Lüdenscheid. Seit gut eineinhalb Jahren ist die Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid gesperrt. Warum das manche Händler in der Stadt verzweifeln lässt.
Wie es geht? Statt einer Antwort zeigt Taner Sürmeli durch die großen Fenster von „Maths Döner House“ nach draußen, wo sich eine nicht enden wollende Schlange aus Pkw und LKW im Schritttempo an seiner Imbissbude vorbeischiebt. Wie soll es schon gehen, wenn vor der Tür nichts mehr geht? „Es wird immer schlimmer“, sagt Sürmeli.
"Es kommt keiner mehr“
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März 2019 hat er hier an der Lennestraße in Lüdenscheid seinen Grill eröffnet. Gut 800 Meter sind es von hier bis zur Auffahrt auf die A45. „Normal zwei, drei Minuten mit dem Auto“, weiß Sürmeli. Aber normal ist schon lange her. Seit die Rahmedetalbrücke gesperrt ist, kann es auch schon mal eine halbe Stunde dauern. Genau, wie in die andere Richtung. Das schreckt die Kundschaft. „Es kommt keiner mehr.“ Kaum weniger schlimm: Auch der während Corona eingeführte Lieferdienst wird von den Firmen in der Umgebung nicht mehr genutzt. „Wenn Sie mittags einen Döner wollen, müssen Sie um 9 Uhr bestellen“, sagt der Grill-Betreiber. „Das macht doch keiner.“
„Hoffnungslos“ nennen viele, die entlang der Umleitungsstrecken leben oder arbeiten, die Situation. In der Fußgängerzone ist sie zumindest ernst. Er komme noch gut zurecht, sagt Oliver Scherff, Betreiber eines Feinkostladens in der Fußgängerzone. Auch weil er anbietet, was kein anderer anbietet. Aber selbst er hat festgestellt: „Es sind einfach weniger Menschen in der Stadt. Viele haben keine Lust, über eine Stunde im Auto zu sitzen, nur um hier einzukaufen.“ Zumal die Fußgängerzone und Aufenthaltsqualität in Lüdenscheid zwei Wörter sind, die man selten in einem Satz findet.
Viele Filialisten kehren der Stadt den Rücken
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„Der Standort ist durch die gesperrte Brücke unattraktiver geworden“, sagt Patrick Jahn, Optiker nahe des Rathauses und Beirat für den Einzelhandel im Verein „Wir für Lüdenscheid“. Vor allem die großen Filialisten würden der Stadt wegen zurückgehender Kundenfrequenz und schwierigen Warenlieferungen den Rücken kehren. Immerhin: Für lokale Händler, die hier verwurzelt sind, ist das Ganze vielleicht auch eine Chance.“
Chance? Taner Sürmeli schüttelt den Kopf. Sein Vermieter will ihn nicht aus dem Vertrag lassen, die Bank ihm keinen Kredit geben. Mit der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister habe er gesprochen, sagt er. Man wolle sich kümmern, wolle helfen, hat er nach eigener Aussage aus dem Rathaus gehört. „Passiert ist bisher nichts“, behauptet der Grill-Besitzer. „Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalten kann.“
„Wer will da schon wohnen?“
Andere an der Umleitungsstrecke wollen längst nicht mehr durchhalten, müssen aber. „Eine Stunde statt 15 Minuten bis zur Arbeitsstätte, und Besuch kriege ich kaum noch“, erzählt ein Verkäufer in einem der Sportgeschäfte der Innenstadt. „Wenn ich meine Wohnung verkaufen könnte, würde ich die Stadt verlassen.“ Wird aber wohl nicht passieren. „Wer will da schon wohnen?“