Essen. Viel Lob gab es für das Balkanrestaurant. Aber laut Anklage soll es die Zentrale für den Handel mit Kokain und Marihuana gewesen sein.

Mit Gerichten kennt er sich aus. Mal in der Küche seines Balkanrestaurants im Essener Stadtteil Bochold, mal in den Sälen der Strafjustiz. Aktuell bleibt seine Küche kalt, denn Milos W. muss sich seit Dienstag vor dem Landgericht Essen wegen schwunghaften Drogenhandels verantworten.

Jahrelang hat der 46-Jährige sein gutbürgerliches Speiselokal betrieben. Im Internet lassen sich die positiven Bewertungen nachlesen. Sie loben das frische und reichhaltige Gemüseangebot, die Qualität des Fleisches auf den Grilltellern und den Geschmack der Saucen.

Genussware der illegalen Art

Aber neben diesen Produkten für Genießer soll er auch Genussware der illegalen Art im Angebot gehabt haben, behauptet die Essener Staatsanwaltschaft. Mit ihm sitzen drei mutmaßliche Komplizen, sie sind zwischen 21 und 32 Jahre alt, vor der XXIV. Strafkammer.

Laut Anklage hatte er das Sagen in dieser Gruppe. Er soll mit Kokain und Marihuana einen schwunghaften Handel betrieben haben. Es habe sich um Rauschgift im zweistelligen Kilobereich gehandelt, das er aus den Niederlanden, Spanien und Albanien bezogen habe.

Netzwerk mit zahlreichen Abnehmern

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft verfügte er über zahlreiche Kontakte zu potenziellen Abnehmern der illegalen Ware. So sei es ihm möglich gewesen, auch diese großen Mengen Rauschgift innerhalb weniger Tage weiterzuverkaufen.

Das musste organisiert werden. Die Strafverfolger glauben, für die Lagerung und den Verkauf habe er Wohnungen und sein Restaurant genutzt. Seine 31 Jahre alte Mitangeklagte soll er eingesetzt haben, um zu testen, ob er von der Polizei beobachtet werde. Dafür soll sie Autos angemietet haben und ohne Drogen quer durch Deutschland gefahren sein. Alles nur, um zu sehen, ob die Polizei ihn observiere. Gelegentlich soll er sie aber auch als Kurierfahrerin losgeschickt haben.

Marihuana-Plantagen betrieben

Mit einem weiteren Angeklagten, 32 Jahre alt, soll er gemeinsam zwei Marihuana-Plantagen betrieben haben. Für die praktischen Fragen der Aufzucht soll der jüngste Angeklagte zuständig gewesen sein. Der heute 21-Jährige war zur Tatzeit Heranwachsender, so dass jetzt gegen alle vier Angeklagten vor einer Jugendstrafkammer verhandelt wird.

Die Anklage spricht von 19 Taten. Milos W. soll dabei mindestens 275,5 Kilogramm Cannabis und 61,5 Kilogramm Kokain umgesetzt haben. Das alles in der Zeit von August 2020 bis August 2022. An einem der nächsten Tage will Milos W. sich zu den Vorwürfen äußern. Ein Mitangeklagter hat bereits gestanden.

Bewährungsstrafe für Waffengeschäfte

Vor fünf Jahren hatte er schon einmal im Blick der Ermittler gestanden. Bei einer europaweiten Razzia, ausgelöst durch Ermittlungen gegen die organisierte Kriminalität in Kroatien, hatten Polizisten auch das Bocholder Restaurant und zwei Wohnungen durchsucht. Dabei sollen sie 15 Kilo Munition und ein Gewehr sichergestellt haben. 2018 bekam er am Amtsgericht Essen sein Urteil: zwei Jahre Haft mit Bewährung.

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