Essen. Villa Hügel feiert 150. Geburtstag: Anlass für die Krupp-Stiftung, dem Revier 1,5 Millionen Euro zu spendieren. Wer sich um Mittel bewerben kann.

Der einstige Wohnsitz der Familie Krupp, Essens Villa Hügel, feiert in diesem Jahr 150. Geburtstag. Die gemeinnützige Krupp-Stiftung spendiert 150 möglichst unterschiedlichen Projekten im Revier aus diesem Anlass 1,5 Millionen Euro. Die ersten 48 Anträge wurden bereits bewilligt, vom Integrationsprojekt „Gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre“ an einer Oberhausener Schule über „Drohnen-Unterstützung für Essener Rettungshunde“ bis hin zu Kurzpraktika im Duisburger Institut für Energie- und Umwelttechnik, die Jugendlichen Lust auf eine Ausbildung im Chemiebereich machen sollen. Stiftungsvorstand Volker Troche und Projektleiterin Maren Isabel Fritz über das Vorhaben.

Maren Isabel Fritz und Volker Troche von der Krupp-Stiftung sind begeistert von den bereits eingegangenen Ideen und freuen sich auf weitere Förderanträge. 1,5 Millionen Euro spendiert die gemeinnützige Stiftung dem Revier im Jubiläumsjahr der Villa Hügel.
Maren Isabel Fritz und Volker Troche von der Krupp-Stiftung sind begeistert von den bereits eingegangenen Ideen und freuen sich auf weitere Förderanträge. 1,5 Millionen Euro spendiert die gemeinnützige Stiftung dem Revier im Jubiläumsjahr der Villa Hügel. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Wer hatte die gute Idee?

Troche: Sie entstand im Brainstorming und basiert auf der Magie der Zahlen. 150 Jahre Villa Hügel, 150 Projekte, 1,5 Millionen Euro. Das ist sehr simpel, passt aber, fanden wir. Die Stiftung war ja früher für große Projekte bekannt, hohe Summen sind etwa in den Umbau der Essener Philharmonie oder in den Neubau des Folkwang Museums geflossen, 30 Millionen DM 1998 auch in die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Dieses Mal wollten wir mehr in die Breite gehen, dabei auch kleinere Projekte fördern, ein niedrigschwelliges Angebot machen und auf gesellschaftliche Bedarfe eingehen.

Die erste Antragsrunde ist gelaufen, wie war die Resonanz?

Fritz: Bereits in der ersten Runde sind schon 146 spannende Anträge eingereicht worden, von Einzelpersonen sowie Organisationen. Für 48 Projekte haben wir insgesamt rund 690.000 Euro bereits bewilligt, die meisten, 19, im Schwerpunkt „Anfangen im Kleinen“, wo es um Chancengleichheit und Starthilfen für Kinder und Jugendliche geht. 16 Projekte im Schwerpunkt „Weitermachen in Schwierigkeiten“ erhalten Mittel für ihre nachhaltigen Lösungsansätze zur Bewältigung der vielen, gegenwärtigen Krisen. Zudem haben wir 13 Künstlern, Künstlerinnen, Kunstinstitutionen und Universitäten Unterstützung zugesagt für ihr „Streben zum Großen“, unserem dritten Förderschwerpunkt.

Hospizdienst, Schulen oder Waschsalon: 150 Projekte werden gefördert

In diesem Gebäude, dem ehemaligen Gästehaus der Krupps, hat die Krupp-Stiftung ihren Sitz. Die Stiftung ist Eigentümerin der Villa Hügel, die in diesem Jahr 150. Geburtstag feiert.
In diesem Gebäude, dem ehemaligen Gästehaus der Krupps, hat die Krupp-Stiftung ihren Sitz. Die Stiftung ist Eigentümerin der Villa Hügel, die in diesem Jahr 150. Geburtstag feiert. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Wie wird ausgewählt?

Fritz: Einerseits schauen wir, welche Projekte zu bereits vorhandenen Schwerpunkten der Stiftung passen, andererseits blicken wir auf Kriterien wie etwa, was innovativ, reichweitenstark oder natürlich auch gesellschaftlich relevant ist.

Welche Projekte haben Sie persönlich besonders beeindruckt?

Fritz: Zum Beispiel eines des Hospizdienstes Löwenzahn in Bochum zur Ausbildung ehrenamtlicher Mentoren, die die Geschwister schwer erkrankter Kinder begleiten sollen. Da war sofort klar: Der Ansatz überzeugt uns, das fördern wir.

Troche: Ich fand die Idee der TU Dortmund super, die Lesekompetenz von Kindern zu fördern – und dazu bei den Eltern anzusetzen...

Fritz: Mir gefielen zudem zwei Veranstaltungsreihen sehr gut, „Furchteis Sorgé“ und „Laundry Clash“, weil sie alle Bürger ansprechen. „Furchteis Sorgé“ ist zeitgenössisches Figurentheater des Ensembles Wilder Verband zum Themenkomplex Ängste, Krieg und Sommerspaß. Es startet schon im September in Bochum. Ängste werden bei den künstlerischen Interventionen am Eiswagen einfach „aufgegessen“. Laundry Clash ist ein experimentelles Konzertformat in Waschsalons im gesamten Ruhrgebiet.

Bis Ende September können weitere Projekte für eine Förderung eingereicht werden. Wie läuft die zweite Bewerbungsrunde an?

Fritz: Super. 30 Anträge liegen uns schon vor. Wir sind gespannt, was noch kommt.

Troche: Auch wenn fast die Hälfte der Fördersumme schon vergeben ist: Wir freuen uns auf weitere gute, innovative Projekte. Zur Not müssen wir über eine Anpassung des Fördervolumens nachdenken....

>>> INFO: 150 Jahre Villa Hügel, 150 Projekte für das Ruhrgebiet

Die Krupp-Stiftung steckt 1,5 Millionen Euro in ein einmaliges Förderprogramm im Rahmen des Jubiläumjahres. Aus allen eingereichten Projektanträgen werden 150 ausgewählt. Es gibt drei Förderschwerpunkte: Anfangen im Kleinen, Weitermachen in Schwierigkeiten, Streben zum Großen.

Die Förderung ist regional auf das Ruhrgebiet beschränkt, die Anträge müssen einem der folgenden fünf Bereiche zugeordnet werden können: Wissenschaft, Bildung, Gesundheit, Sport oder Kunst und Kultur. Es können zwischen 500 und 25.000 Euro beantragt werden.

Info: www.krupp-stiftung.de

Bewerbungen sind noch bis 30. September und ausschließlich online möglich: https://antrag.krupp-stiftung.de.