Castrop-Rauxel. Die Massenschlägerei in Castrop-Rauxel wurde durch einen Streit zwischen Kindern ausgelöst. Hinweise auf einen Clan-Hintergrund gebe es nicht.
Die Massenschlägerei in Castrop-Rauxel in der vergangenen Woche mit zahlreichen Verletzten ist nach den bisherigen Ermittlungen durch einen Kinderstreit zwischen zwei Elfjährigen ausgelöst worden. Das berichtete der zuständige Dortmunder Oberstaatsanwalt Carsten Dombert am Dienstag. Er sehe keine Hinweise für einen Clan-Hintergrund - etwa Verteilungskämpfe im Milieu krimineller Familien, sagte Dombert.
In Castrop-Rauxel waren am Donnerstagabend zwei größere Gruppen unter anderem mit Dachlatten, Baseballschlägern und Messern aufeinander losgegangen. Bekannt sind sieben Verletzte, die in sechs verschiedenen Krankenhäusern liegen. Ein Syrer war lebensgefährlich verletzt worden, er sei aber nach einer Not-OP auf dem Weg der Besserung, sagte der Staatsanwalt.
Weitere Massenschlägerei in Essen
Einen Tag nach Castrop-Rauxel war es am Freitagabend nur 30 Kilometer entfernt in Essen zu einer weiteren Massenschlägerei gekommen. Es habe sich um gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen größeren Personengruppen mit syrischer und libanesischer Nationalität „an wechselnden Örtlichkeiten“ gehandelt, hatte die Essener Polizei mitgeteilt. Dazu liefen die Ermittlungen, sagte ein Sprecher am Dienstag. In beiden Städten war die Lage am Dienstag ruhig.
Laut Staatsanwalt Dombert gibt es bei den Ermittlungen in Castrop-Rauxel bisher keine Hinweise für einen Zusammenhang mit den Schlägereien in Essen. Es sei nur ein einziger mutmaßlicher Teilnehmer aus Castrop-Rauxel auch am Folgetag in Essen gesehen worden, so der Staatsanwalt.
Auseinandersetzungen Thema im Düsseldorfer Landtag
Die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Ruhrgebiet sind am Mittwoch auch Thema in einer Sondersitzung des Innenausschusses im Düsseldorfer Landtag. Das Innenministerium hat die Massenschlägereien zusätzlich auf die Tagesordnung gehoben.
Laut Dombert waren vor der Massenschlägerei in Castrop-Rauxel die beiden Elfjährigen, ein junger Libanese und ein Syrer, die beide im selben Mietshaus lebten, aus einem banalem Alltagsanlass aneinandergeraten. Der Konflikt habe auf die libanesischen und syrischen Familien der beiden übergegriffen und zu dem Massenkonflikt geführt. Von 52 mutmaßlich Beteiligten seien Personalien festgestellt worden. Unter anderem würden zahlreiche Videos zum Ablauf ausgewertet, sagte der Staatsanwalt.
Vier Beamte durch Pfefferspray verletzt
Bei dem Polizeieinsatz am Freitag in Essen waren laut Polizei vier Beamte durch Pfefferspray verletzt worden. Insgesamt seien am Wochenende über 250 Menschen und mehrere Dutzend Fahrzeuge kontrolliert worden, hatte die Polizei mitgeteilt. Dabei wurden den Angaben zufolge Messer und Schlagwerkzeuge sichergestellt, die Polizei leitete mehrere Strafverfahren ein. Die Stadt Essen hatte am Montagabend nach einem Treffen von Polizei und Ordnungsbehörden angekündigt, dass „ein detaillierteres Lagebild zur syrischen Community in Essen erstellt werden soll.“
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach am Freitag von einer „Tumultlage“. 50 Menschen seien aufeinander zugelaufen und hätten „aufeinander eingeprügelt“. „Das ist ein nicht zu akzeptierender Tatbestand.“ Die Taten einzelnen Personen aus den Gruppen zuzuordnen und die Videoaufnahmen auszuwerten sei "kriminalistische Kleinarbeit“.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen kündigt verstärkte polizeiliche Maßnahmen an
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen kündigte am Freitag verstärkte polizeiliche Maßnahmen im Stadtgebiet an. „Ich finde es erschreckend, dass Personen der Meinung sind, sie könnten Meinungsverschiedenheiten mit Gewalt austragen. Das Ausmaß und die Dimension haben mich erschüttert“, teilte sie mit. Nach Polizeiangaben konnte erst ein Großaufgebot an Einsatzkräften die Lage stabilisieren, auch ein Hubschrauber wurde eingesetzt. „Eine derartige Einsatzlage ist eine große Herausforderung für die Polizei. Bedanken möchte ich mich bei allen eingesetzten Kräften, die diese extrem schwierige Einsatzlage bewältigt haben.“ (Red/dpa)
In Castrop-Rauxel waren am Donnerstagabend zwei größere Gruppen unter anderem mit Dachlatten, Baseballschlägern und Messern aufeinander losgegangen. Bekannt sind sieben Verletzte, die in sechs verschiedenen Krankenhäusern liegen. Ein Syrer war lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben des zuständigen Dortmunder Oberstaatsanwalts Carsten Dombert ist er aber nach einer Not-OP auf dem Weg der Besserung.
Die Polizei bittet um Zeugenvideos
Im Rahmen der Ermittlungen hat die Polizei Zeugen um die Zusendung von Videos der Tumulte gebeten. Nach bisherigen Erkenntnissen seien mindestens 18 Videos gefilmt und geteilt worden, berichtete die Polizei am Mittwoch. Bei den in sozialen Medien geteilten Dateien sei die Qualität allerdings „stark reduziert“. Deshalb seien die Ersteller der Clips gebeten, die Originaldateien zur Verfügung zu stellen. Bisher lägen sechs dieser Dateien schon vor.