Dortmund. Seit zehn Jahren gibt es den Tatort aus Dortmund. Mit einer Vorab-Vorführung der Jubiläumsfolge feierten 1000 Besucher das Jubiläum.
Es ist nicht Sonntag, 20.15 Uhr, es ist Samstag 21.30 Uhr. Trotzdem ist Tatort-Zeit. Zumindest hier am stillgelegten Hochofen 5 auf Phoenix-West. Wo in den vergangenen Wochen die Dortmunder Filmnächte stattgefunden haben, zeigt der WDR, was im Fernsehen erst im Frühjahr 2023 zu sehen sein wird: Die Jubiläumsfolge zum 10. „Geburtstag“ des Dortmunder Tatorts.
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Deshalb sind Jörg Hartmann (53), Rick Okon (33) und Stefanie Reinsperger (34) auch vor Ort an diesem Abend – zusammen mit 1000 anderen Gästen. „Wir waren“, heißt es beim Veranstalter, „sofort ausverkauft.“ Hätte man nicht gedacht, dass die Ermittler aus dem Revier mal so beliebt werden könnten. „Die werden sie nicht nach fünf Minuten lieb haben“, hat Thomas Jauch, Regisseur der ersten Folge „Alter Ego“ vorgewarnt. „Wir haben uns nie ans Publikum rangeschmissen“, sagt auch Hartmann.
Faber: Innerlich zerrissen, äußerlich verschlissen
Vor allem Faber, den sein Darsteller damals als „sperrigen Typ“ beschreibt, spaltet in der ersten Zeit die Zuschauer. Zwischen Genie und Wahnsinn hat das Drehbuch ihn angelegt, innerlich zerrissen, äußerlich verschlissen, ambivalent und mit Abgründen und vielen dunklen Geheimnissen. Es ist eine Rolle, wie sie Hartmann liebt, „auch weil wir nicht immer alles gleich erklären“. 22 Folgen des Dortmunder Tatorts hat der WDR in diesen zehn Jahren gezeigt. Mit Jan Pawlak und Rosa Herzog sind mittlerweile zwei neue Figuren im Team, drei sind ausgestiegen. Zuletzt ist Martina Bönisch den Serientod gestorben, weil Anna Schudt nach neuen Herausforderungen sucht.
Das tut Hartmann auch, aber er hat sie gefunden, indem er zusammen mit dem Autoren Jürgen Werner für die Folge 23 das Drehbuch geschrieben hat. „Du bleibst hier“ heißt sie – hier im Leben. Es ist das Versprechen, das die sterbende Boenisch Faber abgenommen hat. Hartmann hat es aufgegriffen und eingearbeitet in eine Geschichte, die er „schon seit Jahren im Kopf hatte“.
Chance, dass etwas Neues entsteht
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Ein Drehbuch zu schreiben ist kompliziert, ein Drehbuch für den Dortmunder Tatort zu schreiben noch komplizierter. Zwar ist jede Folge in sich abgeschlossen, anders als beispielsweise in Münster, aber werden auch Geschichten linear über mehrere Episoden erzählt. „Du bleibst hier“ ist zwar ein Neubeginn, aber die Folge setzt nicht alles wieder auf null. Hartmann greift alte Probleme der Figuren auf, rollt aber gerade für Faber auch erste Fäden ganz frischer Handlungsstränge aus, die unter anderem seinen Vater ins Spiel bringen. „Die Karten sind neu gemischt worden“, sagt der Herdecker Schauspieler.
Okon und Reinsperger sind offenbar zufrieden mit dem Blatt, das sie dabei bekommen haben. So traurig es sei, dass Anna Schudt nicht mehr mitspiele und ihre Figur damit nicht mehr präsent sei, sagt die Österreicherin, sei es doch „eine Chance, dass etwas Neues und Anderes entsteht.“ Und wie ihre Kollegen schätzt sie die lineare Erzählweise. „So kannst du deine Figur viel tiefer anlegen“, bestätigt Okon. „Das macht die Rolle besonders interessant.“
Hartmann versichert: „Noch brennt die Flamme“
Auf neue Untergebene scheint sich Kommissar Faber in absehbarer Zeit also nicht einstellen zu müssen. Und anders herum? Faber lächelt und gibt Entwarnung: „Ich habe immer gesagt, wenn ich anfange einfach Schubladen aufzumachen, muss mich jemand stoppen.“ Bisher kein Thema. „Noch brennt die Flamme“, sagt Hartmann, „und das wird sie auch noch eine ganze Weile.“