Essen. Zum WAZ-Videotalk kommt Immunologe Prof. Matthias Gunzer von der Universität Duisburg-Essen. Er sagt: „Ohne Tierversuche gibt es keine Medizin.“

Als im März Tierversuche der Universität Duisburg-Essen in die Kritik gerieten, da stand er auf, sich und die Arbeit seiner Kollegen zu erklären. Überhaupt hat sich Prof. Matthias Gunzer das zur Aufgabe gemacht: Wissenschaft besser zu vermitteln. Nun kommt der Biologe und Immunologe am Donnerstag zur WAZ: Im WAZ-Videotalk „Ruhrgebiet, wir müssen reden“ spricht er mit Chefredakteur Andreas Tyrock über Forschung für die Medizin, Fortschritte der Immunologie und Experimente mit Mäusen.

Zum Arbeiten gehen die Biologen und Biologinnen der Uni manchmal in den Keller: Hier leben die Graumullen, mit denen sie in Essen seit Jahrzehnten erfolgreich forschen. Es ist kein Geheimnis, was im Mullarium passiert, Interessierte sind willkommen – aber immer wieder gibt es öffentliche und laute Kritik. Im Frühjahr warf der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ den Essener Forschern vor, mit den Mullen besonders grausame Experimente durchgeführt zu haben. Prof. Matthias Gunzer, der selbst vor allem mit Mäusen arbeitet, stellt sich ebenso deutlich dagegen: Ohne Tierversuche, sagt er, gebe es keine Medizin.

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Gunzer: Debatte um Tierversuche ist „unehrlich“ und „brandgefährlich“

Gunzer kann das gut begründen und wird nicht müde, das zu tun. Sein Fachgebiet ist die Experimentelle Immunologie, er kennt sich also aus mit den Grundlagen der körpereigenen Abwehr gegenüber Bakterien, Viren und anderen Krankheits-Erregern. Er ist Leiter des zugehörigen Instituts an der Uni-DUE, Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) und Vorsitzender der Kommission für Artgerechte Tierversuche in der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Forscher: Ohne Tierversuche gäbe es keine Medizin

Gast im WAZ-Videotalk: Prof. Dr. Matthias Gunzer.
Gast im WAZ-Videotalk: Prof. Dr. Matthias Gunzer. © ISAS | Hannes Woidich

Die Debatte um die Tierversuche findet er „unehrlich“ und „brandgefährlich“: Ohne dass Wirkstoffe an Tieren erprobt würden, so seine Meinung, gäbe es heute keine Antibiotika, keinen Blutdrucksenker, kein Krebsmittel, nicht einmal Aspirin. „Sämtliche derzeit verfügbaren Medikamente wurden während der Entwicklung in sogenannten präklinischen Tests in Tieren getestet.“ Viele Experimente hätten erst die Grundlage für Therapien und damit eine Verbesserung der Lebensqualität gelegt.

Das sei, so Gunzer, auch für die Zukunft zu erwarten: Die medizinische Forschung beschäftigt sich intensiv mit den Immunzellen des Menschen, mit Impfungen, nicht nur gegen Covid-19, sondern auch gegen Krebs oder Aids.

Wissenschaft, findet der Experte, müsse „den Elfenbeinturm verlassen“. Zwar sitzt er sonst selbst auch in einem Turm, sein Büro liegt in einem der Hochhäuser auf dem Essener Uni-Gelände. Aber am Donnerstag, 4. Mai, ist Prof. Matthias Gunzer im Studio der WAZ zu Gast und stellt sich den Fragen von Chefredakteur Andreas Tyrock. Das Video zum Talk ist ab 17 Uhr auf WAZ.de zu sehen.