Essen. Können ja, aber wollen? Männer machen selten was sie sollen - zumindest, wenn es der Wunsch ihrer Frau ist. Und wenn es um handwerkliche Arbeiten geht, haben sie ihren ganz eigenen Kopf - mit sehr unterschiedlichen Resultaten für das traute Heim und deren Bewohner.
Männer könnten so nützlich sein. Sie könnten die Garage aufräumen oder den Flur streichen. Meiner hat sogar mal versprochen, den Wasserkasten reinzutragen. Stattdessen verwirklicht er sich als Heimwerker. Wenn mein Mann Urlaub hat, duckt sich der Garten und das Haus würde sich am liebsten im Keller verkriechen: Was hat er jetzt wieder vor?
In diesen Sommerferien hatte mein Mann drei Wochen frei und seitdem sind wir die einzige Familie in Deutschland, deren Mülltonnen hinter einer Mahagoni-Verkleidung stehen. Natürlich ist es kein echtes Mahagoniholz. Mein Mann hat aus Dachlatten und rotbrauner Beize eine Mahagoni-Imitation gezaubert. Unsere Abfalltonnen sehen jetzt so hochnäsig aus wie Tante Ingrids Stilmöbel. Wenn ich Küchenreste raustrage, schlage ich sie in Seidenpapier ein, damit meine Edel-Tonnen nicht beleidigt sind.
Die nackte Hauswand
Das Projekt für die Tonne war nach einem Tag erledigt, mein Mann ließ den Blick schweifen und sah eine nackte Haus-Rückwand, wie geschaffen für einen Kaminholz-Unterstand, fand er. Ich stimmte zu, gab aber zu Bedenken, dass wir gar keinen Kamin haben. „Egal”, sagte er und fuhr zum Baumarkt. Nach drei Tagen prangte an der Hauswand das allerliebste Holzdach mit rundlich-rustikalen Schindeln. Wenn man jetzt noch eine Mühle, einen rauschenden Bach und eine Alm mit Ziegen daneben gesetzt hätte, würde das Dach prima in die Landschaft passen. Meinem Mann fiel auf, dass wir einen Kamin brauchen. Er sah mich caritativ an, wie St. Martin den Bettler: „DU frierst doch immer!” Das Thermometer zeigte 31 Grad. Während alle Welt schwimmen ging, haben wir jeden Kaminofen-Händler zwischen Dortmund und Emmerich besucht.
Mein Mann will nicht irgendeinen Kaminofen, nein, er muss aus Gusseisen sein und groß. Wahrscheinlich möchte er die Zentralheizung von der Wand schmelzen und mich verdunsten. Ich fürchte, er hat gegenüber in Hamborn zuviel Thyssen geguckt. Ich könnte mich für einen netten zierlichen Ofen erwärmen, mit hellen geblümten Kacheln. Also ein Teelicht, knurrte mein Mann und schlug einen Kompromiss vor: Wir kaufen einen großen gusseisernen Ofen. Im Sommer darf ich eine Vase mit Gänseblümchen draufstellen. Wir vertagten die Entscheidung, bestellten aber schonmal Holz, damit sich der neue Unterstand nicht einsam fühlt. Mein Vorschlag, die Mahagoni-Mülltonnen-Verkleidung hübsch kleingehackt darunter zu stapeln, verhallte.
Projekt Wohnzimmer
Bis wir einen Ofen gefunden haben, der stilistisch zwischen Hüttenwerk und Jugendstil liegt, bereiten wir unser Wohnzimmer vor. So ein Kaminfeuer ist ja die pure Behaglichkeit. Man muss nur die Außenwand aufkloppen für das Kaminrohr und eine riesige Stahlplatte unter den Ofen legen, leider ist kein Platz mehr für meinen Lieblingsschrank, die Bilder müssen von der Wand, die Vorhänge und die brennbare Tapete sowieso. Wenn alles fertig ist, sieht das Wohnzimmer aus wie eine Garage. Wozu brauchen wir eigentlich einen Ofen? Prasselnde Romantik? Die Augen meines Mannes leuchteten, nein, sie loderten. Er sprach von nachwachsenden Rohstoffen und Kettensägen. Er wolle selbst in den Wald, Holz holen... draußen in der Natur etwas Sinnvolles und Ursprüngliches tun. Ich zeigte ihm draußen auf der Treppe den Wasserkasten, den er mir reintragen wollte, ursprünglich...
Kaminholz, ein Kubikmeter, ca. 100 Euro.