Lünen/Bochum. Vize-Bürgermeister von Lünen soll mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben. Der Fall begann mit der Aussage einer 16-Jährigen aus Bochum.

Daniel Wolski, stellvertretender Bürgermeister in Lünen, sitzt in Untersuchungshaft. „Ich bin von der Festnahme überrascht worden“, erklärt seine Anwältin Arabella Pooth auf Nachfrage. Zuvor hatten die Ruhr-Nachrichten und die Bild-Zeitung berichtet, dem SPD-Kommunalpolitiker werde vorgeworfen, kinderpornografisches Material besessen und Jugendlichen sexuelle Gewalt angetan zu haben.

Kinderpornografie-Verdacht gegen Lüner Politiker: Anwältin hat Akteneinsicht beantragt

Zu den inhaltlichen Vorwürfen wollte sich Pooth nicht äußern, sie habe im ersten Schritt Akteneinsicht beantragt. „Ich bin aber der Meinung, dass keine Haftgründe vorliegen“, sagt Pooth.

Dieser Auffassung allerdings folgte eine Haftrichterin am Donnerstag nicht: Es wurde ein Haftbefehl erlassen. Laut Staatsanwaltschaft soll Wolski unter anderem versucht haben, die laufenden Ermittlungen zu behindern. Zudem bestehe inzwischen ein dringender Tatverdacht.

Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen Lokalpolitiker

Die Vorwürfe gegen den Mann wiegen schwer: Die Staatsanwaltschaft Bochum wirft dem Politiker den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und den Erwerb und Besitz kinder- und jugendpornografischen Materials vor. Die Taten sollen im Zeitraum von Januar 2018 bis zum März 2023 begangen worden sein.

Ausgangspunkt der Ermittlungen, sagt Paul Jansen, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bochum, sei gewesen, dass sich eine 16-Jährige bei der Polizei offenbart hatte: Sie soll über eine Dating-Plattform mit dem Mann in Kontakt gekommen sein. In der Folge soll es dann auch zu realen Treffen gekommen sein. Dabei habe es, so Jansen, „sexuelle Handlungen gegen Entgelt“ gegeben. Über die 16-jährige soll der Mann zudem den Kontakt zu einer gleichaltrigen Freundin aufgenommen haben. Auch mit ihr habe es Treffen und Übergriffe gegeben, so die Staatsanwaltschaft. Weil sich diese Taten in Bochum abgespielt haben sollen, ergibt sich die Zuständigkeit der dortigen Ermittler.

Weitere mutmaßliche Opfer in Dortmund, Bönen und Lünen

Im Zuge der Ermittlungen stießen die Behörden auf weitere mutmaßliche Opfer. Auch in Dortmund, Bönen und Lünen soll der Mann vier Kinder beziehungsweise Jugendliche, 13, 14, 15 und 17 Jahre alt, gegen Geld-Zahlungen missbraucht haben, virtuell oder bei persönlichen Treffen. Zum Geschlecht der Opfer macht die Staatsanwaltschaft aus Jugendschutzgründen keine Angaben. Insgesamt soll es zu neun Treffen gekommen sein.

Anfang März dieses Jahres durchsuchte die Polizei die Wohnung des Politikers und stellte Handys und Laptops sicher. Darauf fanden die Beamten laut Staatsanwaltschaft rund 40 Bild- und Video-Dateien, die den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zeigen. Laut Sprecher Jansen hat der Mann bislang keine Angaben zu den Tatvorwürfen gemacht.

„Die SPD Lünen ist schockiert von den schwerwiegenden Vorwürfen“

„Die SPD Lünen ist schockiert von den schwerwiegenden Vorwürfen, die im Raum stehen. Jetzt sind die Ermittlungsbehörden gefragt, um dem Sachverhalt auf den Grund zu gehen“, teilt die Partei auf der Homepage mit. „Wir erwarten, dass Daniel Wolski mit seiner anwaltlichen Vertretung unverzüglich und in vollem Umfang mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen, hat Daniel Wolski nichts mehr in den Reihen der Sozialdemokratie verloren.“

Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns äußert sich

Lünens erster Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns gab am Freitagnachmittag ein Statement ab, Nachfragen dazu ließ er nicht zu. Er verurteile jede Form sexuellen Missbrauchs. Von den Vorwürfen gegen seinen stellvertretenden Ersten Bürgermeister habe er am Donnerstag „aus den Medien“ erfahren. Der Tatverdacht mache ihn „sehr betroffen“. Er hoffe auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen. Er bitte um Verständnis, so Kleine-Frauns, „dass ich zu diesem Vorgang zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter Stellung nehmen kann“.

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