender Qualität (HDTV) werden über DVB-T2 ausgestrahlt. Aber Achtung: Alle Öffentlich-Rechtlichen Programme – auch Landes- und Spartensender - sind frei empfangbar, die großen Privatsender kosten dagegen – alle zusammen - 7,99 Euro im Monat. Und wichtig für Sportfans: Sky und Dazn lassen sich über DVB-T2 gar nicht empfangen.
Ich möchte mehr Sender. Wie kann ich die bekommen?
Zum Beispiel über eine Satellitenschüssel plus SAT-Receiver (zusammen ab ca. 100 Euro plus Montage). Damit können Sie allein rund 400 deutschsprachige Fernsehprogramme empfangen – darunter alle gängigen Öffentliche-Rechtlichen und Privaten sowie viele Abo-Angebote wie Sky. Die Installation ist allerdings nicht immer ganz unproblematisch.
Zunächst muss der Vermieter seine Zustimmung geben, damit Sie die Schüssel überhaupt am Balkon oder der Hauswand montieren dürfen. Außerdem benötigen sie freie Sicht Richtung Süd-Ost, damit die Schüssel auch Signale vom Satelliten empfangen kann. Für die genaue Ausrichtung sollten Sie zu einem SAT-Finder (ab ca. 15 Euro) greifen. Und Kabel müssen meist auch verlegt werden. Das alles kostet Geld, aber einmal in Betrieb fallen – anders als beim Kabel - keine weiteren Gebühren mehr an. Nur wenn sie Privatsender auch in HD sehen wollen, benötigen sie eine HD+ Karte (75 bis 85 Euro im Jahr).
Ist Internet-Fernsehen auch eine Alternative?
Grundsätzlich ja. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie einen Internetzugang mit ausreichender Geschwindigkeit haben. Und dass im besten Fall Ihr Empfangsgerät, meistens also der Fernseher, auch internetfähig ist. Grundkenntnisse über die digitale Welt können zumindest nicht schaden. Dafür ist die Auswahl gigantisch. Alle TV-Sender sind mit ihrem Programm live im Netz. Sie haben Zugriff auf die kostenfreien Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen und die größtenteils kostenpflichtigen Dienste der Privatsender. Außerdem können sie – von Netflix, über Amazon Prime bis zu Disney+ - Dutzende Streaming-Dienste abonnieren. Spezielle Apps erleichtern die Bedienung und können auf viele moderne Fernseher heruntergeladen werden.
Mein Fernseher kann aber kein Internet empfangen. Was kann ich tun?
Zum Beispiel einen TV Stick kaufen und an den Fernseher anschließen. Die bekanntesten dürften der Chromecast (ca. 40 Euro) und der Amazon Fire Stick (ca. 5 Euro) sein. Es gibt aber auch viele andere Anbieter. Auf den meisten sind bereits Apps vorinstalliert, mit denen sich Sender und Streamingdienste abrufen lassen. Einige Anbieter, wie waipu oder zattoo bieten auf ihren Sticks und über ihre Apps zudem gegen Bezahlung Streams aus dem Pay-TV an. Ganz wichtig: Die meisten Angebote lassen sich zunächst für einen gewissen Zeitraum kostenlos testen. Oft gibt es auch Sonderaktionen. Machen Sie Gebrauch von diesen Möglichkeiten.
Läuft Internet TV denn störungsfrei?
Wenn ihr Internetzugang stabil ist, ja. Mit einer Sache aber müssen sie leben. Die Übertragung der TV-Signale im Netz dauert ein paar Sekunden länger. Im Normalfall kein Problem, bei Sport-Liveveranstaltungen aber ein Spannungskiller. Denn wenn im Internet der Stürmer gerade erst zur Flanke ansetzt, wird beim Nachbarn mit der Schüssel längst gejubelt.