Essen. Im TV, auf der Bande im Stadion und als Poster. Immer mehr Fans im Revier wehren sich gegen die permanente Werbung für Sportwetten.

Mittlerweile fühlen sich selbst Fußballfans von der immer größer werdenden Flut der Sportwetten-Werbespots genervt. „Es reicht“, sagt etwa Markus Sotirianos, vor Vorstand der Fan-Vereinigung „Unsere Kurve“, in der landesweit mehrere Hunderttausend Fußballfans organisiert sind „Und das sehen viele genauso.“ Einige von ihnen haben deshalb im vergangenen Jahr das „Bündnis gegen Sportwetten-Werbung“ gegründet. Mit dabei ist auch Jost Peter, nicht nur Vorsitzender sowohl der Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen als auch von „Unsere Kurve“.

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„So eine Sportwette ist kein harmloses Spiel, mit dem in einfacher und schneller Weise Geld zu gewinnen ist“, sagt Peters. „Darin liegt ein riesiges Suchtpotential. Deshalb verstehen wir nicht, dass im Unterschied zu Tabak, hochprozentigem Alkohol oder Pornografie für Sportwetten trotz des Jugendschutzes weitgehend uneingeschränkt geworben werden darf. Vor allem, weil die Zahl der Werbespots total ausufert.“

„Vieles lässt sich leicht umgehen“

Kaum eine Sportart, auf die nicht gewettet werden kann.
Kaum eine Sportart, auf die nicht gewettet werden kann. © Montage/Adobe

Peters und Sotirianos wissen, wovon sie sprechen. Sie kennen Menschen, die nicht loskommen von den Wetten. Und deshalb lassen sie sich auch nichts erzählen von den Sportwettenanbietern. „Natürlich spielen die meisten Fans bei den Legalen“, sagt Peters. Und von den Beschränkungen, auf die die Anbieter immer wieder hinweisen, halten sie wenig. „Vieles lässt sich ganz einfach umgehen“, sagt Peters. Selbst eigentlich Verbotenes werde weiter angeboten. „Die riskieren es einfach. Und meistens passiert ihnen auch nichts.“

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Die Folgen für die Wettsüchtigen aber können schrecklich sein. Sotirianos erzählt von einem 22-Jährigen, der sich – es ist noch nicht lange her – umgebracht hat, weil er nicht mehr wusste, wie er den Schuldenberg aus seinen verlorenen Sportwetten abtragen sollte.

„Falls nötig, professionelle Hilfe holen“

Sportwettenwerbung vereinnahme die Fankultur, verharmlose und normalisiere die Zockerei, zudem würde nicht adäquat auf die Suchtgefahren hingewiesen und der Jugendschutz nicht geachtet, warnt er. „Für uns ist die Grenze des Erträglichen überschritten.“

„Geht wachsam mit den Angeboten der Sportwetten-Industrie um und informiert Euch über die Gefahren von Sportwetten“, sagen Peters und Soturianis. „Wenn Ihr das Verhalten eines Freundes oder Bekannten als problematisch betrachtet, sprecht es offen an und holt Euch, falls nötig, professionelle Hilfe.“