Recklinghausen. Im Ruhrgebiet gibt es rund zwei Millionen Kamine. Beim Heizen kann man vieles falsch machen. Hier geht es zum kostenlosen Ofenführerschein.

Jetzt qualmen sie wieder. Mit den ersten kalten Tagen nehmen auch im Ruhrgebiet viele Menschen ihre Kamine wieder in Betrieb. Wie viele Holzöfen es genau an Ruhr und Emscher gibt, ist nicht bekannt. Das Schornsteinfegerhandwerk geht von rund zwei Millionen aus – Tendenz leicht steigend. Denn parallel zu dem Anstieg der Preise für Gas und Öl wächst auch die Zahl der verkauften Kaminöfen. Und vieles, was im vergangenen Jahr bestellt worden ist, wird erst jetzt vom Ofenbauer geliefert.

Dabei ist die Alternative Heizen mit Holz nicht unumstritten. „Die Kaminöfen belasten die Luftqualität beachtlich“, warnt das Umweltbundesamt. Der Feinstaub aus der Holzverbrennung sei nicht weniger schädlich als der Feinstaub aus dem Straßenverkehr. Aber so lange die „Einzelfeuerstätte“ der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) Stufe 2 entspricht, ist sie nicht verboten.

Heizen mit dem Kaminofen: „Wollen zeigen, wie man eine Technologie optimal nutzt“

Deshalb reagieren die ersten Städte und Gemeinden im Revier und verschenken 1000 Gutscheine für die Ofenakademie. Dort können Interessierte lernen, wie sie ihren Kaminofen besser betreiben und so nicht nur die Luftbelastung deutlich senken, sondern auch weniger Holz verbrauchen. Am Ende steht der sogenannte „Ofenführerschein“. Mit dabei sind Castrop-Rauxel, Dorsten, Gladbeck, Herten, Marl, Recklinghausen, Datteln, Haltern am See, Oer-Erkenschwick und Waltrop.

Wie geht das mit dem eigenen Kaminofen? Die Städte im Ruhrgebiet geben Hilfestellung – mit kostenlosen Kursen.
Wie geht das mit dem eigenen Kaminofen? Die Städte im Ruhrgebiet geben Hilfestellung – mit kostenlosen Kursen. © picture alliance / photothek | Thomas Trutschel/photothek.de

„Wir wollen damit aber keine Werbung für Kamine machen“, stellt Torben Stach klar, der beim Kreis Recklinghausen zuständig für das Klimamanagement ist. „Aber die Öfen sind ja nun einmal da und werden genutzt“, macht sich Stach nichts vor und vergleicht den Ofenführerschein gerne mit dem „Spritspartraining“. „Wir zeigen, wie man eine Technologie optimal nutzen kann“, sagt er. Und Landrat Bodo Klimpel ergänzt: „Durch den richtigen und effizienten Betrieb des eigenen Kamins lässt sich ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz leisten.“

Rund zwölf Millionen Kaminöfen gibt es bundesweit

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Stach kann das mit Zahlen belegen: „Nach aktuellster Forschungslage ist es möglich, die Feinstaubbelastung um 45 Prozent, den CO2-Ausstoß um bis zu 30 Prozent und die Menge organischer Schadstoffe um bis zu 67 Prozent zu reduzieren.“ Voraussetzung sei allerdings, dass die Holzöfen richtig bedient würden. Dafür kommt dann die Ofenakademie aus Halle/Westfalen ins Spiel.

Trocken muss das Holz sein, wenn es in den Kamin kommt.
Trocken muss das Holz sein, wenn es in den Kamin kommt. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

„Beim Heizen der eigenen vier Wände kann einiges schiefgehen“, weiß Gründer Max Kummrow. In unzähligen Gesprächen mit Ofenbauern und Schornsteinfegern hat er herausgefunden, dass alle Kaminofenbesitzer meinen, sie wüssten, wie es geht. Und dass es trotzdem viele immer wieder falsch machen. „Volkshochschulen oder Umweltberater vor Ort haben kaum eine Chance, die bundesweit rund 12 Millionen Ofenbesitzer zu schulen.“ Seine Ofenakademie hat es da über das Internet einfacher, weil sie Tausende Menschen gleichzeitig erreichen kann.

Kurs kann jederzeit unterbrochen werden

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In einem zweistündigen Online-Kurs können Interessierte dort lernen, worauf beim Heizen mit Holz besonders zu achten ist. Der Kurs kann jederzeit begonnen oder unterbrochen und später fortgesetzt werden. „Genau das gefällt vielen Leuten“, hat Stach festgestellt. In einem kleinen Abschlusstest wird das Erlernte abgefragt. Wer den besteht, bekommt – per E-Mail – ein personalisiertes Umweltzertifikat und damit seinen Ofenführerschein ausgehändigt.

„Natürlich gibt es auch andere Experten. Aber wir haben uns den Kurs angesehen und gut gefunden“, sagt Stach. So gut, dass sie bei der Akademie 1000 Gutscheine orderten, von denen bisher knapp die Hälfte schon abgerufen wurde. Ziel des Projekts sei es, heißt es beim Kreis, die „lokale Luftverschmutzung durch eine optimierte Bedienung möglichst vieler privat genutzter Holzöfen schnell und deutlich zu verringern“.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Die ersten Erfahrungen mit dem Kurs der Ofenakademie seien gut, sagt Stach, nach Gesprächen mit mehreren Absolventen. Ein alter Bekannter von ihm etwa sei ganz begeistert davon, dass die Scheibe seines Kamins nicht mehr so dreckig sei. „Das zeigt doch, dass er vorher nicht alles richtig gemacht hat.“

Wer den Ofenführerschein kostenlos absolvieren will und im Kreis Recklinghausen gemeldet ist, geht im Internet auf die Seite www.ofenakademie.de/kreis-recklinghausen/. Dort kann ein Zugangscode angefragt werden, solange der Vorrat reicht. Für die Vergabe gilt das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Alternativ gibt es den Gutschein auch bei vielen Herstellern oder Händlern. Und natürlich kann man den Onlinekursus auf www.ofenakademie.de auch aus eigener Tasche bezahlen. Kostenpunkt: 39 Euro.