Ruhrgebiet. Keine neuen Großbaustellen, und doch wird der November wieder sehr viele Staus verursachen. Was man jetzt tun kann, um ihnen zu entgehen.
Im November wird es auf den Autobahnen in NRW keine neuen Großbaustellen geben. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist: Es wird sich dennoch wieder stauen wie in keinem anderen Monat.
Es ist ein Naturgesetz: Wenn die Tage kürzer werden, werden die Staus länger. Der ADAC bilanziert für den November letzten Jahres allein in Nordrhein-Westfalen 14.528 Staus von zusammen 23.833 Kilometern Länge, in denen die wütend Wartenden 10.931 Stunden verbrachten. Furchtbar! Warum denn nur? Hier sechs Erklärungen.
Staus auf NRW-Autobahnen: Sonnenaufgang verschiebt sich im November um 45 Minuten
Die Sonne: Geht weg. Am 1. November wird sie im Ruhrgebiet (am Beispiel Essen) noch kurz vor halb acht aufgehen. Am 30. November aber erst um Viertel nach acht. Bedeutet: Die Dunkelheit rutscht jetzt jeden Tag etwas mehr in den Berufsverkehr. Er wird vorsichtiger und langsamer.
Das Wetter: Ohne Worte. Ende Oktober ist dieses Jahr schon nicht schön, aber man muss sagen: Anhaltend besser wird es nicht mehr. Wettervorhersagen über sieben oder gar 16 Tage sind nicht ganz so seriös wie Pferdewetten, aber Regen und Sturm erwarten uns jedenfalls. Nebel, Nässe, Laub . . . Die Folge: Der Verkehr wird langsamer. Traditionell fällt im November bei uns auch oft der erste Schnee. Früher freilich öfter.
Größerer Abstand verringert die Kapazität der Autobahnen
Das Fahrverhalten: Und wo bleibt das Positive? Hier! Autofahrerinnen und Autofahrer passen sich den widrigen Umständen an. „Nebel, Dunkelheit und schlechte Sicht erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit“, weiß man beim Landesbetrieb ,Straßen NRW’: „Autofahrer reagieren, indem sie verhaltener fahren und früher und abrupter bremsen.“ Das gilt auch, wenn man geblendet wird, was auf nassen Straßen schneller passiert. Vernünftig ist auch, dass die Leute, also wenigstens die meisten Leute, auf nassen Straßen einen größeren Abstand einhalten. Damit sinkt freilich auch die Kapazität der Autobahn. Unfälle gibt’s natürlich dennoch - noch ein Grund.
Die Freizeit: Man soll nie ,niemand’ sagen, aber niemand nimmt Urlaub im November. Alle sind da. Und alle arbeiten. Einen freien Tag im November nimmt niemand.
1500 Autobahn-Baustellen: „Für diese Jahreszeit noch sehr viel“
Das Paradox: Jetzt kommt die Stelle, wo die Katze sich in den Schwanz beißt. Weil Fahrradfahren unter diesen Umständen auch keinen Spaß macht und Regionalbahnen zu Stoßzeiten gern voll sind, steigen im November mehr Pendler um aufs - Auto. Nach einer Studie des Bundesverkehrsministeriums fahren im November neun Prozent der Verkehrsteilnehmer Fahrrad - im August sind es 14 Prozent. „Außerdem haben die Leute weniger Lust, am zugigen Bahnsteig zu warten“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Chefin der Autobahn GmbH für den Raum Westfalen. Bahnen stehen jetzt außerdem entschieden unter Virenschleuderverdacht.
Die Baustellen: Werden nach Oktober immer weniger, weil das Arbeiten nicht leichter wird und Budgets zur Neige gehen. Freilich zählt der ADAC noch ganz aktuell 1500 Autobahn-Baustellen in Deutschland: „Für diese Jahreszeit noch sehr viel.“
Bedeutet? Betroffen von der Entschleunigung sind nach einer Untersuchung vor allem Pendler und Pendlerinnen: Die langen Staus bilden sich ganz überwiegend zwischen 6.30 und 9 Uhr sowie 15.30 und 18 Uhr (ohne Gewähr). „Es knubbelt sich zu den Rush-Hour-Zeiten mehr“, sagt Bernd Löchter von der ,Autobahn Westfalen GmbH’. In den Zeiten dazwischen kommt man in der Regel weitaus besser durch. Aber Achtung: Montagmorgen und Freitagnachmittag sind besonders gefürchtet, weil da auch noch die Wochenend-Pendler unterwegs sind.
Im Dezember wird es wieder deutlich besser
Was tun? Home Office ist heute weit üblicher als vor 2020. Wer zwei Tage nicht mit dem Auto zur Arbeit fährt, erspart sich 40 Prozent seines persönlichen Berufsverkehrs, so der ADAC. Nutzen Sie es aus, wenn es geht. Das funktioniert auch in Teilzeit: Wer morgens zuhause zu arbeiten beginnt und später an den Arbeitsplatz fährt, hat ganz gute Chancen, lockerer durchzukommen. Das gilt umgekehrt auch für nachmittags. Allerdings muss man leider auch sagen: Wenn zu viele Menschen dieser schlauen Empfehlung folgen, ist es die klassische, sich selbst vernichtende Prophezeiung.
Die Aussichten? Nach 30 Tagen wird es langsam wieder besser. Im Dezember sind viele Feier- und freien Tage und viele Menschen im Urlaub. Bei Schnee allerdings wäre alles anders. Expertinnen sagen: Fahrer brauchen drei Tage, um sich auf Schnee einzustellen. Die offizielle Winterdienst-Saison der Straßenräumer beginnt übrigens bei uns schon am - 1. November.