Ruhrgebiet. Kennen Sie den Edwardsfasan? Oder den Zwergpumplori? In den Ruhrgebietszoos leben Vertreter äußerst gefährdeter Tierarten. Wir stellen drei vor.

Orang-Utans in Gelsenkirchen, Seekühe in Duisburg, Breitmaulnashörner in Dortmund – diese Tiere sind die Stars in ihren Zoos. Aber in ihrem Schatten leben viele erstaunliche, bedrohte Tiere, die nur selten Aufmerksamkeit bekommen. Hier sind drei exotische Bewohner des Ruhrgebiets.

Chinesischer Riesensalamander, Zoo Duisburg

Ein Chinesischer Riesensalamander in Duisburg.
Ein Chinesischer Riesensalamander in Duisburg. © Zoo Duisburg

Man könnte den braun-schwarz marmorierten Ting Ting auch für ein Kieselbett halten. Ihre natürliche Tarnung schützt die Artgenossen des Chinesischen Riesensalamanders allerdings nicht vor Wilderern. Die größte Amphibie der Welt – der Schwanzlurch wird über ein Meter lang – ist von der Ausrottung bedroht. Offenbar schmecken die Tiere, aber es ist auch Aberglaube im Spiel, wenn Körperteile als Aphrodisiakum oder gegen Anämie eingesetzt werden. Die Zerstörung ihres Lebensraumes tut ein Übriges.

Zwar werden die Tiere in China gezüchtet und ausgewildert, doch das scheint kontraproduktiv zu sein, hatte ein Forscherteam vor vier Jahren herausgefunden. Denn in Flüssen haben sich hoch spezialisierte Unterarten herausgebildet, und die ausgewilderten Tiere sorgen für schlechtere Anpassung. Obwohl über 70.000 Tiere ausgewildert wurden, haben die Forscher nur zwei Dutzend Exemplare in freier Wildbahn zählen können.

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Der Duisburger Zoo ist einer von acht Zoos in Europa, die Chinesische Riesensalamander halten. Man kann Ting Ting und Zhong Li im Aquarium betrachten, oder besser suchen. Denn wie gesagt ist er gut getarnt. Mit ihrem platten Kopf, den winzigen Augen und der riesigen Mundspalte sind sie sind nicht so knuffig wie Pandas, aber mindestens ebenso bedroht. Ihr Ruf soll wie das Schreien eines Babys klingen, daher werden sie in China „Babyfish” genannt.

Noch ein Tipp: Die indonesische Inselfruchttaube wirkt unscheinbar, gehört aber zu den seltensten Vogelarten in europäischen Zoos. In Duisburg gelang nun erstmals in Deutschland die Zucht.

Zwergplumploris, Zoo Dortmund

Zwergplumplori Marlene stammt aus einem Zuchtprogramm, kam in Belgien zur Welt. 
Zwergplumplori Marlene stammt aus einem Zuchtprogramm, kam in Belgien zur Welt.  © Zoo Dortmund | Marcel Stawinoga

Der verhangene Vogelkäfig fiel der Polizei in Kassel nur zufällig auf bei einer Verhaftung. Und die Beamten wussten das großäugige, verwahrloste Tier darin auch nicht gleich zuzuordnen. Aber rasch war klar: Es handelte sich um ein Zwergpumplori – eine Affenart, die das Pech hat, wegen ihrer geringen Größe, ihren großen Augen und dem hübschen Fell als Haustier begehrt zu sein. Sie zählt zu den am häufigsten illegal gehandelten Tierarten überhaupt – und ist in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht.

Das Lori-Weibchen aus Kassel war fast erblindet, was wohl auf jahrelange falsche Ernährung zurückzuführen war. Es hatte eine Odyssee über den Schwarzmarkt für Wildtiere in Russland hinter sich, Eine Augen-Operation half dem Tier, einen Teil seiner Sehkraft wiederzuerlangen. Das Tier wurde Rosi getauft und lebt seit Juli in Dortmund, zusammen mit Helena, Marlene und Flori, der ein ähnliches Schicksal hat. Er wurde offenbar aus seiner Heimat in China, Kambodscha, Laos oder Vietnam nach Thailand geschafft und von Bangkok im Handgepäck nach München geschmuggelt. Im Raum Leipzig beschlagnahmte ihn die Naturschutzbehörde.

Und warum Dortmund? Weil hier der Verein „Plumploris“ sitzt, der sich für die Tiere einsetzt, auch in ihren Heimatländern. In Deutschland hält nur der Zoo Leipzig Zwergpumploris. Die vier Dortmunder Loris leben im Regenwaldhaus „Rumah hutan“, leider ist dieses gerade coronabedingt geschlossen.

Noch ein Tipp: Die Zweifinger-Faultiere in Dortmund haben Ende April Nachwuchs bekommen. Das noch namenlose Jungtier ist seit kurzem zu sehen. Es hängt gern mit Mama Hexe ab.

Edwardsfasan, Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Exoten im Zoom Gelsenkirchen: der männliche Edwardsfasan.
Exoten im Zoom Gelsenkirchen: der männliche Edwardsfasan. © ZOOM | Marion Ruhland

Was für ein Hahn: Die Flügel tiefblau, an den Säumen türkis, die Augen rot umlappt, auf dem Kopf eine weiße Federkrone. In der Natur ist der Edwardsfasan zuletzt im Jahr 2000 gesichtet worden. In seiner Heimat Vietnam hat ihm nicht nur die übliche Mischung aus Abholzung, Ausweitung der Landwirtschaft, Verschmutzung und Jagd zugesetzt – er ist ein Hühnervogel „und schmeckt auch so“, sagt Zoom-Kurator Heiko Janatzek. Auch der Einsatz des Entlaubungsgiftes „Agent Orange“ im Vietnamkrieg habe der Tierart nachhaltig zugesetzt.

„Falls die Art überlebt haben sollte, ist die verbliebene Population extrem klein und fragmentiert“, schreibt die Stiftung Artenschutz. Vielleicht 1000 Tiere umfasse der weltweite Bestand in Zoos und bei Privatzüchtern. In NRW ist der seltene Fasan sonst nur in Wuppertal zu sehen. Aber auch als Gast im Zoom muss man Hahn und Henne schon suchen, denn das Paar kann sich frei in der Tropenhalle des Zoom bewegen – und meist bevorzugen die beiden das Unterholz. Schlafen tun sie übrigens auf Bäumen – „was das Haushuhn auch machen würde“, sagt Janatzek. Aber es ist zu fett gezüchtet worden.

Noch ein Tipp: Die Kleinen Pandas sind rot und erinnern eher an Waschbären als an ihre großen Namensvettern, mit denen sie die Vorliebe für Bambus teilen. Weil ihr gemeinsamer Lebensraum schrumpft, sind sie ebenso stark gefährdet.