Ruhrgebiet. Die A42 bekommt Lkw-Waagen, um die marode Brücke zu schützen. Wie in Duisburg, Herne, Leverkusen. Hilft es - und wie lange bleiben sie?
Bereits in den nächsten Wochen sollen rund um die kaputte A42-Kanalbrücke Lkw-Waagen installiert werden. Wenn vielleicht im Frühjahr wieder Autos sie überqueren dürfen, sollen die Waagen verhindern, dass zu schwere Laster über die Brücke fahren und sie allein durch ihr Gewicht weiter beschädigen. Wann genau, wo genau die Waagen hinkommen, das hängt vom Wetter ab und den beteiligten Städten. Bottrop? Essen? Oberhausen? Es heißt, sie zieren sich. Man sei „in Absprache“, so Anton Kurenbach von der Autobahn GmbH für Westfalen.
Und was bringt das? Zunächst einmal setzen diese Wiegeanlagen ein bestehendes Fahrverbot einfach durch. Seit dem Lkw-Verbot für die Leverkusener Rheinbrücke der A1 im November 2012 wurde zehntausendfach dagegen verstoßen, bis die Anlage 2016 in Betrieb ging. Sie erfasst das Gewicht anrollender Fahrzeuge durch Sensoren in der Fahrbahn. Falls zu schwer, schließen sich Schranken, schalten Ampeln für die betreffende Fahrspur auf Rot. Die Ableitung von der Autobahn könnte fast automatisch erfolgen. Personal ist noch vonnöten für Not- oder Zwischenfälle und dafür, zu regeln, dass der Verkehr rasch wieder fließt. Außerdem haben die Aufpasser einen gewissen Vorrat an Ersatzschranken zur Hand: Fahrzeuge kollidieren gerne mit ihnen.
Die Rheinbrücke zeigt, wie lange so ein Provisorium dauern kann: elf Jahre
Leverkusen zeigt freilich auch, wie lange ein solches Provisorium bestehen kann: Sagenhafte elf Jahre vergingen zwischen der Entdeckung der Schäden und der Fertigstellung eines ersten Neubaus. Im Januar 2024 nun wird die Anlage abgebaut, weil der erste Teil der neuen Rheinbrücke tatsächlich fertig ist. Wegen der vielen Restarbeiten wird die A1 zwischen Kreuz Leverkusen und Kreuz Köln-Nord vom 19. Januar bis 4. Februar 2024 komplett gesperrt. Danach rollt jeglicher Verkehr über die neue Brücke: und ohne Gewichtsbegrenzung.
Der ADAC Nordrhein warnt vor noch heftigeren Staus auf der Ausweichstrecke A3, die von Oberhausen kommend östlich an Köln vorbeiführt, sowie auf den Stadtstraßen. Ein Experte des ADAC sagt Sätze, die für die gegenwärtige Lage an der A42 im Ruhrgebiet genauso gelten würden: „Pendler werden viel Geduld und gute Nerven brauchen. Von vermeintlich kürzeren Ausweichrouten durch die Stadt raten wir dringend ab. Sonst droht hier ein Verkehrschaos.“
Staus und viele Blechschäden sind für die Anfangszeit programmiert
Die Wiegeanlage rund um die A40-Rheinbrücke in Duisburg ist im Herbst 2023 mit dieser Bilanz abgebaut worden: Sie hat in fünf Jahren Betrieb über 67.000 Lkw von der Brücke ferngehalten, die sich ihr näherten, und wahrscheinlich ungezählte mehr, die nur deswegen gleich die Ausweichstrecke befuhren, die ein ärgerlicher Umweg war. Hinzu wurden bei den 67.000 zusätzlich hunderte Verstöße entdeckt wie Überladung, schlecht gesicherte Ladung oder technische Mängel.
Man muss aber sagen: Die Waagen schaffen auch Probleme. Man sieht das ganz gut an der Anlage rund um die A43-Brücke in Herne: Der komplette Autobahnverkehr wird im Näherkommen herunterreguliert auf Tempo 40, schnell bilden sich Staus; Enge und Gedränge verursachen Unfälle, in erster Linie Blechschäden. Das gilt vor allem für die erste Zeit, nach einer Gewöhnungsphase sinkt die Zahl der Unfälle wieder.
Zuletzt müssen wir über Geld reden. Die Kosten sind hoch: Bis Ende 2022 hatte die Autobahn GmbH allein für die Wiegeanlagen in Duisburg mit etwa 53 Millionen Euro Gesamtkosten gerechnet, so damals Tobias Zoporowski, Sprecher der Autobahn GmbH für das Rheinland. Umgekehrt sind die Bußgelder der Stadt Duisburg zugeflossen, wo die Waagen ja installiert waren. Nur so als Tipp, Bottrop, Essen, Oberhausen, wenn es um den Standort geht. Und: Köln und Leverkusen hatten auf der Rheinbrücke zusätzlich Blitzer aufgestellt, die den beiden Städten jedes Jahr Millionen Euro einbrachten.