Essen/Duisburg. Die Hochschule ist mit einem Projekt im bundesweiten Forschungs-Wettbewerb erfolgreich. Doch die Revier-Unis hatten wohl mehr erhofft.
Bekommt das Ruhrgebiet 2026 eine „Elite-Universität“? Ein erster Schritt auf diesem Weg ist nach der Entscheidung eines internationalen Expertengremiums am Freitag getan. Die Uni Duisburg-Essen erhielt grünes Licht, sich mit ihrem einzigartigen Projekt zur Gewässerforschung für eine Förderung im bundesweiten Exzellenzwettbewerb zu bewerben. Damit befindet sich die Uni sportlich gesprochen im Halbfinale der aktuellen Auswahlrunde.
Auch wenn die Rektoren der Revier-Unis den Begriff „Elite-Uni“ nicht gerne hören, da es nicht um Elite gehe, sondern um Spitzenforschung in und für die Region, wie der Bochumer Rektor Martin Paul immer wieder betont. So winken am Ende des hochkarätigen Verfahrens neben etlichen Fördermillionen für die Forschung vor allem Prestige und überregionale Sichtbarkeit für die Forschungslandschaft im Revier. Man würde auf Augenhöhe liegen mit Berlin, München, Heidelberg oder Tübingen, wodurch exzellente Forscher und Forscherinnen, Studierende und Startups verstärkt den Blick auf die Region richten dürften.
Hinter vorgehaltener Hand aber ist nach der Entscheidung der Jury am Freitag die Enttäuschung in den Unis des Ruhrgebiets unüberhörbar. Die forschungsstarke Ruhr-Universität Bochum hat für kein Forschungsprojekt (Exzellenz-Cluster), mit denen sie ins Rennen ging, den Zuschlag bekommen. Die Wasserforscher der Uni Duisburg-Essen konnten einen Erfolg verbuchen, auch wenn von sieben Bewerbungen der Uni offenbar nur eine den strengen Kriterien der Auswahljury genügte. An dem Forschungsvorhaben mit dem Titel „Flussökosysteme im Anthropozän - nachhaltige wissenschaftliche Lösungen“ sind auch Forschende der Ruhr-Uni Bochum beteiligt. Dabei geht es um ein neues und nachhaltiges Management von Gewässern. Die TU Dortmund ist als Forschungspartner mit Bonn und Siegen weiter dabei. Exzellenz-Cluster werden sieben Jahre mit bis zu zehn Millionen Euro jährlich gefördert.
Hoffnung auf erste „Elite-Universität“ im Ruhrgebiet
Das Rennen um die erste „Elite-Uni“ im Ruhrgebiet wollen die drei Rektorate aber nicht aufgeben. Sollte im Mai 2025 das Essener Forschungs-Cluster den endgültigen Zuschlag erhalten, will sich die Universitäts-Allianz Ruhr (UA Ruhr) - der seit 2007 bestehende Verbund der Unis Dortmund, Bochum und Duisburg-Essen - als Uni-Verbund für das Finale um den Titel Exzellenz-Universität bewerben. Der Weg zu einer Exzellenz-Universität ist durch die aktuelle Entscheidung indes nicht leichter geworden. Denn bewerben kann sich eine Uni nur, wenn sie zwei Exzellenz-Cluster vorweisen kann, ein Uni-Verbund benötigt sogar drei.
Die drei Universitäten werten die Ergebnisse daher als „wichtigen Schritt der UA Ruhr auf dem Weg zur Exzellenz“. Rektor Martin Paul sagte: „Als UA Ruhr haben wir damit eine aussichtsreiche Ausgangsposition, um unsere Zusammenarbeit auf Hochschulebene weiterzuentwickeln und 2025 gemeinsam als Exzellenzverbund anzutreten.“
Essener Rektorin ist „superfroh“
Es geht um viel Geld: Insgesamt werden ab 2026 an alle Gewinner-Unis sieben Jahre lang knapp 690 Millionen Euro pro Jahr verteilt. Bislang dürfen in Deutschland nur zehn Unis diesen Titel tragen, der mit einer Förderung von jeweils 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr verbunden ist, in NRW sind es Bonn und Aachen. Die Ruhr-Uni Bochum scheiterte in der vorherigen Auswahlrunde 2019 nur knapp.
Barbara Albert, Rektorin der Uni Duisburg-Essen, freut sich über das positive Votum der Jury: „Jetzt sind wir superfroh, dass das starke und wichtige Vorhaben der Wasserforschung die Chance bekommt zum Vollantrag und damit auch die Chance hat, ein Exzellenz-Cluster zu werden“, sagte Albert dieser Redaktion. „Der Exzellenz-Wettbewerb ist die nationale Messlatte. Der Erfolg der Wasserforschung wird auf die gesamte Hochschule und ihr Prestige ausstrahlen. Es ist ein Erfolgssiegel, das auch für die UA Ruhr wichtig ist“, so Albert weiter.
Sechs Unis in NRW erfolgreich im Wettbewerb
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Wissenschaftsrat (WR) berufene Jury hat in den letzten Tagen aus 143 Anträgen für Vorhaben der Spitzenforschung bundesweit 41 ausgewählt. Das NRW-Wissenschaftsministerium wertet das Abschneiden der NRW-Universitäten in dieser Wettbewerbsrunde als Erfolg. Denn neben Duisburg-Essen wurden fünf weitere Hochschulen in NRW von der Jury aufgefordert, sich mit ihren Projekten zu bewerben.
Die Uni Aachen ist mit gleich zwei Clustern vertreten, die Uni Bonn im Verbund mit der TU Dortmund und der Uni Siegen sowie die Uni Köln. „Die Vielfalt und Exzellenz der Forschungslandschaft in NRW ist einzigartig in Europa“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU). NRW sei derzeit im Exzellenzwettbewerb das erfolgreichste Land. Von den bundesweit 57 bereits seit 2018 geförderten Exzellenz-Clustern entfallen 14 auf NRW.
>>>> Die Exzellenz-Strategie:
Die Exzellenzstrategie besteht aus zwei Teilen, den sogenannten Förderlinien: Den Exzellenz-Clustern und den Exzellenz-Universitäten. In den Exzellenz-Clustern arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen und Institutionen an einem Forschungsvorhaben zusammen. Die Exzellenz-Cluster werden sieben Jahre mit drei bis zehn Millionen Euro gefördert. Eine zweite Förderperiode von sieben Jahren ist möglich.
Die Förderlinie Exzellenz-Universität soll Universitäten oder einen Verbund von Unis, wie etwa die UA Ruhr, in ihrer internationalen Spitzenstellung in der Forschung stärken. Um sich als Exzellenz-Uni bewerben zu können, müssen sie an mindestens zwei, als Uni-Verbünde an drei Exzellenz-Clustern beteiligt sein. Exzellenz-Unis werden dauerhaft gefördert, müssen sich aber alle sieben Jahre einer Überprüfung stellen.