Essen. Der Essener Intensivpfleger Bujotzek weiß, wie es läuft, wenn kleine Krankenhäuser schließen. Deshalb macht ihm die Klinikreform Sorgen.

Alexander Bujotzek, 33, hat bereits erlebt, wie es ist, wenn in der Nähe eines großen kleinere Krankenhäuser schließen müssen: Ende Dezember 2020, mitten in der Corona-Pandemie, machten im Essener Norden erst das Marienhospital in Altenessen, dann das St. Vincenz-Krankenhaus in Stoppenberg dicht. Aller Protest half damals nichts.

Schichten im Krankenhaus längst unterbesetzt

Was danach passierte, schildert Bujotzek, Intensivpfleger am Uniklinikum Essen, so: Das Krankenhaus, in dem er selbst arbeitet, werde seither priorisiert angefahren. „Unsere Ambulanzen sind also voller. Wir haben mehr Patienten, aber nicht mehr Personal.“ Ohnehin sei man in den Schichten schon unterbesetzt.

Angesichts der nun geplanten Krankenhausreform stellt sich Bujotzek die Frage, „ob die Vorhaltepauschalen hoch genug sein werden, dass vor allem kleine Krankenhäuser überleben können“. Das gelte besonders auf dem Land.

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Ein halbes Jahr lang haben Bund und Länder um die Krankenhausreform gerungen. Nun gelang ihnen ein Kompromiss, der sicherstellt, dass die Krankenhausplanung Ländersache bleibt. Wichtigster Teil der Reform ist die Abkehr von den Fallpauschalen. Bisher nehmen die Kliniken dann viel Geld ein, wenn sie möglichst viele Patientinnen und Patienten behandeln.

Dieses System wird zum Teil von einer Vorhaltevergütung abgelöst: Kliniken können mit diesen garantierten Einnahmen 60 Prozent ihrer Kosten ausgleichen, egal, ob viele Betten belegt sind, oder nicht. Die Fallpauschalen werden aber nicht komplett abgeschafft.

Zweite Säule ist die Qualitätsverbesserung: Die Kliniken werden bestimmten „Leistungsgruppen“ zugeordnet, zum Beispiel „Kardiologie“ oder „Neurologie“, wenn sie in diesen Bereichen wirklich gut sind. NRW, das diesen Weg bereits eingeschlagen hat, dient hier als Vorbild für die deutschlandweite Reform.